Beya

Beya von Gerlich,  Bianca Maria
Beya steht im Zentrum der politischen Ereignisse seit der Regierung von Sethy II bis fast zum Ende der Regierung von Siptah. Er wurde bislang hauptsächlich als Großkanzler, der für Siptah regierte, wahrgenommen, doch fungierte er in dieser Position schon zu Zeiten von Sethy II und führte überdies offiziell exaltiertere Titel als unter Siptah. Diese wiesen ihn unter anderem als rechtmäßigen Thronfolger von Sethy II aus, zudem besaß Beya ein königliches Grab im Tal der Könige nebst dazugehörigem Totentempel und eine Vielzahl an königlichen Vorrechten. Diese sowie seine anderen Hinterlassenschaften und seine Taten weisen ihn als eine der einflussreichsten Personen am Ende der 19. Dynastie aus. Beya kommt also eine noch größere Rolle zu als bislang schon angenommen. Er hat die Geschichte seiner Zeit entscheidend mitbestimmt. Diese Karriere, sein Aufstieg und Fall, bietet Raum für Interpretationen und Spekulationen. Da bislang keine verwandtschaftliche Beziehung zur Königsfamilie des Ramses II nachgewiesen werden konnte, mag es nicht leicht nachvollziehbar sein, dass ein – bislang als solcher vermuteter - gewöhnlicher Mensch so hoch aufsteigen konnte, und die Rechtmäßigkeit seiner Position wurde angezweifelt. Bis zur Forschungsstandänderung durch das Bekanntwerden neuer Funde in den Jahren 1980 und 2000 finden sich in der Literatur reichlich negative Annahmen zu Beya. Zum Beispiel wird er dafür verantwortlich gemacht, dass „Ägypten Gott vergessen hat“ und dass er als „Syrer Baj (Jrsw) versucht hatte, die Herrschaft an sich zu reißen“. Ihm wird unterstellt, als Emporkömmling aus Kanaan nach dem Tod von Sethy II durch Intrigen den Zorn der Einheimischen hervorgerufen zu haben. Es wird vermutet, dass er mit dem Umsturz der Tausret zu tun hat, indem er ihn eventuell geplant oder sie beseitigt hat, und dass er die Kartuschen des Sethy II entfernt hat, um sie mit denen des Siptah zu ersetzen. Seit den 1950er Jahren wurde Beya als Vorlage des „Syrers Arsu“ in Betracht gezogen, einer Feindfigur, die im Papyrus Harris I genannt wird und die für die angeblich chaotischen Zustände in der Zeit vor der Regierung des ersten Königs der 20. Dynastie verantwortlich gemacht wird und daher von König Sethnacht besiegt werden musste. Seitdem wurde Beya immer wieder als Ausländer gesehen und damit unterstellt, er wäre unrechtmäßig in der hohen Stellung gewesen, die er zweifelsohne eingenommen hat. Leider hält sich die einmal in die Welt gesetzte Annahme hartnäckig, obgleich der Forschungsstand heute ein anderer als in den 1950er Jahren ist. Insbesondere zwei Forschungsergebnisse seit 1980 fordern eine Neubewertung seiner Rolle: Zum einen wurde in jenem Jahr eine Notiz über Yurcos Untersuchung veröffentlicht, der festgestellt hat, dass Beya als Thronfolger hinter Sethy II in der Barkenstation, die Sethy II in Karnak errichtet hat, erscheint, bevor seine Inschrift und sein Bildnis zugunsten des Sohnes Sethy-Merenptah von Sethy II abgeändert wurden. Dieses Ergebnis wurde von Johnsson/Brand (2013) en detail verifiziert. Es ergibt sich daraus, dass Beya der Thronfolger von Sethy II gewesen ist und auch bereits den Kanzler-Titel getragen hat, was bedeutet, dass er den Höhepunkt seiner Karriere hier bereits erreicht hat und nicht erst unter Siptah. Zum anderen hat im Jahr 2000 die Zusammenfügung von zwei Ostraka Beyas Todesdatum mit dem fünften Jahr von Siptah ergeben, daher kann sich Beya nicht mit Sethnacht auseinandergesetzt haben, ebensowenig wie er mit Königin Tausret zusammen regiert haben kann oder sogar nach ihr. Schneider hat 2003 auf diese Forschungsergebnisse mit einem sehr erhellendem Fachartikel reagiert und dargestellt, warum Beya nicht zwangsläufig Ausländer gewesen sein und auch nicht hinter Arsu vermutet werden kann. Doch leider fließen die neuen Erkenntnisse ansonsten eher zaghaft in die Auseinandersetzungen zu Beya ein. Er wird bis heute als Usurpator bezeichnet, als Karrierist und als graue Eminenz hinter dem Thron, als jemand, der zu Unrecht Einfluss auf die Politik nahm, mal als Gegenspieler von Siptah, mal von Tausret, mal von Sethnacht. Seine Inanspruchnahme königlicher Privilegien erscheint anmaßend, ebenso seine Epitheta. Leider hat die Fixierung der Idee, Beya sei fremdländischer Herkunft gewesen und damit wahrscheinlich der Aufrührer Arsu, auch zu allerlei Vermutungen geführt, welche biblische Figur sich hinter ihm verbergen mag, zum Beispiel Moses oder Joseph. Es ist überfällig, sich von dem Postulat zu verabschieden, Beya sei Ausländer, was impliziert, dass ihm die königlichen Vorrechte nicht zustehen. Diese Diskussion versperrt den Blick auf Beyas eigentliche Bedeutung. Es ist daher ein Anliegen des vorliegenden Artikels, die Position von Beya anhand der bislang gefundenen Quellen zu erfassen. Im ersten Teil werden diese Quellen vorgestellt, im zweiten Teil erfolgt eine Diskussion anhand der Lebensstationen von Beya. Das Material im Anhang ergänzt die Diskussion und listet Beyas Namen, seine Titel und Epitheta auf, zeigt die entsprechenden Bildquellen zu Teil 1, des weiteren eine Karte mit der Lokalisation seiner Funde, einen Vergleich seiner bildlichen Darstellungen, übereinstimmende Angaben in den Quellen und eine hypothetische Chronologie seiner Quellen.
Aktualisiert: 2022-09-22
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Ein Darmstädter in Ägypten

Ein Darmstädter in Ägypten von Nickel,  Annika
Die Idee für dieses Buch entstand während der Forschungsarbeit von Frau Annika Nickel über die ägyptischen Sammlungen des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und der Sammlung Nassauischer Altertümer in Wiesbaden. Hierbei stieß sie auf das Reisetagebuch des Darmstädter Samengroßhändlers Gustav Hickler (1858-1923), das unveröffentlicht war. Hickler reiste aus gesundheitlichen Gründen als Tourist nach Ägypten, ohne Vorkenntnis über die Geschichte der altägyptischen Kultur besessen zu haben. Im Verlauf seiner Reise traf er auf bekannte Ägyptologen wie Adolf Erman (1854-1937), Gaston Maspero (1846-1916) und Jan Herman Insinger (1854-1918). Diese brachten ihm die antike Kultur näher und weckten sein Interesse daran. Er erwarb einige Altertümer bei einem namhaften Antikenhändler in Luxor, die er als Reiseerinnerungen mit in die Heimat nahm.
Aktualisiert: 2022-04-21
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