Von 1940 bis 1945 wurden aus dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen rund 17.000 Menschen, die das Nazi-Regime als Juden verfolgte, in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert – Frauen und Männer, Säuglinge und Schulkinder, Alte und Kranke. Fast alle sind ermordet worden; kaum mehr als 1.000 haben überlebt. Die Deportationen geschahen vor aller Augen.
Erst seit den 1980er Jahren ist dieses Verbrechen – die Entrechtung, Ausgrenzung, Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden – mitsamt dem konkreten Geschehen „vor Ort“ näher erforscht worden. Inzwischen liegen zahlreiche regionale Veröffentlichungen hierüber vor. Doch fehlte es bislang an einer Gesamtdarstellung zum Land Hessen, obwohl hier besonders viele Juden gelebt haben.
Die Pädagogin und Publizistin Monica Kingreen (1952–2017) hat sich dieser Aufgabe gestellt, konnte das Erscheinen ihres Werks aber leider nicht mehr erleben. Dieses Buch beruht auf dem von der Autorin hinterlassenen Manuskript, das von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen bearbeitet und in Teilen ergänzt worden ist.
Das Buch, das sich an einen breiten Leserkreis wendet, versammelt zahlreiche Selbstzeugnisse der Betroffenen. Es verleiht den Opfern und ihren Angehörigen eine Stimme und hält diese fest in einer Zeit, da die allermeisten Überlebenden bereits verstorben sind und nicht mehr selbst hierüber berichten können. In vielen Fotografien treten uns die Deportierten – mit näheren Erläuterungen zu ihrem Leben und Schicksal – leibhaftig gegenüber. Die hier abgebildeten Beispiele, aufgenommen um 1940, zeigen Menschen, die nur wenig später deportiert und ermordet wurden. Von den Deportationsvorgängen selbst sind damals ebenfalls Fotos angefertigt worden; aus Hessen sind bislang 65 solcher Bildzeugnisse bekannt. Sie werden hier vollständig veröffentlicht.
Regional widmet sich das Buch dem hessischen Raum in den Grenzen vor 1945, umfasst also die preußische Provinz Hessen-Nassau – mit den Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden – und das frühere Großherzogtum Hessen-Darmstadt (dann Volksstaat Hessen) mit den Provinzen Oberhessen, Rheinhessen und Starkenburg. So werden auch Verschleppungen aus Orten im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz einbezogen; längere Kapitel behandeln die Deportationen aus der Stadt Mainz und dem rheinhessischen Umland. Ergänzt wird das Buch durch Dokumente, Tabellen und Karten sowie Orts- und Personenindizes. Eine Übersicht der Deportationen weist erstmals auch die Verschleppungen aus den Städten und Dörfern hin zu den Deportationsorten nach.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Von 1940 bis 1945 wurden aus dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen rund 17.000 Menschen, die das Nazi-Regime als Juden verfolgte, in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert – Frauen und Männer, Säuglinge und Schulkinder, Alte und Kranke. Fast alle sind ermordet worden; kaum mehr als 1.000 haben überlebt. Die Deportationen geschahen vor aller Augen.
Erst seit den 1980er Jahren ist dieses Verbrechen – die Entrechtung, Ausgrenzung, Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden – mitsamt dem konkreten Geschehen „vor Ort“ näher erforscht worden. Inzwischen liegen zahlreiche regionale Veröffentlichungen hierüber vor. Doch fehlte es bislang an einer Gesamtdarstellung zum Land Hessen, obwohl hier besonders viele Juden gelebt haben.
Die Pädagogin und Publizistin Monica Kingreen (1952–2017) hat sich dieser Aufgabe gestellt, konnte das Erscheinen ihres Werks aber leider nicht mehr erleben. Dieses Buch beruht auf dem von der Autorin hinterlassenen Manuskript, das von der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen bearbeitet und in Teilen ergänzt worden ist.
Das Buch, das sich an einen breiten Leserkreis wendet, versammelt zahlreiche Selbstzeugnisse der Betroffenen. Es verleiht den Opfern und ihren Angehörigen eine Stimme und hält diese fest in einer Zeit, da die allermeisten Überlebenden bereits verstorben sind und nicht mehr selbst hierüber berichten können. In vielen Fotografien treten uns die Deportierten – mit näheren Erläuterungen zu ihrem Leben und Schicksal – leibhaftig gegenüber. Die hier abgebildeten Beispiele, aufgenommen um 1940, zeigen Menschen, die nur wenig später deportiert und ermordet wurden. Von den Deportationsvorgängen selbst sind damals ebenfalls Fotos angefertigt worden; aus Hessen sind bislang 65 solcher Bildzeugnisse bekannt. Sie werden hier vollständig veröffentlicht.
Regional widmet sich das Buch dem hessischen Raum in den Grenzen vor 1945, umfasst also die preußische Provinz Hessen-Nassau – mit den Regierungsbezirken Kassel und Wiesbaden – und das frühere Großherzogtum Hessen-Darmstadt (dann Volksstaat Hessen) mit den Provinzen Oberhessen, Rheinhessen und Starkenburg. So werden auch Verschleppungen aus Orten im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz einbezogen; längere Kapitel behandeln die Deportationen aus der Stadt Mainz und dem rheinhessischen Umland. Ergänzt wird das Buch durch Dokumente, Tabellen und Karten sowie Orts- und Personenindizes. Eine Übersicht der Deportationen weist erstmals auch die Verschleppungen aus den Städten und Dörfern hin zu den Deportationsorten nach.
Aktualisiert: 2023-01-26
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Juden waren stets ein Teil der Darmstädter Gesellschaft. Als geduldete Minderheit im Schutzjudenstatus seit dem Mittelalter, als Hoffaktoren und Finanziers der Landgrafen in der frühen Neuzeit hatten sie ihren Platz in der Residenzstadt. Das Landrabbinat wirkte weit in das Umland hinein. Mit der bürgerlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert wuchsen jüdische Geschäftsleute und Fabrikanten, Juristen und Mediziner, Wissenschaftler und Theologen, Dichter und Künstler in den bürgerlichen Mittelstand hinein. Jüdische Frauen und Männer haben das städtische Leben bereichert, seine kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung mitgestaltet. Als Abgeordnete wurden sie in das Gemeindeparlament und in den großherzoglich-hessischen Landtag gewählt. Gleichzeitig machte sich aber der Antisemitismus als politische Bewegung breit und mündete in die Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger unter dem NS-Regime. Heute gilt dieser Epoche eine vielgestaltige Erinnerungsarbeit in breitem bürgerschaftlichen Engagement. Die neue Jüdische Gemeinde, 1945/46 zögernd wieder gegründet, nimmt einen festen Platz im städtischen Leben ein.
Das Standardwerk „Juden als Darmstädter Bürger“ liegt als neu gestaltete und stark erweiterte Neuausgabe hiermit wieder vor. In thematischen Schwerpunkten veranschaulicht das Buch den Verlauf der jüdischen Geschichte in Darmstadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Biographische Essays stellen rund 50 historische Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beispielhaft mit ihren Leistungen und ihrem Schicksal vor. Eine Zusammenstellung von Opfern der Verfolgungen und Deportationen 1938–1945, erarbeitet auf der Grundlage neuester Forschungen, umfasst nahezu 600 Personen mit ihren biographischen Daten.
Über 200 Abbildungen illustrieren nicht nur jüdisches Leben in Darmstadt, sondern präsentieren auch zentrale Dokumente der deutsch-jüdischen Geschichte. Der umfangreiche Personen- und Ortsindex erschließt den Inhalt des Bandes und spiegelt gleichzeitig die weit über Darmstadt hinausreichende Ausstrahlung seiner jüdischen Einwohnerschaft.
Aktualisiert: 2021-01-27
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Aktualisiert: 2023-03-15
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In der Wetterau, einer bedeutenden Zentrallandschaft des mittelalterlichen Reiches, konnten Juden seit dem Mittelalter weitgehend ohne Vertreibungen bis über die Wende zur Neuzeit hinaus kontinuierlich leben. Neben den reichsstädtischen Judengemeinden in Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar nimmt das vorliegende Buch systematisch auch die kleineren Judenschaften in adeligen Territorien vergleichend in den Blick, hier vor allem Kronberg, Eppstein, Hanau, Nassau-Weilburg und Isenburg. Untersucht werden nicht allein rechts- und politikhistorische, sondern auch migrations- sowie sozial- und wirtschaftsge-schichtliche Aspekte. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit der jüdischen Erstbesiedlung in der Wetterau wäh-rend der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und reicht bis zu den Auswirkungen der sog. „Zweiten Judenschuldentilgung“ König Wenzels von 1390, die noch im beginnenden 15. Jahrhundert auszumachen sind. Diese weite Perspektive erlaubt eine Annäherung an die Fragen, in welchen Bereichen die Pestpogrome der Jahre 1348/50 – sie betrafen nahezu alle Judengemeinden im Reichsgebiet – zu Brüchen führten und welche Kontinuitäten in den christlich-jüdischen Beziehungen bzw. im innerjüdischen Bereich über diese tiefe Zäsur hinaus wirksam waren. Die singuläre Quellengrundlage ermöglicht erstmals strukturgeschichtliche und valide stati-stische Untersuchungen. Entgegen der bisherigen Forschung kann so etwa der Nachweis erbracht werden, dass die von jüdischen und christlichen Händlern und Geldverleihern betriebenen Geschäfte auf vielfältige Weise miteinander verflochten waren. Insbesondere im Rahmen der Frankfurter Messen stellten jüdische Geldleiher durch das Sicherungsinstrument des „bei Juden auf Schaden nehmen“ geradezu eine Art „Ausfallversicherung“ für zunächst rein innerchristliche Kredite bereit, wie hier erstmals beschrieben wird. Auf der beiliegenden CD steht der Inhalt des materialreichen Buches als PDF-Datei für die Recherche zur Verfügung, ergänzt um einen Prosopographischen Katalog der Frankfurter Juden zwischen 1360 und ca. 1415.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Dieser Band, der bereits in der vierten erweiterten Auflage erschienen ist, gibt Aufschluss über das
Schicksal der Gießener Juden während der NS-Diktatur. Er enthält neun Listen der in Gießen wohnenden
Juden von 1933 bis zu ihrer Deportation im Jahr 1942. Darüber hinaus ist es dem Verfasser gelungen, bei
vielen Gießener Juden den Weg in die Emigration weiterzuverfolgen und ihren heutigen Aufenthaltsort
nachzuweisen. Der Band enthält ferner einen historischen Überblick über die Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Gießen seit dem 14. Jahrhundert, außerdem Dokumente zur Verfolgung der Juden in der NSZeit
und einen Bericht über das Schicksal Gießener Juden im KZ Theresienstadt.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Der Collagen- und Aquarellkünstler John Elsas wird mit dieser Monographie erstmals um-fassend gewürdigt. Erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt fand er, fernab der etablierten Kunstszene, zu einem ganz eigenen künstlerischen Schaffen. Als er 1935 im Alter von fast 84 Jahren starb, hinterließ er ein Werk von annähernd 25.000 Blättern – Bilder voller
Humor und Ironie, aber auch voll Nachdenklichkeit, immer getragen von elementarer Le-bensweisheit und einem humanitären Weltbild. Mit politischen und zeitkritischen Aussa-gen reagierte Elsas auf den Nationalsozialismus und die antisemitischen Strömungen, die ihn als Juden trafen. Seine bunte Phantasie öffnete ihm Welten und bot ihm eine Vielfalt an Motiven, die er mit verschiedenen Materialien und Techniken virtuos zu Bildern gestaltete.
Begonnen hatte Elsas‘ Schaffen mit kleinen belehrenden Bildergeschichten für seine bei-den Enkelsöhne. Dann verdichtete er Bild und Formen und richtete sich an ein erwachse-nes Publikum. Oft leben seine Gestalten von karikaturhafter Überzeichnung. Die meisten Bilder sind begleitet von einem Knittelvers, der in Art einer Sentenz die dargestellte Szene erklärt und kommentiert. Zu seinen Lebzeiten wurden Elsas‘ Bilder in Herwarth Waldens renommierter Galerie „Der Sturm“ in Berlin gezeigt. Vier weitere Ausstellungen in Zürich, München und Mannheim folgten. Ein Konvolut von 131 Bildern schenkte Elsas dem be-rühmten Kunstmuseum Städel in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main. Hier war er 1851 als Jonas Mayer Elsaß geboren worden, und Zeit seines Lebens blieb er in Frankfurt woh-nen. Er besuchte die traditionsreiche jüdische Schule Philanthropin und erlangte später als Börsenmakler ein gutes Auskommen. Als seine künstlerische Schaffensphase begann, lebte Elsas als Witwer zusammen mit seiner unverheirateten Tochter Irma. Sie war es auch, die nach des Vaters Tod über seinem künstlerischem Nachlass wachte, bevor sie 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und dort 1944 umkam.
Das Buch bietet mit zahlreichen farbigen Abbildungen einen Querschnitt aus dem Werk von John Elsas, es stellt seine Arbeitsweise und Techniken vor, hinterfragt die in den Bil-dern auftauchenden Themen und Motive und beleuchtet das gesellschaftliche und künst-lerische Umfeld. Obwohl Elsas‘ Collagen dem Expressionismus nahe zu stehen scheinen, entzieht sich sein Werk jedem Versuch einer Einordnung in bestimmte Kunstrichtungen. Die Autorin, die als Kuratorin zahlreicher Ausstellungen einen Beitrag zum auflebenden Interesse an John Elsas geleistet hat, ist auch den familiengeschichtlichen Spuren des Frankfurter Künstlers und seiner Frau Pauline Manes aus Mainz nachgegangen, denen der Anhang des Buches gewidmet ist.
Aktualisiert: 2021-01-27
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Der gebürtige Hamburger Julius Goldstein kam 1902 nach Darmstadt. Dort habilitierte sich der engagierte
Philosoph an der Technischen Hochschule. Seine Karriere hatte ihn von Berlin nach Jena und von da über
London in die kleine hessische Residenzstadt geführt. In fast 40 Jahren hat ihn ein Tagebuch auf seinem
Weg begleitet. Bis zu seinem Tod 1929 entstanden so nahezu zweitausend handschriftliche Seiten. Die
hier ausgewählten Texte dokumentieren die Schwierigkeiten eines deutsch-jüdischen Lebenswegs in
nichtjüdischer, mitunter antisemitischer Umgebung.
Die Aufzeichnungen lassen Goldsteins wissenschaftliche Kontakte und Aktivitäten im In- und Ausland
nacherleben, die Nähe zu seinem Lehrer Rudolf Eucken, die wachsende Distanz zu seinem Studienfreund
Max Scheler. Deutlich wird auch, wie wichtig sein Werben in Deutschland für die Lebensphilosophie Henri
Bergsons und für den Pragmatismus von William James war. Obgleich vielseitig begabt, blieb ihm ein
Lehrstuhl und damit der sichtbarste Ausdruck beruflichen Erfolgs lange versagt: Die Akkulturation, die er
erfolgreich absolvierte, vermochte es nicht, alle sozialen Barrieren einzureißen. Wie so viele andere
deutsche Juden glaubte er sich jedoch 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Einheit der Nation
eingeschlossen. Freilich belehrten ihn schon bald Militarismus, Herrschaftsmissbrauch und Antisemitismus
im Heer eines Besseren. Seine eindringlichen Frontschilderungen stellen Tod und Sterben sowie den
zunehmenden zivilisatorischen Verfall unter Offizieren und Mannschaften in den Mittelpunkt. Das liest
man aus der Perspektive eines jüdischen Offiziers selten.
Nach dem Krieg mischten sich Erwerbssorgen für die Familie mit politischen Zukunftsängsten. Mit Verve
verfolgte Goldstein das Projekt einer deutsch-jüdischen Kulturnation. Jetzt entstand seine politische
Publizistik zum Antisemitismus, zur Pädagogik und zur Presse. Es ging ihm darum, den Dialog zwischen der
jüdischen Minderheit und der nichtjüdischen Mehrheit anzuregen. Der Konflikt um seinen Lehrstuhl in
den Jahren 1925/26, der sog. „Fall Goldstein“, ist Ausdruck eines weit verbreiteten Antisemitismus an den
deutschen Universitäten. In den innerjüdischen Auseinandersetzungen der Weimarer Republik war
Goldstein ein strikter Parteigänger des liberalen Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens, für den er 1923/24 eine Vor-tragsreise in die USA unternahm.
Mit der Auswahl-Edition der Tagebücher Goldsteins liegen nun die Betrachtungen eines Intellektuellen zu
den widersprüchlichen Jahrzehnten zwischen 1890 und 1929 vor. Das sozial-, wissenschafts- und
mentalitätsgeschichtliches Interpretationspotential der Aufzeichnungen fasziniert ebenso wie ihr lokalund
regionalgeschichtlicher Informationsgehalt. Alle handelnden Personen sind im wissenschaftlichen
Kommentar und über einen Index erschlossen.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Im „Dritten Reich“ stand die Rechtsprechung im Widerstreit zwischen der NS-Rassen-politik und der
Forderung nach Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz. Diesen Konflikt dokumentieren über 50
Urteile von hessischen Gerichten, die die Handhabung typischer Straftatbestände der NS-Zeit –
Rassenschande, Devisenvergehen, politische Delikte u.a. – durch die Justiz deutlich machen. Zugleich
geben die veröffentlichten Prozessakten Aufschluss über Leben und Schicksal hessischer Juden in der Zeit
der Verfolgung. Die wissenschaftliche Einleitung unterrichtet über die antisemitische Gesetzgebung und
die Entwicklung der Rechtsprechung auf wichtigen Gebieten, u.a. bei Anwendung des Blutschutzgesetzes,
Scheidung von Mischehen und Kündigung jüdischer Arbeitnehmer.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Die rechtliche Gleichstellung der Juden war ein wichtiges Anliegen der liberalen bürgerlichen Bewegung
im 19. Jahrhundert. Wie spannungs- und konfliktreich dieser Prozess in vielen deutschen Ländern verlief,
zeigt beispielhaft die vorliegende Studie über Kurhessen. Trotz mancher Fortschritte in den Gesetzen von
1816, 1833 und 1848 hat erst die Verfassung des Norddeutschen Bundes von 1869 auch den
kurhessischen Juden die staatsbürgerliche Gleichberechtigung gebracht. Nicht zufällig verbindet der
Verfasser mit der Emanzipation der Juden auch die Darstellung des Kampfes um die Gewerbefreiheit in
Kurhessen. Denn von den beruflichen und wirtschaftlichen Zwängen des Zunftwesens waren die Juden
besonders betroffen. Obwohl liberale Parlamentarier und Beamte – wie die Gesetzentwürfe von 1839,
1840 und 1864 zeigen – immer neue Versuche zur Einführung der Gewerbefreiheit machten, war ihr
Erfolg gering, weil die Zünfte trotz ihres wirtschaftlichen Niedergangs am Zunftzwang festhielten.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Mit diesen Bänden liegt ein umfangreiches Quellenwerk zu dreieinhalb Jahrhunderten jüdischer
Geschichte in der Landgrafschaft Hessen-Kassel und den angrenzenden Gebieten vor. In chronologischer
Folge werden die im Hessischen Staatsarchiv Marburg zum Thema Juden nachweisbaren Urkunden,
Akten, Rechnungen, Protokolleinträge usw. als Regesten dargeboten, insgesamt rund 4000 Nummern.
Ausführliche Inhaltsangaben erschließen die soziale Lage und den Alltag der Juden. Sie zeigen aber auch
ihre weitreichenden Verbindungen innerhalb des Deutschen Reiches und außerhalb seiner Grenzen.
Historiker erhalten mit dieser Veröffentlichung Zugang zu reichhaltigem Material für vergleichende und
weiterführende Studien, Landeskundlern und Ortsgeschichtsforschern eröffnet sich eine Fülle regionaler
und lokaler Quellen. Ein umfangreiches Orts-, Personen- und Sachregister erschließt die Bände.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der jüdischen Bevölkerung Kurhessens im 18. und 19.
Jahrhundert sind bisher wenig erforscht. Das vorliegende Werk untersucht nicht nur die Geschichte und
Bevölkerungsentwicklung einer kleinstädtischen jüdischen Gemeinde unweit Kassels, sondern
veröffentlicht zugleich aufschlussreiche Dokumente zu ihrer Sozialgeschichte.
Verfasser ist der hessische Historiker und Archivar Karl E. Demandt, Autor mehrerer bedeutender
landesgeschichtlicher Werke, unter anderem der „Geschichte des Landes Hessen“. In der ausführlichen
Einleitung schildert Demandt die rechtliche Situation der jüdischen Bevölkerung als „Schutzjuden“ unter
der restriktiven Judengesetzgebung des 18. Jahrhunderts und in der Zeit der bürgerlichen Emanzipation
im 19. Jahrhundert. Deutlich wird auch die im 19. Jahrhundert teilweise vollzogene Berufsumschichtung
vom Handel zum Handwerk. Neben der Organisation der jüdischen Gemeinde- und Kultusverwaltung
werden auch die Beziehungen zwischen der christlichen und jüdischen Bevölkerung in ihrer vielfältigen
Problematik sichtbar.
Einen Großteil des Werkes nimmt die Darstellung der genealogischen Beziehungen der jüdischen Familien
und die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Dokumentation ein, die unter anderem Auszüge aus
Eheverträgen, Testamenten, Nachlässen, Inventaren und Prozessakten enthält.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Judentoleranz bedeutete im frühneuzeitlichen Verständnis Aufnahme und Schutz von Juden durch einen
territorialen Schutzherrn. Unter welchen Umständen sich die Aufnahme von Juden vollzog und welche
rechtlichen Modalitäten ihre Lebensverhältnisse bestimmten, untersucht der Verfasser am Beispiel der
Grafschaft Nassau-Wiesbaden-Idstein und des Fürstentums Nassau-Usingen. Die Existenzbedingungen der
aufgenommenen Juden wurden vor allem durch die Judenordnungen bestimmt, die als Polizeiordnungen
namentlich das christlich-jüdische Zusammenleben in den Bereichen Religion, Wirtschaft, Moralität und
Hoheitsrecht regelten und den Schutz der christlichen Untertanen vor den vermeintlich negativen
Einflüssen der „Ungläubigen“ gewährleisten sollten. Wie der Verfasser darlegt, wurde die Judenordnung
Landgraf Philipps des Großmütigen von 1539 richtungweisend auch für die hessischen und nassauischen
Judenordnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Judeneid. Durch ihn wurde nicht nur die Aufnahme in den
landesherrlichen Schutz bekräftigt, er war mit seinen besonderen Formeln und Ritualen auch ein Indikator
für die rechtliche und soziale Stellung der jüdischen Minderheit innerhalb der christlichen Gesellschaft.
Der Verfasser untersucht hier die nassauischen, hessischen und reichsstädtischen Formeln des Judeneids
im Hinblick auf Herkunft, Struktur, Topik und Funktion und ordnet sie in die Geschichte des Judeneides im
Alten Reich ein.
Darüber hinaus verbindet die Studie die Darstellung der Wert-und Rechtsnormen mit der Lebenswelt der
nassauischen Landjuden. Judenschutz und Judenordnung werden mit ihren Auswirkungen auf Einzel- und
Familienschicksale exemplarisch dargestellt. Dadurch werden zugleich sozial-, wirtschafts-, rechts- und
kulturgeschichtliche Beziehungen und Zusammenhänge im Rahmen der modernen Landesgeschichtsforschung
erschlossen. Im Rahmen einer vergleichenden Betrachtung wird auch die
Judenordnung der benachbarten Landgrafschaft Hessen-Darmstadt berücksichtigt.
Die anschaulich geschriebene Untersuchung wird durch eine topographische, chronologische und
statistische Übersicht der Niederlassungen von Juden in den beiden nassauischen Territorien vom
Spätmittelalter bis zur Gründung des Herzogtums Nassau im Jahr 1806 ergänzt und mit einem Ausblick auf
die Entwicklung der Judenemanzipation im Herzogtum Nassau von 1806 bis 1866 abgerundet. Dem Buch
ist ein ausführliches, um Sachbegriffe erweitertes Ortsregister beigegeben.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Vielleicht wäre Karl Freund heute einer der vergessenen jüdischen Kunstwissenschaftler,
wenn nicht mutige Freunde seinen „Schriftlichen Nachlass“ gerettet und der Graphischen
Sammlung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zur Aufbewahrung übergeben hätten.
Der Nachlass, wenn auch fragmentarisch, umfasst tagebuchähnlich geführte „Aufzeichnungen“
und „Texte zur Kunst“ in einem Umfang von nahezu 1000 Seiten. Die vorliegende
Edition wird begleitet von einer eindringlichen biographischen Darstellung.
Karl Freund entstammte einer jüdischen Familie aus dem badischen Odenheim. Sein Vater
war ein „Selfmademan“, der im hessischen Pfungstadt edle Zigarren fabrizierte. Der Sohn
Karl genoss eine humanistische Schulbildung in Darmstadt, fand über ein Jurastudium zu
den Geisteswissenschaften und wurde 1906 in München zum Kunstwissenschaftler promoviert.
Das Volontariat am Großherzoglich Hessischen Landesmuseum wurde durch Militärdienst
und Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg unterbrochen. Unmittelbar nach Kriegsende
entfaltete der zum Kustos Beförderte eine lebhafte und wirksame Tätigkeit als Kunstsammler,
Ausstellungsmacher und Kunstvermittler in der Landeshauptstadt Darmstadt. Freunds
Engagement für zeitgenössische Kunst, sein Ansehen in der Darmstädter Gesellschaft erfuhren
ein jähes Ende durch den Machtantritt der Nationalsozialisten. Die Entlassung aus
dem Museumsdienst 1933, die Internierung im Konzentrationslager Buchenwald 1938, der
misslungene Versuch, in die USA zu emigrieren, waren begleitet von wachsender Diskriminierung
und Vereinsamung. Im Zuge der „Aktion zur kalten Erledigung der Mischehen“
wurde Karl Freund 1943 in das Arbeitslager Heddernheim bei Frankfurt a.M. verschleppt.
Von dort wurde er nach Auschwitz deportiert und im Konzentrationslager ermordet.
Die Schriften Freunds, niedergeschrieben zwischen 1920 und 1941, lassen den zermürbenden
Druck erkennen, unter dem er nach 1933 zu überleben versuchte. Er fand Zuflucht in
seiner leidenschaftlichen Hingabe an die Kunst und in seinem umfassenden Wissen. Die
„Texte zur Kunst“ dokumentieren eine Ära, die reich an politischen, gesellschaftlichen,
kunstwissenschaftlichen und künstlerischen Umbrüchen war. Sie sind zudem der sehr persönliche
Versuch eines hochgebildeten Mannes, den Sinn von Kunst zu erforschen. Unter
immer neuen Aspekten betrachtet er Künstler und Kunstwerke quer durch die Jahrhunderte
und Weltkulturen. Die Denk- und Schreibweise von Karl Freund hat nichts an Aktualität
verloren. In ihrer Originalität und Spontaneität fordern seine Schriften den Dialog mit den
Utopien zeitgenössischer Kunsthistoriker.
Die vorliegende Publikation veranschaulicht mit mehr als 80 Abbildungen, einer sorgfältig
geführten Kommentierung sowie dem umfangreichen Personenregister die Zeit, in welcher
Karl Freund lebte und wirkte, in der er als Jude aber letztlich keinen Platz finden konnte.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Der vorliegende Band stellt die Quellen zur Geschichte der Juden im Staatsarchiv Darmstadt über einen
Zeitraum von sechshundert Jahren zusammen. In Form von chronologisch angeordneten Regesten sind
alle Urkunden, Akten und Amtsbucheinträge bis 1650 nachgewiesen, die über die Geschichte jüdischer
Gemeinden und einzelner Juden Auskunft geben können. Angesprochen werden in vielfältiger Weise
Alltag, Wohnverhältnisse, Siedlung, gewerbliche Tätigkeit und Existenzbedingungen der Juden in ihrer
christlichen Umwelt. In die Inventarisierung einbezogen wurden neben Rechtsquellen wie Judenordnungen,
„Policeyverordnungen“ und Statuten vor allem Schutzbriefe, Privilegien, Lehnsbriefe, Verträge
und Schuldbriefe, Pfandbestellungen und gerichtliche Erklärungen, aber auch zufällige Erwähnungen von
Juden und von jüdischen Anlagen wie Synagogen, Mikwen, Bethäuser und Friedhöfe. Auch topographische
Bezeichnungen, die mit jüdischer Siedlung in Zusammenhang zu bringen sind, wie Judengassen und
„Judenpforten“, wurden berücksichtigt.
Die insgesamt etwa 1900 Regesten betreffen nicht nur den Bereich des ehemaligen Großherzogtums
Hessen, sondern erfassen auch Quellen, die territorial weit darüber hinausgehen, sofern sie in den
Beständen des Staatsarchivs Darmstadt aufgefunden werden konnten. So ist der gesamte mittel- und
oberrheinische Raum reich belegt. Schwerpunktmäßig vertreten sind die jüdischen Gemeinden Friedberg,
Babenhausen, Butzbach und Darmstadt wie auch Frankfurt am Main, Mainz und Worms. Der Band wird
durch zwei umfangreiche Indizes für Orte, Personen und Sachen erschlossen.
Mit dieser Veröffentlichung wird Historikern, Landes- und Ortsgeschichtsforschern und allen, die der
Geschichte der Juden nachgehen wollen, ein wichtiges Hilfsmittel auf dem Weg zu den historischen
Quellen an die Hand gegeben.
Aktualisiert: 2021-01-28
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In der „Kristallnacht“ im November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen angezündet, Tausende
jüdischer Geschäfte und Wohnungen zerstört und Zehntausende von Juden verhaftet und in
Konzentrationslager verbracht. Diese Pogrome stellten angeblich eine spontane Reaktion der Bevölkerung
auf das Attentat des jungen Juden Herschel Grünspan auf den deutschen Legationssekretär vom Rath in
Paris dar, waren aber in Wirklichkeit von Goebbels und hohen SA-Führern inszeniert.
Von den Terroraktionen wurden die jüdischen Gemeinden in Hessen besonders früh und schwer
betroffen. Hier kam es auf die erste Nachricht von dem Pariser Attentat schon am 7. und 8. November zu
schweren Pogromen, deren Hintergrund von der Forschung bisher nicht geklärt werden konnte. Wie der
Verfasser nachweist, haben nordhessische Gestapo-, SD- und SS-Einheiten – ausgehend von Kassel und
Arolsen -den Anstoß zur Zerstörung von Synagogen und schweren Ausschreitungen gegenüber der
jüdischen Bevölkerung gegeben. Als Goebbels am Abend des 9. November vor Gauleitern und SA-Führern
in München in kaum verhüllter Form zu Gewalttaten gegenüber der jüdischen Bevölkerung in ganz
Deutschland aufrief, konnte er sich darauf berufen, dass in Hessen bereits Synagogen brannten und
jüdische Geschäfte zerstört wurden.
Im vorliegenden Band spiegeln sich die Ereignisse der „Kristallnacht“ in über hundert – größtenteils bisher
unveröffentlichten – Dokumenten und Fotos wider. Sie machen nicht nur die Organisation der Pogrome
durch Goebbels und die SA deutlich, sondern schildern auch detailliert das Geschehen in zahlreichen
hessischen Orten. Da es in Hessen ein altes und traditionsreiches Landjudentum gab, fanden nach dem 9.
November schwere Ausschreitungen nicht nur in den Städten, sondern auch in vielen Landgemeinden
statt. Am Beispiel der Ereignisse in Hessen und Nassau behandelt der Verfasser nicht nur das Verhalten
von NS-Funktionären und SA-Mitgliedern, sondern auch von Behörden und Polizei während des Pogroms;
ebenso ausführlich zeichnet die Dokumentation die unterschiedliche Reaktion der Bevölkerung in Stadt
und Land nach. – Darstellung und Dokumentation richten sich ebenso an Historiker, Lehrer und
Ortsgeschichtsforscher wie an eine breitere Öffentlichkeit.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung war in Deutschland seit der Wende zum 19. Jahrhundert
eines der meistdiskutierten innenpolitischen Themen. Während über das Ziel weitgehend Einigkeit
herrschte, gingen die Meinungen über den einzuschlagenden Weg weit auseinander. Eine vom Vorbild
des revolutionären Frankreich inspirierte Minderheit plädierte für eine sofortige rechtliche Gleichstellung,
die erwartete Gegenleistung, d.h. vor allem die Aufgabe der einseitigen Berufsstruktur und die kulturelle
Anpassung, würde dann schon folgen. Dagegen neigte die Mehrheit dazu, erst nach erbrachter
Anpassungsleistung schrittweise bürgerliche Gleichheitsrechte zu gewähren.
Wie die vorliegende Quellensammlung an Hand von Beispielen aus dem politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Leben des nassauischen Judentums belegt, überwogen auch im Herzogtum Nassau die
Stimmen, die sich für eine stufenweise Gewährung von Gleichstellungsrechten aussprachen. Ein Vergleich
mit den einschlägigen Reformleistungen anderer deutscher Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts
offenbart, dass Nassau am Ende der Rheinbundzeit im Vergleich zu seinen ehemaligen Verbündeten ein
deutliches Reformdefizit aufwies. Schon der erste Schritt, die Abschaffung des Leibzolls, war in den
nassauischen Territorien später als in den Nachbarstaaten erfolgt und kam auch nur unter erheblichem
außenpolitischen Druck zustande. Der grundsätzliche Anspruch der jüdischen Minderheit auf gleiche
bürgerliche Rechte wurde ihr in Nassau bis zur Jahrhundertmitte nicht zugestanden. Die von den
Vorgängerterritorien übernommenen alten Judenordnungen verloren nur allmählich ihre Gesetzeskraft.
So blieb der Revolution von 1848 der entscheidende Schritt vorbehalten. Erst die Novellierung des
Gemeindebürgergesetzes vom 12. Dezember 1848 machte aus den Inhabern von Schutzbriefen
gleichberechtigte Gemeindebürger. Anders als in den meisten Staaten des Deutschen Bundes wurden
diese Reformen in den folgenden Jahren in Nassau aber nicht wieder zurückgenommen. Damit war, sieht
man von der erst 1861 erfolgten Abschaffung des Judeneids ab, die bürgerliche Emanzipation der Juden in
Nassau abgeschlossen.
Die Dokumentation zeichnet in 130 Quellentexten, die thematisch angeordnet und kommentiert sind, ein
Bild vom Ringen um die Eingliederung einer gesellschaftlichen Minderheit. Das Buch ist nicht nur für die
nassauische Landesgeschichte von Interesse, sondern auch ein Baustein zur Erforschung der
Judenemanzipation im Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Jüdische Friedhöfe sind vielerorts in Deutschland die letzten Zeugnisse, die heute noch an die frühere
jüdische Bevölkerung erinnern. Anders als bei christlichen Friedhöfen reichen die Grabsteine oft mehrere
Jahrhunderte zurück, manchmal sogar bis ins Mittelalter. Denn alte Steine durften nach den strengen
jüdischen Glaubensregeln nicht entfernt, eingesunkene oder zugewachsene Grabmäler nicht wieder
aufgerichtet werden, um die Ruhe der Toten nicht zu stören. So sind die jüdischen Friedhöfe heute eine
wichtige historische Quelle, und nicht selten stellen die Grabinschriften die einzige Information über die
frühere jüdische Bevölkerung dar. Ihre Bewahrung ist umso wichtiger, da die Grabsteine durch
Umwelteinflüsse dem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben sind.
Diese Broschüre dokumentiert beispielhaft den derzeitigen Bestand an Grabsteinen und Inschriften eines
bedeutenden jüdischen Friedhofs in Hessen, reichen doch die Grabsteine des Kirchhainer Friedhofs
(Landkreis Marburg-Biedenkopf) bis in das 18. Jahrhundert zurück. Vor dem Hintergrund der aus den
Grabinschriften gewonnenen Kenntnisse werden wichtige Kapitel aus der Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Kirchhain von ihren Anfängen um 1600 bis zu ihrer Auslöschung unter dem NS-Regime
anhand eingehender Archivstudien dargestellt. Beziehungen zu benachbarten jüdischen Gemeinden
machen die Veröffentlichung auch für die Geschichte der umliegenden Region interessant, wurden doch
beispielsweise verstorbene Juden auch aus den benachbarten Ortschaften zeitweise in Kirchhain
begraben.
Von überregionalem Interesse ist auch, dass die Kirchhainer Judengemeinde so bedeutende Männer
hervorbrachte wie den Arzt und Forscher Benedikt Stilling (gest. 1879) und den Philosophen Leo Strauss
(gest. 1973). Als der berühmteste Kirchhainer Jude hat sicherlich der altjiddische Schriftsteller Henle
Kirchhan (1666–1757) zu gelten. Die Entzifferung und Identifizierung seines Grabsteins förderte bisher
unbekannte Details zu seiner Biographie zutage; ihm und seinem Werk ist daher ein besonderes Kapitel
gewidmet.
Zahlreiche Abbildungen vermitteln einen Eindruck vom kunstgeschichtlichen Rang alter jüdischer
Grabsteine, von der ornamentalen Schönheit hebräischer Schriftzeichen und Grabsteinsymbolik. Ein
Verzeichnis aller Grabsteine, eine Lageskizze des Friedhofs sowie zwei genealogische Übersichten runden
die Veröffentlichung ab.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Jüdische Friedhöfe sind vielfach die einzigen Denkmäler und Erinnerungsstätten für den
viele Jahrhunderte umspannenden Anteil jüdischen Lebens an Geschichte und Kultur unseres
Landes. Erhaltung und Erschließung der Friedhöfe gehören seit den 1980er Jahren zu
den vorrangigen Aufgaben der „Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen“.
Der Friedhof im vormals kurmainzischen Dieburg, gestiftet um 1550, gehört zu den für das
ländliche Judentum Südhessens typischen „Sammelfriedhöfen“, die von der oft weit verstreuten
jüdischen Bevölkerung in den Landstädten und Gemeinden des Umlandes genutzt
wurden. Da die beteiligten Orte des Dieburger Friedhofs bis zu den territorialen Reformen
des frühen 19. Jahrhunderts verschiedenen Territorien und Herrschaften angehörten, war
die gemeinsame Grablege ein wichtiger Bezugspunkt für die gesamte Region. Nahezu 1000
Grabsteine von 1715 bis in die 1940er Jahre sind auf dem Dieburger Friedhof erhalten.
Der vorliegende Band gibt – ähnlich wie das 2001 erschienene Buch über den benachbarten
Sammelfriedhof in Alsbach an der Bergstraße – nach dem einleitenden Kapitel über geschichtliches
Umfeld und Entwicklung des Friedhofs im zweiten Teil einen lexikalischen
Abriss zu den insgesamt 28 beteiligten Städten und Gemeinden, von denen 16 den Friedhofsverband
des 19. Jahrhunderts bildeten. Das umfangreiche Inventar im dritten Teil des
Buches führt sämtliche erhaltenen Grabsteine auf und ergänzt dabei die vielfach durch
Verwitterung oder Vandalismus beschädigten Grabinschriften durch Informationen aus
schriftlichen Quellen in lokalen und regionalen Archiven. Dadurch werden auch familiäre
Querverbindungen deutlich gemacht, die in dieser Form bisher nicht greifbar waren.
Einen Eindruck vom heutigen Bild des Friedhofs und von den unterschiedlichen Gestaltungsformen
der Grabsteine durch die Jahrhunderte vermitteln über 100 Abbildungen. Den
hebräischen Inschriften ausgewählter Grabsteine ist die deutsche Übersetzung gegenübergestellt.
Ein beigefügter Lageplan erleichtert das Auffinden der nummerierten Steine, die
im Inventar auch über eine ebenfalls beiliegende CD recherchiert werden können.
Das Buch gibt einen Einblick in die jüdische Friedhofskultur und hilft interessierten Bürgerinnen
und Bürgern bei der „Spurensuche“ nach jüdischem Leben vor seiner Auslöschung
durch die NS-Diktatur. Die heute in alle Welt verstreuten Nachfahren der jüdischen Bevölkerung
können mit Hilfe dieses Inventarbandes ihre Familiengeschichte rekonstruieren und
die Grabstätten ihrer Vorfahren aufspüren. (Mit englischer Zusammenfassung)
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Aktualisiert: 2021-01-28
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Leben und Schicksal der Juden als andersgläubiger Minderheit am Rande der christlichen Gesellschaft
stehen gegenwärtig besonders im Blickpunkt des historischen Interesses. Gesetze und Verordnungen, die
in den Territorien des deutschen Reiches eigens für die jüdische Bevölkerung erlassen wurden, stellen
hierfür eine einzigartige Quellengruppe dar. In der vorliegenden Sammlung werden zum erstenmal für ein
geschlossenes Territorium des Alten Reiches alle im Laufe eines Zeitraums von über 250 Jahren erlassenen
Gesetze und Verordnungen erfasst, die die rechtliche und soziale Stellung der jüdischen Minderheit
regelten.
Die 331 Verordnungen, die den Zeitraum von 1524 bis 1806 umfassen und größtenteils im Volltext
geboten werden, behandeln nicht nur die Zahlung von Leibzoll, Schutzgeld und den unzähligen jüdischen
Sonderabgaben, sondern neben Handel, Viehschlachtung und Darlehensgeschäften auch die Religionsausübung
der Juden und rabbinatische Gerichtsbarkeit, um nur einige zu nennen. Die Verordnungen
geben zugleich Aufschluss über das Verhältnis zwischen den Juden und der christlichen Bevölkerung
ebenso wie über die Stellung der Judenschaft zur Obrigkeit und ihren Verwaltungsorganen.
Über den Bereich von Hessen-Darmstadt hinaus ist die Quellensammlung von großem Interesse, da die
rechtliche Problematik in den meisten Territorien des Alten Reiches ähnlich war und vielfach
vergleichbare Verordnungen erlassen worden sind.
Aktualisiert: 2021-01-28
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