Oma, woher kommst du? Du singst so schön.

Oma, woher kommst du? Du singst so schön.
Biografien von Migranten*innen sind ein "Muss" in heutiger Zeit. Nur wenn wir die Lebensleistung unsere Zuwanderer öffentlich wahrnehmen, geben wir ihnen ein Gesicht und Würde. Sie begegnen uns auf Augenhöhe. "Oma woher kommst Du?..." ist das dritte Buch einer Reihe, die genau dieses Anliegen verfolgt. Nach lebendigen Erzählungen türkischer Bergleute und ihrer Frauen ("Glückauf in Deutschland" und "Wir hier oben - Ihr dort unten") liegt mit dieser Publikation die Geschichte(n) der heute zweitgrößten Zuwanderergruppe, der sogenannten Russlanddeutschen, vor, dazu kommen angeheiratete Russen und einige jüdische sogenannte Kontingentflüchtlinge. Sie alle haben als Jugendliche oder Kinder Krieg, Vertreibung oder Flucht erlebt. Insofern - und das ist eines ihrer Anliegen - schreiben sie auch gegen Krieg und Diskriminierung. Sie alle haben nach der Stalinära ihre Ausbildung begonnen, eine Familie aufgebaut und ein gesichertes Leben zum Beispiel als Kontoristin einer Kolchose, Lehrerin oder Krankenschwester geführt. Sie wären geblieben, wenn nicht durch die Folgen der "Perestroika" plötzlich all ihre Zukunftswünsche und Sicherheit, die Hoffnung auf ein Alter ohne Armut infrage gestellt gewesen wäre. Sie kamen in den 90ern als Familienverbände und oft auch als Dorfgemeinschaften. Vor allem ihre Kinder und Enkel profitieren von dieser späten Auswanderung. Sie war nicht einfach, denn während sie in der Sowjetunion die "Deutschen" waren, wurden sie hier zu den "Russen". Es ist eine andere Migrationsgeschichte, die ebenso wie die Gastarbeitergeneration heute unsere Gesellschaft prägt.
Aktualisiert: 2021-12-30
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Wir hier oben – Ihr da unten

Wir hier oben – Ihr da unten
Acht Frauen, deutsche und türkische, die in den 70er Jahren einen türkischen Bergingenieur heirateten, erzählen ihre Lebensgeschichte. Sie schauen zurück auf den Anfang, die Sorge um die Männer unter Tage, die Sorge um die Kinder und deren Zukunft und den ohne integrative Hilfe damals zu meisternden Alltag. Sie resümieren schließlich, dass es ein erfülltes und erfolgreiches Leben war, dessen Früchte, die Kinder und Enkel, sie nun genießen können. Sie lebten und leben bis heute mit und in zwei Kulturen, beherrschen beide Sprachen, verleben einen Teil des Jahres hier und in der Türkei. "Ich habe eine neue Kultur und eine neue Familie gefunden - eine große Bereicherung" sagt eine von ihnen. Aber für beide war der Anfang schwer. Für ein deutsches Mädchen war es nicht einfach, einen türkischen Freund nach Hause zu bringen. Taschengeldentzug, Ausgehverbot waren die Folge. Ein türkisches Mädchen aus einer wohlhabenden Familie schien ihren Traummann gefunden zu haben: einen Ingenieur in Deutschland. Nach kurzer Verlobungszeit und einer Fahrt im Ford 17M fand sie sich jedoch zunächst in einer Junggesellenbude zwischen Zeche, Halde und Kokerei untergebracht - ehe eine Nachbarschaft in der Zechensiedlung mit anderen türkischen "Gastarbeiter-Familien" ein wenig Heimat versprach. Aus einem Kommentar von Prof. Dr. Yasemin Karakaşolğlu, Universität Bremen: "Die Lebensgeschichten der hier porträtierten Frauen stellen spannende Tonfolgen im Konzert der vielen, vielfältigen Migrationsgeschichten von Menschen dar, die heute in Deutschland leben. Sie machen auf eindrucksvolle Weise deutlich, wie wenig das medial und im gesellschaftlichen Diskurs weit verbreitete Bild der bemitleidenswerten, von ihrem Mann unterdrückten Frau in türkischen Familien in der Breite der Lebenserfahrungen und Selbstbildern der so angesprochenen Frauen entspricht ... Mit dieser Veröffentlichung wird - so die Hoffnung der Macherinnen - ein Beitrag dazu geleistet, dass auch ihre Erfahrungen und ihr Selbstverständnis als Bergmannsfrauen, die ihren persönlichen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands als kulturell vielfältiges Einwanderungsland geleistet haben, ihren Weg in das Bewusstsein der Öffentlichkeit finden und somit das allgemein verbreitete Bild von 'den Türken und Türkinnen' weiter ausdifferenzieren." Diese Veröffentlichung ist als Teil der Einwanderungsgeschichte unseres Landes zu verstehen, gibt endlich den Einwanderern*innen selbst eine Stimme und würdigt ihren Beitrag zur Entwicklung unseres Landes.
Aktualisiert: 2021-12-30
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