Pilgerrouten, die durch Wald und Dickicht hin zu alten Tempeln führen. Die Sanftheit des Tempelmooses und der tausend Farben grün. Osaka: Vom Treiben und überbordenden Angeboten in einer japanischen Großstadt.
For all my walking heißen die Kyoto Klangtagebücher in Musik und Wort, welche die Pianistin Ulrike Haage und der Schlagzeuger Eric Schaefer während ihres gemeinsamen dreimonatigen Aufenthalts in Japan verfassten-benannt nach einem Haiku von Santoka Taneda in Anspielung auf die Suche nach Sinn durch Wanderschaft. Seit 2006 arbeiten Haage und Schaefer im Duo kontinuierlich zusammen. Die Kooperation begann auf der CD Weißes Land und verfeinerte sich 2011 mit der CD in:finitum. Haage und Schaefer haben sich ihre Werke gegenseitig auf den Leib geschneidert wie in The small book of Suiruon: Eine ausgefeilte Komposition für das gleichnamige getöpferte Perkussionsinstrument und den darauf abgestimmten, sorgfältig präparierten Flügel. Ihr Stil lässt Wurzeln im Jazz, im Impressionismus und minimalistischer Musik erkennen und trägt doch eine kompromisslos eigene Handschrift, die von tiefem Respekt vor dem Instrument des jeweils anderen und der Kommunikation im Duo geprägt ist. Die Musik des Duos ist klang- und dynamikbasiert, sie gibt dem einzelnen Ton in seiner unverstellten Form viel Raum, wirkt unmittelbar und nachhaltig, indem sie ihre Hörer und deren Imaginationsfähigkeiten immer mitdenkt.
Aktualisiert: 2019-12-30
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Der Blick auf Jane Bowles dringt tief in Verletzungen, Zweifel, Zorn, Wut und Enttäuschung ein. Katharina Franck schlüpft hinein in eine zweite Haut, in die von Jane Bowles, schaut sich um, findet die Widersprüche und Sehnsüchte, kehrt sie nach außen. KF: Ich habe die Texte bearbeitet, meine eigenen Sachen geschrieben, und ich bin eine der Ich-Stimmen, die ich auch selbst spreche. Tatja Seibt ist die ältere Jane, Judith Engel die jüngere, und ich bin dazwischen.
Aktualisiert: 2019-12-30
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FLÜGEL UND KATZE
Musik für Kinder und Erwachsene
Eine Katze, die über die Tastatur des Flügels schleicht. So beginnt eine musikalische Reise für Kinder, die sich Ulrike Haage gemeinsam mit ihren musikalischen Verbündeten Eric Schaefer (Schlagzeug) und Margherita Biederbick (Violine) ausgedacht und live eingespielt hat – und die nun auch auf CD zu haben ist.
Ausgangspunkt der Aufnahme ist ein Konzert letztes Jahr zur Weihnachtszeit im eher privaten Rahmen vor einer Schar von gebannt zuhörenden Kindern. In dessen Mittelpunkt stand der wunderbare Zyklus Das Eichhörnchens und die vier Jahreszeiten, geschrieben für Violine, Klavier und Schlagwerk von Margherita Biederbick. Außerdem erklingen, fast hörspielartig miteinander verwoben: Ulrike Haages Katzenlied aus ihrer Kinderoper Reineke Fuchs, das für den Flügel neu arrangiert wurde. Die Kranke Puppe des russischen Komponisten Piotr Tschaikowsky. Das Kleine Lied von Dimitri Kabalewski. Ein Rap von Ulrike Haage aus dem Hörspiel Wind in den Weiden mit Stefan Kaminski, der der Wasserratte seine Stimme leiht. Und schließlich ein Schlaflied, das aus einer Variation von Au claire de la lune entstand.
Ulrike Haage, Eric Schaefer und Margherita Biederbick spielen gewohnt souverän, variieren die Motive auch der klassischen Kompositionen, reduzieren sie auf das Wesentliche. So entwickeln sich die einzelnen Stücke langsam und fein, fügen sich allmählich zu einem Ganzen und strahlen eine wohltuende, geradezu friedvolle Ruhe aus. Ein musikalisches Geschenk, nicht nur zu Weihnachten, für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.
Aktualisiert: 2019-12-30
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Ein Autor hat sich davongemacht. Ein paar Worte hat er uns hinterlassen, die nur noch
in erinnerungsblassen Fragmenten die Räume beleben; Worte, die wie fern vergangene Reflexe einstiger Ideen aufscheinen. Seine Abwesenheit zeichnet eine tönende Spur des
Verschwindens, weckt die Erinnerung an eine schemenhafte Präsenz, die nun nicht mehr
Sprache ist, sondern Nachhall der Worte - Gedankenspuren, die sich in Tonspuren verwandelt haben. Wir, die Verlassenen, bleiben zurück in dem Raum des vollen, erfüllten
Schweigens. Doch irgendwo zwischen den Geräuschen, den Satzfragmenten und den Tönen
aber muss ES noch zu finden sein: dieses Gewesene, das so unerbittlich gegenwärtig ist.
Jeder Ton, jede Silbe, jedes Wort und jeder Name gleicht einer Anrufung, um den Raum des Schweigens mit einer spürbaren Präsenz zu füllen. Schemen des Realen, der Leidenschaft des Todes.Nichts verschwindet. Nichts verschwindet spurlos. Nicht in den Rissen der Welt, nicht im Arkanum des Schweigens." (Harry Lachner)
Aktualisiert: 2019-12-30
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Gedichte von Durs Grünbein, gelesen zur Musik und den Klängen von Ulrike Haage, und gleich mit den ersten Sätzen erledigt die Stimme von Meret Becker jeden Kunstgalerieverdacht: Neugierig und aufmüpfig gibt sie den Texten den Tonfall vom Tisch nebenan.
Aktualisiert: 2019-12-30
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In den vorliegenden Briefen zeichnet Jane Bowles ein eindrucksvolles Bild von ihrer Auseinandersetzung mit einer Welt, deren Maßstäbe, Rituale und Gesetze ihren eigenen Visionen fern sind. Fast unmerklich wird klar, dass eins und eins nicht zwei sind, dass Widersprüche nebeneinander existieren und dass das Leben überhaupt sehr absurde Seiten hat.
Aktualisiert: 2019-12-30
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Unheimlich. Ungeheuerlich. So fremd und nicht von dieser Welt. Doch allgegenwärtig der Breakbeat der Moral, die ätherischen Klänge des Glaubens und des Staunens. Klang werden die Kälte der Kirchen, die Einsamkeit der Wüste, das Fallbeil der Bürokratie, das Verbrennen reiner Seelen, sinnlich, nicht gelehrt. Zerhackt, zerkratzt, zerfetzt vom Echo der Moderne.
Aktualisiert: 2019-12-30
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Ana Miranda: Clarice Lispector - Der Schatz meiner Stadt
Clarice Lispector gehört zu den wenigen Schriftstellerinnen dieses Jahrhunderts, die mit ihrem narrativen Werk neue Maßstäbe setzten - weit über ihre brasilianische Heimat hinaus. Ihr gesamtes Werk, das größtenteils auch in deutschen Ausgaben vorliegt, kreist um das Spannungsverhältnis des Daseins zwischen Außenwelt und eigenem seelischen Erleben. Für die Mehrzahl ihrer weiblichen Figuren entwickelt sich daraus ein Prozeß, der zur Aufhebung gewohnter Bindungen und Konventionen führt.
Zugleich aber ist Clarice eine x-beliebige Frau, die in Rio de Janeiro lebt. In einem Bogen fotografisch präziser Stilleben zeichnet Ana Miranda ein eigenwilliges literarisches Porträt der Schriftstellerin, sondiert ihren Alltag und ihre Sehnsucht. Da ist die Stadt, die sie beobachtet und auf unverwechselbare Weise kartographiert, da ist die leidenschaftliche Hingabe an ein Ding, einen Namen, die Vorstellung eines Seins, das sich jeden Tag aufs neue erfindet und definiert. Zum ersten Mal wird für das deutschsprachige Publikum der Raum transparent, in dem Lispector sich bewegte und ihre Gestalten "existieren ließ, um selber zu existieren."
Ana Miranda, Jahrgang 1951, lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin und Journalistin in Rio de Janeiro. Mit ihrem Roman "Das Höllenmaul", der in neun Sprachen übersetzt wurde, landete sie ihren ersten internationalen Erfolg und wurde auch in Deutschland bekannt. Wie Clarice Lispector begreift sie sich seit ihrer Kindheit als wurzellos, was sich in ihren Werken, vor allem den weiblichen Hauptfiguren, widerspiegelt.
Textauszug:
Clarice erhält die Nachricht vom Tod ihres Vaters und läuft halb erstickt aus dem dunklen Haus der Tante. Sie erbricht sich zwischen den Felsen, während der starke Wind ihren zerbrechlichen pubertierenden Körper peitscht. Clarice reißt die Augen auf, als stünde sie vor einem Abgrund, und betrachtet das gedrängte, rebellische Meer, das sich auf dem schweigsamen Sand ausstreckt wie ein lebendiges Wesen. Etwas Großes kommt vom Meer herüber und verursacht zuerst eine Verkrampfung, dann eine Entspannung in ihrem Körper. Und sie trinkt das Meer und beißt das Meer. Der Vater ist gestorben. Das Meer ist tief. Der Vater ist gestorben. Man kann den Meeresgrund nicht sehen. Bäuchlings gibt sie sich dem Sand hin, gibt sich dem Rauschen der Wellen hin, das Rauschen kommt in Wellen, die sich überschlagen, lärmende Nattern.
Aktualisiert: 2019-12-30
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Kommen Sie zu sich! Kommen Sie zu uns! Kommen Sie nach oben! Die Titanenbabies laden Sie ein. Lehnen Sie sich zurück, schließen Sie
die Augen und entspannen Sie bei Musik und freundlichen Texten über den Weltuntergang.
Bombsong is a popular piece.
Popular because we are all concerned.
A popular text goes with popular music.
Bombsong is for us to stay awake.
Die Bühne: wie vor einem Kammerkonzert. Ein Flügel, ein Cello und ein Seziertisch für elektronische Instrumente. Es wird kein Theater gemacht.
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Als sie fünf war, wollte sie werden wie die Heilige Jungfrau von Orléans. Sie sagte: Papa, kaufst du mir eine Rüstung? Und Papa kaufte ihr eine
Rüstung. Die Heilige Johanna der Shoppingmalls wollte kämpfen, kämpfen, kämpfen. Aber wofür? In dem Land, in dem sie aufwuchs, fand sie keine Mauern mehr zum Dagegenrennen, keine Türen zum Eintreten. Wacker ergriff sie jedes Engagementangebot, das ihr die postpolitische Welt hinhielt, zog los gegen Regenwaldsterben, Ozonloch, Globalisierung. Bis ihr der aktivistische Wanderzirkus ebenso lächerlich erschien wie das satt gestellte Leben in den kapitalistischen Hüpfburgen.
Nach Jahren zwischen Laufband, Wellnesswasser und Gucci sitzt sie jetzt da, studiert die Fahrpläne, die sie ins Herz einer westlichen Metropole bringen werden und packt den kleinen roten Koffer, in dem sie als Kind Schlafanzug, Zahnbürste und Kekse verwahrt hatte, neu. Das Gepäck der Stunde heißt: Brandbeschleuniger.
Obwohl im Sommer 2001 geschrieben und komponiert beschreibt BOMBSONG in Zeiten nach Erfurt und dem 11. September die Melancholie, den Hass, den Selbstekel, der in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ebenso saturierten wie vereinsamten Wohlstandsbabies. Aus der Sehnsucht nach dem großen Ziel, das den Einzelnen von Stefan Raab, Generation Fanta und sich selbst erlöst und einem sinnentleerten Leben wieder Sinn gibt, wird die Sehnsucht nach der Katastrophe.
Aktualisiert: 2019-12-30
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