Es ist eine riesige Bühne die Maria Vaughn vor neunzig Jahren betritt, die Bühne des Zwanzigsten Jahrhundert.
Sie hat zwei Drittel dieser von Krieg und Verbrechen, aber auch von Zukunftsahnung und Aufbruchsstimmung reichen Zeit erlebt.
Sie ist ein Kind dieser Zeit, das am Anfang gar nicht so recht wusste, wer und was es war.
Nun hat Maria Vaughn ihre Erinnerungen an Augenblicke und Ereignisse in ihrem langen Leben aufgeschrieben und sie mit Dokumenten ergänzt, unter anderem mit Briefen, aus denen sich der Geist der Zeit lesen lässt. Eltern, Zieheltern, keine wirkliche Wärme um das kleine Mädchen, das durch zehn Schulen irrte, bis es anfing erwachsen, zu werden. Es lernt, sich widerständig gegen einen Zeitgeist der erklärungslosen Bevormundung zu behaupten.
Nach dem Untergang der Diktatur, sucht sie vorsichtig ihren Weg, wie es sich in dem halb zertrümmerten Land mit den vielen Baustellen und Wirrwarr von Stimmen, bietet. Sie lernt Sprachen, geht ins Ausland, hütet Kinder und studiert Kunst
Wieder in Deutschland, ist sie nun umgeben von einer ganz anderen Welt, als dem Deutschland der dreißiger und vierziger Jahre. Sie wird Übersetzerin bei amerikanischen Institutionen und Militärverwaltung. Das neugierige und freundliche Mädchen findet den Weg zum Jazz, dem gültigen musikalischen Ausdruck des zwanzigsten Jahrhunderts und wird eingeladen und gefüttert in der Szene,
Sie lernt die Liebe ihres Lebens kennen, Donald Vaughn, der Musik studiert und sich zuweilen mit dem Überführen Amerikanischer Straßenkreuzer quer durch Europa über die Runde bringt. Donalds Hautfarbe ist schwarz. Das Paar ist oft konfrontiert mit deutschen und amerikanischen Rassisten, doch es lässt sich nicht entmutigen.
Das Buch enthält getupfte Bildchen, Skizzen, die in wenigen Strichen berichten vom Kostbarsten, was wir haben: das Leben in dieser Welt, die voller Widrigkeiten und Enttäuschungen sein mag, aber eben auch der Platz der strahlenden Freude und der Liebe.
Aktualisiert: 2022-11-24
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Donald Vaughn beschreibt die Atmosphäre Detroits in den 1930er Jahren, nachdem seine Eltern aus den Südstaaten nach Detroit gekommen waren. Während sein Vater illegalen Aktivitäten nachging, war es die unermüdliche Weiterbildung der Mutter, um bessere Jobs zu bekommen, die die Familie vor finanziellem Ruin bewahrte. Das Ziel der Rassenintegration führte ihn zu abenteuerlichen Eskapaden jenseits der Rassengrenzen. Seine Tante, eine aufstrebende Opernsängerin, leitete sein Gesangstalent von der Strasse, - wo Motown Records die zukünftigen Stars rekrutierten - und steuerte ihn zur Konzertbühne. Musik wurde so für ihn ein Zeichen des Klassenunterschieds. Nach einem abgebrochenen Studium und ohne Beruf, flüchtete er in den Militärdienst und wird mit offenem Rassismus konfrontiert. Er wird nach Deutschland geschickt und arbeitete von 1958-1960 als Psychologischer Assistent im 97th General Hospital in Frankfurt am Main. Nach seiner Entlassung aus der Army, blieb er in Frankfurt, der Liebe wegen und um dem Wunsch zu folgen, Musik zu studieren. Historische Ereignisse, die sowohl in der amerikanischen als auch in der deutschen Gesellschaft stattfanden, oszilieren in der Erzählung. Sie spielt vor dem Hintergrund der sozialen Veränderungen während der1968er Studentenbewegung und den Konflikten durch die Zuwanderung von Gastarbeitern nach Deutschland ab den 1960er Jahren. In diese Zeit fiel auch die Geschichte seiner Bemühungen, eine Karriere als Sänger/Schauspieler zu machen. Die andauernden Diskriminierungen, die er und seine Frau erlebten, erschwerten das alltägliche Leben. Er findet Arbeit im Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt, bevor er seine Musik endgültig aufgibt. Neben seiner Arbeit studiert er Soziologie an der Goethe Universität in Frankfurt und bleibt anschließend bei der Stadtverwaltung als Soziologe im Amt für Multikulturelle Angelegenheiten tätig. Durch seine Arbeit für Immigranten entsteht eine kritische Einstellung zur deutschen Immigrationspolitik. Auf der Suche nach der verlorenen schwarzen Identität reiste er 2002 das letzte Mal nach Detroit.
Aktualisiert: 2023-03-22
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