Unsere Familie. Ein Buch für Solo-Mütter mit Wunschkindern nach Samenspende
Alleinstehende Frauen, die ihren Kinderwunsch mit Hilfe einer Samenspende umsetzen - das ist bei uns in Deutschland noch recht ungewöhnlich. Und dennoch trauen sich immer mehr Frauen diesen Schritt zu gehen. Für viele ist es keine einfache Entscheidung, alleine ein Kind zu bekommen und großzuziehen, denn sie hatten gehofft, ihren Kinderwunsch in einer liebevollen Beziehung erfüllen zu können, so dass das Kind mit einem Vater aufwachsen kann. Aber manchmal macht einem die biologische Uhr einen Strich durch die Rechnung. Ab Mitte 30 tickt sie immer lauter, eine feste Beziehung hat sich nicht ergeben, und irgendwann steht die Frage an, ob man auch alleine den Mut hat, seinen Wunsch nach einem Kind umzusetzen.
Es liegen keine Zahlen vor, wie viele Frauen diesen Weg gehen, aber es werden sicherlich immer mehr. Hierzu gehören Frauen mit guter Berufsausbildung, die ihren Kinderwunsch aufgeschoben haben, um ihre Karriere zu verfolgen. Es gehören Frauen dazu, die lange Jahre verhütet haben, um ihren Kinderwunsch zum „richtigen“ Zeitpunkt umzusetzen, dann aber ohne Partner waren. Und es gehören Frauen dazu, deren Partner den Kinderwunsch nicht teilten. Sie mussten ihre Vorstellung der romantischen Zeugung eines Kindes mit dem „richtigen“ Partner und zur„richtigen“ Zeit aufgeben und unromantische und nüchterne Entscheidungen treffen.
Diese Gruppen von Frauen sind sehr unterschiedlich. Manche sind unabhängige, junge Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Andere sind Frauen, denen der Kinderwunsch viel mehr bedeutet als der Wunsch nach einem Partner. Nicht alle tun sich leicht damit, sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegzusetzen, sie hadern mit ihrer Entscheidung, zögern sie lange hinaus und gehen irgendwann dennoch den Weg der „Solo-Mutterschaft“, weil ein Leben ohne Kind für sie unvorstellbar ist. Allen gemein ist jedoch, dass sie ihren Kinderwunsch umsetzen, weil sie viel Liebe zu schenken haben.
Wenn Sie diesen alternativen Weg der Familienbildung gegangen sind, haben Sie viele Schwierigkeiten überwinden müssen. Sie mussten überlegen, ob Sie es tatsächlich schaffen, ein Kind alleine großzuziehen und für alle Fragen alleine verantwortlich zu sein. Sie haben sorgfältig überlegt, ob es wirklich realistisch ist, eine Familie mit einem einzigen Einkommen und einem einzigen Elternteil zu gründen. Sie haben Ihrer Familie und Ihren Freunden Ihren Weg der Familienbildung erklärt und sind vielleicht nicht bei allen auf Verständnis gestoßen. Und dann mussten Sie viele konkrete Entscheidungen treffen: Sie mussten entweder einen Arzt (im Ausland auch medizinisches Fachpersonal oder Hebammen) und eine Samenbank finden, die bereit waren, Ihnen Samen zur Verfügung zu stellen bzw. Sie zu behandeln. Oder Sie haben über persönliche Kontakte einen Mann gefunden, der bereit war, Ihnen Samen zu spenden. Sie mussten entscheiden, ob der Spender anonym ist oder ob Ihr Kind ihn später kennenlernen kann. Sie haben im Internet recherchiert und sich Foren für Solo-Mütter angeschlossen, aber sicherlich haben Sie viele Fragen mit sich selbst ausgemacht, da es kaum Ratgeberliteratur oder Fachbücher gibt, die Ihren Weg der Familienbildung schildern. Und das bedeutet, dass Sie mit vielen Fragen alleine waren.
Mit diesem Buch möchten wir Sie bei Ihrem nächsten Schritt unterstützen: bei der Aufklärung Ihres Kindes über seine Zeugungsart. Wie erklärt man einem Kind, dass es einen genetischen Erzeuger, aber keinen Vater hat? Es ist eine ziemliche Herausforderung, vor allem, da Sie selbst wahrscheinlich in einer Familie mit zwei Elternteilen gezeugt wurden und aufwuchsen und da es auch in Ihrem Umfeld überwiegend traditionelle Familien mit Vater und Mutter gibt. Sie haben daher kaum Vorbilder. Unsere Familie hilft Ihnen, einen Anfang zu machen. Das Buch schildert mit einfachen Worten und bezaubernden Bildern, wie Sie als alleinstehende Frau Ihren Kinderwunsch mit Hilfe einer Samenspende umgesetzt haben. Unsere Familie ist für Kinder im Kindergartenalter, also zwischen drei und sechs Jahren, geschrieben, denn in diesem Alter fangen Kinder an, sich für Babys zu interessieren und nachzufragen, woher sie denn kommen. Dass diese frühzeitige Aufklärung für die Kinder und die Eltern am einfachsten ist, wird mittlerweile auch durch wissenschaftliche Studien belegt: Die Geheimhaltung gefährdet das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern und kann bei später und unbeabsichtigter Aufklärung zu einer Identitätskrise beim Kind führen. Wenn Sie dagegen offen mit der Zeugungsart umgehen, lernt Ihr Kind, dass auch Ihre Familienform eine der Varianten in dem bunten Teppich von Familienzusammensetzungen ist, die es in Deutschland und in vielen anderen Ländern gibt. Mit Hilfe des Buches erfährt Ihr Kind, dass man für ein Baby Samen und Eizellen benötigt und dass zu seiner eigenen Zeugung ein Mann beigetragen hat, der zwar der Erzeuger (oder in kindlicher Sprache vielleicht der „Samenschenker“) ist, der allerdings keine Vaterrolle für Ihr Kind einnimmt.