Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das babylonisch-assyrische Konzept von Zeit systematisch zu untersuchen und darzustellen. Sie ist konzipiert als Überblickswerk, das den Ausgangspunkt für weitere Forschung bilden kann. Im Allgemeinen wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften und Merkmale dem Phänomen der Zeit zugeschrieben wurden.
Untrennbar damit verbunden ist die Fragestellung, in welchen Texten die einzelnen Eigenschaften hervorgehoben werden und welche Rolle die Zeit im Kontext der jeweiligen Quellen einnimmt. Da in den Sprachen des Alten Orients kein abstraktes Wort für Zeit bekannt ist, soll zudem analysiert werden, wie sich das Phänomen auf lexikalischer Ebene darstellt.
Im Verlauf der Arbeit wird die Zeit einerseits als Phänomen der Natur betrachtet, andererseits wird ihre gesellschaftliche Relevanz und Funktion in den Blick genommen. Hinsichtlich der Zeit als Naturphänomen stellt sich die Frage, welche natürlichen Begebenheiten der Zeitwahrnehmung zugrunde lagen und welche Funktionen diese im Detail erfüllten. Da Natur im Alten Orient eng mit den Glaubensvorstellungen der Menschen verbunden war, sollen auch die theologischen Konzeptionen untersucht werden, die mit den Zeitvorstellungen verknüpft waren.
Den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit zu den babylonisch-assyrischen Zeitvorstellungen des 1. Jt. v. Chr. bildete die vermeintliche Problematik, dass weder das Akkadische noch das Sumerische ein Wort erkennen lassen, das mit einem abstrakten Zeitbegriff gleichgesetzt werden kann.
Im Zuge der Untersuchung konnte jedoch festgestellt werden, dass anstelle eines einzigen, abstrakten Zeitbegriffes ein umfassendes Netzwerk spezifischer Zeitbegriffe zur Anwendung kam. Im Hinblick auf die Konzeptualisierung von Zeit, lassen sich die Zeitbegriffe in zwei größere Gruppen einteilen: Die erste Gruppe bilden die Begriffe für Tag, Monat und Jahr. Im Kontrast dazu stehen die sekundären Zeitbegriffe, die – mit Ausnahme der Tag- und Nachtwachen (maṣṣartu) – keine erkennbare Rolle für das untersuchte Konzept von Zeit spielen. Die sekundären Zeitbegriffe werden von sozialen, ökonomischen und mitunter auch physikalischen Begebenheiten abgeleitet. Eine Sonderstellung nehmen die Zeitbegriffe adannu und simanu ein, die im Voraus festgesetzte (adannu) bzw. als angemessen betrachtete (simanu) Zeitpunkte und Zeiträume bezeichnen. Diese Bedeutungsnuancen kommen im Kontext der Idealität des Zeitverlaufs und der Divination zur Geltung.
Das theoretische Wissen um den Lauf der Zeit steht nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Verfügung. Durch die praktischen Tätigkeiten der Gelehrten entfaltet sich das Konzept von Zeit jedoch auch auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene. Dies betriff wiederum die qualitativen und numinosen Eigenschaften der Zeit, die in der Divination, der Hemerologie und in Ritualen zum Ausdruck kommen.
Ein fundiertes Wissen um den Verlauf der Zeit sowie die Methoden der Beobachtung und Messung waren für die Gelehrten von entscheidender Bedeutung, da nur so die Aufrechterhaltung des Kalenders und dessen notwendige Regulierung gewährleistet werden konnten. Die Wichtigkeit dieses Wissens drückt sich im „Handbuch der Beschwörungskunst“ auch durch die abschließende Aufforderung aus, bei der Ausführung der kalendarischen Tätigkeiten nicht nachlässig zu sein. Der Stellenwert dieser Tätigkeit wird durch die primären Aufgaben der Gelehrten deutlich: Ein korrekt regulierter Kalender war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gelehrten auftretende Omina korrekt interpretieren und hemerologische Vorgaben beachten konnten. Ein unzureichend regulierter Kalender konnte somit im schlimmsten Fall fatale Auswirkungen auf den König und das gesamte Land haben.
Die Bedeutung der Zeit für die Gelehrten hat auch Widerhall auf mythischer Ebene gefunden, wenn auch in wesentlich älterem Textmaterial. So beschreibt der Mythos „Enki und die Weltordnung“, wie der Weisheitsgott Enki den Verlauf der Zeit verfolgt und anhand dessen den Kalender reguliert. In altbabylonischen „Atram-ḫasīs-Mythos“ wiederum wird dargelegt, wie Enki die Zeit bis zur kommenden Sintflut mithilfe einer Wasseruhr misst.
So lassen sich im ausgehenden 2. sowie im 1. Jt. v. Chr. mehrere mythische Texte und Textpassagen nachweisen, die das Thema Zeit aufgreifen. Diese Texte erläutern wie, warum und von wem die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde. So schildert das „Enūma eliš“, wie die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde, indem sie durch die zyklischen Bewegungen der Himmelskörper in Zeiteinheiten aufgeteilt wurde. Dies verdeutlicht, dass die Etablierung wahrnehmbarer Zeit unmittelbar auf den Kalender ausgerichtet war. Das „Enūma eliš“ weist dementsprechend enge intertextuelle Bezüge zu anderen sternenkundlich-kalendarischen Texten wie „MUL.APIN“ oder „Zwölfmaldrei“ auf.
Neben dem „Enūma eliš“ existieren weitere, kürzere Textpassagen, die das Thema aufgreifen. Der Text „Ištars Erhöhung“ zeigt, dass Sonne und Mond die Verantwortung für die Anzeige der Zeit übertragen wurde. Das Werk „Enūma Anu Enlil“, die umfangreiche Serie astraler und meteorologischer Omina, enthält drei verschiedene mythische Passagen, die jeweils die Sterne, die Sonne und den Mond in den Vordergrund rücken und dabei in Zusammenhang mit der Etablierung der Zeit bringen. Allen voran die als šanîš gekennzeichnete, akkadische Version zeigt erneut auf, dass die Etablierung der Zeit mit den bereits genannten Plänen in Verbindung steht. Darüber hinaus erläutert der Textabschnitt, dass die Einführung der wahrnehmbaren Zeit dezidiert im Hinblick auf die Menschheit geschah. Alle mythischen Texte teilen somit die gleichen literarischen Motive hinsichtlich der Etablierung zyklisch-wahrnehmbarer Zeit. Unterschiede lassen sich jedoch hinsichtlich der göttlichen Akteure feststellen. So gilt im „Enūma eliš“ Marduk als derjenige, der den Kosmos geschaffen, geordnet und somit die Wahrnehmbarkeit der Zeit hergestellt hat. In den übrigen Texten fällt diese Aufgabe der Göttertrias Anu, Enlil und Ea zu.
Aktualisiert: 2023-06-22
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Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das babylonisch-assyrische Konzept von Zeit systematisch zu untersuchen und darzustellen. Sie ist konzipiert als Überblickswerk, das den Ausgangspunkt für weitere Forschung bilden kann. Im Allgemeinen wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften und Merkmale dem Phänomen der Zeit zugeschrieben wurden.
Untrennbar damit verbunden ist die Fragestellung, in welchen Texten die einzelnen Eigenschaften hervorgehoben werden und welche Rolle die Zeit im Kontext der jeweiligen Quellen einnimmt. Da in den Sprachen des Alten Orients kein abstraktes Wort für Zeit bekannt ist, soll zudem analysiert werden, wie sich das Phänomen auf lexikalischer Ebene darstellt.
Im Verlauf der Arbeit wird die Zeit einerseits als Phänomen der Natur betrachtet, andererseits wird ihre gesellschaftliche Relevanz und Funktion in den Blick genommen. Hinsichtlich der Zeit als Naturphänomen stellt sich die Frage, welche natürlichen Begebenheiten der Zeitwahrnehmung zugrunde lagen und welche Funktionen diese im Detail erfüllten. Da Natur im Alten Orient eng mit den Glaubensvorstellungen der Menschen verbunden war, sollen auch die theologischen Konzeptionen untersucht werden, die mit den Zeitvorstellungen verknüpft waren.
Den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit zu den babylonisch-assyrischen Zeitvorstellungen des 1. Jt. v. Chr. bildete die vermeintliche Problematik, dass weder das Akkadische noch das Sumerische ein Wort erkennen lassen, das mit einem abstrakten Zeitbegriff gleichgesetzt werden kann.
Im Zuge der Untersuchung konnte jedoch festgestellt werden, dass anstelle eines einzigen, abstrakten Zeitbegriffes ein umfassendes Netzwerk spezifischer Zeitbegriffe zur Anwendung kam. Im Hinblick auf die Konzeptualisierung von Zeit, lassen sich die Zeitbegriffe in zwei größere Gruppen einteilen: Die erste Gruppe bilden die Begriffe für Tag, Monat und Jahr. Im Kontrast dazu stehen die sekundären Zeitbegriffe, die – mit Ausnahme der Tag- und Nachtwachen (maṣṣartu) – keine erkennbare Rolle für das untersuchte Konzept von Zeit spielen. Die sekundären Zeitbegriffe werden von sozialen, ökonomischen und mitunter auch physikalischen Begebenheiten abgeleitet. Eine Sonderstellung nehmen die Zeitbegriffe adannu und simanu ein, die im Voraus festgesetzte (adannu) bzw. als angemessen betrachtete (simanu) Zeitpunkte und Zeiträume bezeichnen. Diese Bedeutungsnuancen kommen im Kontext der Idealität des Zeitverlaufs und der Divination zur Geltung.
Das theoretische Wissen um den Lauf der Zeit steht nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Verfügung. Durch die praktischen Tätigkeiten der Gelehrten entfaltet sich das Konzept von Zeit jedoch auch auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene. Dies betriff wiederum die qualitativen und numinosen Eigenschaften der Zeit, die in der Divination, der Hemerologie und in Ritualen zum Ausdruck kommen.
Ein fundiertes Wissen um den Verlauf der Zeit sowie die Methoden der Beobachtung und Messung waren für die Gelehrten von entscheidender Bedeutung, da nur so die Aufrechterhaltung des Kalenders und dessen notwendige Regulierung gewährleistet werden konnten. Die Wichtigkeit dieses Wissens drückt sich im „Handbuch der Beschwörungskunst“ auch durch die abschließende Aufforderung aus, bei der Ausführung der kalendarischen Tätigkeiten nicht nachlässig zu sein. Der Stellenwert dieser Tätigkeit wird durch die primären Aufgaben der Gelehrten deutlich: Ein korrekt regulierter Kalender war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gelehrten auftretende Omina korrekt interpretieren und hemerologische Vorgaben beachten konnten. Ein unzureichend regulierter Kalender konnte somit im schlimmsten Fall fatale Auswirkungen auf den König und das gesamte Land haben.
Die Bedeutung der Zeit für die Gelehrten hat auch Widerhall auf mythischer Ebene gefunden, wenn auch in wesentlich älterem Textmaterial. So beschreibt der Mythos „Enki und die Weltordnung“, wie der Weisheitsgott Enki den Verlauf der Zeit verfolgt und anhand dessen den Kalender reguliert. In altbabylonischen „Atram-ḫasīs-Mythos“ wiederum wird dargelegt, wie Enki die Zeit bis zur kommenden Sintflut mithilfe einer Wasseruhr misst.
So lassen sich im ausgehenden 2. sowie im 1. Jt. v. Chr. mehrere mythische Texte und Textpassagen nachweisen, die das Thema Zeit aufgreifen. Diese Texte erläutern wie, warum und von wem die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde. So schildert das „Enūma eliš“, wie die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde, indem sie durch die zyklischen Bewegungen der Himmelskörper in Zeiteinheiten aufgeteilt wurde. Dies verdeutlicht, dass die Etablierung wahrnehmbarer Zeit unmittelbar auf den Kalender ausgerichtet war. Das „Enūma eliš“ weist dementsprechend enge intertextuelle Bezüge zu anderen sternenkundlich-kalendarischen Texten wie „MUL.APIN“ oder „Zwölfmaldrei“ auf.
Neben dem „Enūma eliš“ existieren weitere, kürzere Textpassagen, die das Thema aufgreifen. Der Text „Ištars Erhöhung“ zeigt, dass Sonne und Mond die Verantwortung für die Anzeige der Zeit übertragen wurde. Das Werk „Enūma Anu Enlil“, die umfangreiche Serie astraler und meteorologischer Omina, enthält drei verschiedene mythische Passagen, die jeweils die Sterne, die Sonne und den Mond in den Vordergrund rücken und dabei in Zusammenhang mit der Etablierung der Zeit bringen. Allen voran die als šanîš gekennzeichnete, akkadische Version zeigt erneut auf, dass die Etablierung der Zeit mit den bereits genannten Plänen in Verbindung steht. Darüber hinaus erläutert der Textabschnitt, dass die Einführung der wahrnehmbaren Zeit dezidiert im Hinblick auf die Menschheit geschah. Alle mythischen Texte teilen somit die gleichen literarischen Motive hinsichtlich der Etablierung zyklisch-wahrnehmbarer Zeit. Unterschiede lassen sich jedoch hinsichtlich der göttlichen Akteure feststellen. So gilt im „Enūma eliš“ Marduk als derjenige, der den Kosmos geschaffen, geordnet und somit die Wahrnehmbarkeit der Zeit hergestellt hat. In den übrigen Texten fällt diese Aufgabe der Göttertrias Anu, Enlil und Ea zu.
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Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das babylonisch-assyrische Konzept von Zeit systematisch zu untersuchen und darzustellen. Sie ist konzipiert als Überblickswerk, das den Ausgangspunkt für weitere Forschung bilden kann. Im Allgemeinen wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften und Merkmale dem Phänomen der Zeit zugeschrieben wurden.
Untrennbar damit verbunden ist die Fragestellung, in welchen Texten die einzelnen Eigenschaften hervorgehoben werden und welche Rolle die Zeit im Kontext der jeweiligen Quellen einnimmt. Da in den Sprachen des Alten Orients kein abstraktes Wort für Zeit bekannt ist, soll zudem analysiert werden, wie sich das Phänomen auf lexikalischer Ebene darstellt.
Im Verlauf der Arbeit wird die Zeit einerseits als Phänomen der Natur betrachtet, andererseits wird ihre gesellschaftliche Relevanz und Funktion in den Blick genommen. Hinsichtlich der Zeit als Naturphänomen stellt sich die Frage, welche natürlichen Begebenheiten der Zeitwahrnehmung zugrunde lagen und welche Funktionen diese im Detail erfüllten. Da Natur im Alten Orient eng mit den Glaubensvorstellungen der Menschen verbunden war, sollen auch die theologischen Konzeptionen untersucht werden, die mit den Zeitvorstellungen verknüpft waren.
Den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit zu den babylonisch-assyrischen Zeitvorstellungen des 1. Jt. v. Chr. bildete die vermeintliche Problematik, dass weder das Akkadische noch das Sumerische ein Wort erkennen lassen, das mit einem abstrakten Zeitbegriff gleichgesetzt werden kann.
Im Zuge der Untersuchung konnte jedoch festgestellt werden, dass anstelle eines einzigen, abstrakten Zeitbegriffes ein umfassendes Netzwerk spezifischer Zeitbegriffe zur Anwendung kam. Im Hinblick auf die Konzeptualisierung von Zeit, lassen sich die Zeitbegriffe in zwei größere Gruppen einteilen: Die erste Gruppe bilden die Begriffe für Tag, Monat und Jahr. Im Kontrast dazu stehen die sekundären Zeitbegriffe, die – mit Ausnahme der Tag- und Nachtwachen (maṣṣartu) – keine erkennbare Rolle für das untersuchte Konzept von Zeit spielen. Die sekundären Zeitbegriffe werden von sozialen, ökonomischen und mitunter auch physikalischen Begebenheiten abgeleitet. Eine Sonderstellung nehmen die Zeitbegriffe adannu und simanu ein, die im Voraus festgesetzte (adannu) bzw. als angemessen betrachtete (simanu) Zeitpunkte und Zeiträume bezeichnen. Diese Bedeutungsnuancen kommen im Kontext der Idealität des Zeitverlaufs und der Divination zur Geltung.
Das theoretische Wissen um den Lauf der Zeit steht nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Verfügung. Durch die praktischen Tätigkeiten der Gelehrten entfaltet sich das Konzept von Zeit jedoch auch auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene. Dies betriff wiederum die qualitativen und numinosen Eigenschaften der Zeit, die in der Divination, der Hemerologie und in Ritualen zum Ausdruck kommen.
Ein fundiertes Wissen um den Verlauf der Zeit sowie die Methoden der Beobachtung und Messung waren für die Gelehrten von entscheidender Bedeutung, da nur so die Aufrechterhaltung des Kalenders und dessen notwendige Regulierung gewährleistet werden konnten. Die Wichtigkeit dieses Wissens drückt sich im „Handbuch der Beschwörungskunst“ auch durch die abschließende Aufforderung aus, bei der Ausführung der kalendarischen Tätigkeiten nicht nachlässig zu sein. Der Stellenwert dieser Tätigkeit wird durch die primären Aufgaben der Gelehrten deutlich: Ein korrekt regulierter Kalender war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gelehrten auftretende Omina korrekt interpretieren und hemerologische Vorgaben beachten konnten. Ein unzureichend regulierter Kalender konnte somit im schlimmsten Fall fatale Auswirkungen auf den König und das gesamte Land haben.
Die Bedeutung der Zeit für die Gelehrten hat auch Widerhall auf mythischer Ebene gefunden, wenn auch in wesentlich älterem Textmaterial. So beschreibt der Mythos „Enki und die Weltordnung“, wie der Weisheitsgott Enki den Verlauf der Zeit verfolgt und anhand dessen den Kalender reguliert. In altbabylonischen „Atram-ḫasīs-Mythos“ wiederum wird dargelegt, wie Enki die Zeit bis zur kommenden Sintflut mithilfe einer Wasseruhr misst.
So lassen sich im ausgehenden 2. sowie im 1. Jt. v. Chr. mehrere mythische Texte und Textpassagen nachweisen, die das Thema Zeit aufgreifen. Diese Texte erläutern wie, warum und von wem die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde. So schildert das „Enūma eliš“, wie die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde, indem sie durch die zyklischen Bewegungen der Himmelskörper in Zeiteinheiten aufgeteilt wurde. Dies verdeutlicht, dass die Etablierung wahrnehmbarer Zeit unmittelbar auf den Kalender ausgerichtet war. Das „Enūma eliš“ weist dementsprechend enge intertextuelle Bezüge zu anderen sternenkundlich-kalendarischen Texten wie „MUL.APIN“ oder „Zwölfmaldrei“ auf.
Neben dem „Enūma eliš“ existieren weitere, kürzere Textpassagen, die das Thema aufgreifen. Der Text „Ištars Erhöhung“ zeigt, dass Sonne und Mond die Verantwortung für die Anzeige der Zeit übertragen wurde. Das Werk „Enūma Anu Enlil“, die umfangreiche Serie astraler und meteorologischer Omina, enthält drei verschiedene mythische Passagen, die jeweils die Sterne, die Sonne und den Mond in den Vordergrund rücken und dabei in Zusammenhang mit der Etablierung der Zeit bringen. Allen voran die als šanîš gekennzeichnete, akkadische Version zeigt erneut auf, dass die Etablierung der Zeit mit den bereits genannten Plänen in Verbindung steht. Darüber hinaus erläutert der Textabschnitt, dass die Einführung der wahrnehmbaren Zeit dezidiert im Hinblick auf die Menschheit geschah. Alle mythischen Texte teilen somit die gleichen literarischen Motive hinsichtlich der Etablierung zyklisch-wahrnehmbarer Zeit. Unterschiede lassen sich jedoch hinsichtlich der göttlichen Akteure feststellen. So gilt im „Enūma eliš“ Marduk als derjenige, der den Kosmos geschaffen, geordnet und somit die Wahrnehmbarkeit der Zeit hergestellt hat. In den übrigen Texten fällt diese Aufgabe der Göttertrias Anu, Enlil und Ea zu.
Aktualisiert: 2023-06-13
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Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das babylonisch-assyrische Konzept von Zeit systematisch zu untersuchen und darzustellen. Sie ist konzipiert als Überblickswerk, das den Ausgangspunkt für weitere Forschung bilden kann. Im Allgemeinen wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften und Merkmale dem Phänomen der Zeit zugeschrieben wurden.
Untrennbar damit verbunden ist die Fragestellung, in welchen Texten die einzelnen Eigenschaften hervorgehoben werden und welche Rolle die Zeit im Kontext der jeweiligen Quellen einnimmt. Da in den Sprachen des Alten Orients kein abstraktes Wort für Zeit bekannt ist, soll zudem analysiert werden, wie sich das Phänomen auf lexikalischer Ebene darstellt.
Im Verlauf der Arbeit wird die Zeit einerseits als Phänomen der Natur betrachtet, andererseits wird ihre gesellschaftliche Relevanz und Funktion in den Blick genommen. Hinsichtlich der Zeit als Naturphänomen stellt sich die Frage, welche natürlichen Begebenheiten der Zeitwahrnehmung zugrunde lagen und welche Funktionen diese im Detail erfüllten. Da Natur im Alten Orient eng mit den Glaubensvorstellungen der Menschen verbunden war, sollen auch die theologischen Konzeptionen untersucht werden, die mit den Zeitvorstellungen verknüpft waren.
Den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit zu den babylonisch-assyrischen Zeitvorstellungen des 1. Jt. v. Chr. bildete die vermeintliche Problematik, dass weder das Akkadische noch das Sumerische ein Wort erkennen lassen, das mit einem abstrakten Zeitbegriff gleichgesetzt werden kann.
Im Zuge der Untersuchung konnte jedoch festgestellt werden, dass anstelle eines einzigen, abstrakten Zeitbegriffes ein umfassendes Netzwerk spezifischer Zeitbegriffe zur Anwendung kam. Im Hinblick auf die Konzeptualisierung von Zeit, lassen sich die Zeitbegriffe in zwei größere Gruppen einteilen: Die erste Gruppe bilden die Begriffe für Tag, Monat und Jahr. Im Kontrast dazu stehen die sekundären Zeitbegriffe, die – mit Ausnahme der Tag- und Nachtwachen (maṣṣartu) – keine erkennbare Rolle für das untersuchte Konzept von Zeit spielen. Die sekundären Zeitbegriffe werden von sozialen, ökonomischen und mitunter auch physikalischen Begebenheiten abgeleitet. Eine Sonderstellung nehmen die Zeitbegriffe adannu und simanu ein, die im Voraus festgesetzte (adannu) bzw. als angemessen betrachtete (simanu) Zeitpunkte und Zeiträume bezeichnen. Diese Bedeutungsnuancen kommen im Kontext der Idealität des Zeitverlaufs und der Divination zur Geltung.
Das theoretische Wissen um den Lauf der Zeit steht nur einem sehr kleinen Personenkreis zur Verfügung. Durch die praktischen Tätigkeiten der Gelehrten entfaltet sich das Konzept von Zeit jedoch auch auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene. Dies betriff wiederum die qualitativen und numinosen Eigenschaften der Zeit, die in der Divination, der Hemerologie und in Ritualen zum Ausdruck kommen.
Ein fundiertes Wissen um den Verlauf der Zeit sowie die Methoden der Beobachtung und Messung waren für die Gelehrten von entscheidender Bedeutung, da nur so die Aufrechterhaltung des Kalenders und dessen notwendige Regulierung gewährleistet werden konnten. Die Wichtigkeit dieses Wissens drückt sich im „Handbuch der Beschwörungskunst“ auch durch die abschließende Aufforderung aus, bei der Ausführung der kalendarischen Tätigkeiten nicht nachlässig zu sein. Der Stellenwert dieser Tätigkeit wird durch die primären Aufgaben der Gelehrten deutlich: Ein korrekt regulierter Kalender war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gelehrten auftretende Omina korrekt interpretieren und hemerologische Vorgaben beachten konnten. Ein unzureichend regulierter Kalender konnte somit im schlimmsten Fall fatale Auswirkungen auf den König und das gesamte Land haben.
Die Bedeutung der Zeit für die Gelehrten hat auch Widerhall auf mythischer Ebene gefunden, wenn auch in wesentlich älterem Textmaterial. So beschreibt der Mythos „Enki und die Weltordnung“, wie der Weisheitsgott Enki den Verlauf der Zeit verfolgt und anhand dessen den Kalender reguliert. In altbabylonischen „Atram-ḫasīs-Mythos“ wiederum wird dargelegt, wie Enki die Zeit bis zur kommenden Sintflut mithilfe einer Wasseruhr misst.
So lassen sich im ausgehenden 2. sowie im 1. Jt. v. Chr. mehrere mythische Texte und Textpassagen nachweisen, die das Thema Zeit aufgreifen. Diese Texte erläutern wie, warum und von wem die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde. So schildert das „Enūma eliš“, wie die Zeit wahrnehmbar gemacht wurde, indem sie durch die zyklischen Bewegungen der Himmelskörper in Zeiteinheiten aufgeteilt wurde. Dies verdeutlicht, dass die Etablierung wahrnehmbarer Zeit unmittelbar auf den Kalender ausgerichtet war. Das „Enūma eliš“ weist dementsprechend enge intertextuelle Bezüge zu anderen sternenkundlich-kalendarischen Texten wie „MUL.APIN“ oder „Zwölfmaldrei“ auf.
Neben dem „Enūma eliš“ existieren weitere, kürzere Textpassagen, die das Thema aufgreifen. Der Text „Ištars Erhöhung“ zeigt, dass Sonne und Mond die Verantwortung für die Anzeige der Zeit übertragen wurde. Das Werk „Enūma Anu Enlil“, die umfangreiche Serie astraler und meteorologischer Omina, enthält drei verschiedene mythische Passagen, die jeweils die Sterne, die Sonne und den Mond in den Vordergrund rücken und dabei in Zusammenhang mit der Etablierung der Zeit bringen. Allen voran die als šanîš gekennzeichnete, akkadische Version zeigt erneut auf, dass die Etablierung der Zeit mit den bereits genannten Plänen in Verbindung steht. Darüber hinaus erläutert der Textabschnitt, dass die Einführung der wahrnehmbaren Zeit dezidiert im Hinblick auf die Menschheit geschah. Alle mythischen Texte teilen somit die gleichen literarischen Motive hinsichtlich der Etablierung zyklisch-wahrnehmbarer Zeit. Unterschiede lassen sich jedoch hinsichtlich der göttlichen Akteure feststellen. So gilt im „Enūma eliš“ Marduk als derjenige, der den Kosmos geschaffen, geordnet und somit die Wahrnehmbarkeit der Zeit hergestellt hat. In den übrigen Texten fällt diese Aufgabe der Göttertrias Anu, Enlil und Ea zu.
Aktualisiert: 2023-06-13
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Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung des Nordreiches Israel im 9. und 8. Jh. v. Chr. und dessen Kontakte und Handelsbeziehungen zu Phönizien unter besonderer Berücksichtigung des Fundortes Kuntillet ʿAǧrud. Der Zeitraum der Untersuchung umfasst die Regierungszeit der Dynastie der Nimsiden (ca. 845–747 v. Chr.), wobei das Nordreich besonders unter den Königen Joasch (802–787 v. Chr.) und Jerobeam II. (787–747 v. Chr.) prosperierte und eine nie zuvor dagewesene territoriale Ausdehnung erreichte. Dies begünstigten diverse politische Entwicklungen und Machtverschiebungen zwischen dem assyrischen Reich, Aram-Damaskus, Hamath, weiteren aramäischen Königreichen und Israel. Es soll weiterhin gezeigt werden, dass die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen des Nordreiches zu den Phöniziern nach dem Ende der vorausgehenden omridischen Dynastie (ca. 882–845 v. Chr.) nicht abbrachen, sondern weitergeführt und verstärkt wurden. Dabei gilt es, klassische Kriterien für phönizische Einflüsse, wie zum Beispiel Funde von Volutenkapitellen (protoäolischen Kapitellen) oder Elfenbeinen, zu problematisieren und durch die Analyse darüberhinausgehender archäologischer und inschriftlicher Befunde, Kontakte und besonders Handelsverbindungen aufzuzeigen. Deutlich werden die Kontakte in Kuntillet ʿAǧrud, einem Fundort im Sinai. Die dort aufgefundenen Inschriften und Wandmalereien zeugen von phönizischem und israelitischem Einfluss vor Ort. Die Lage Kuntillet ʿAǧruds an der Gaza-Straße, einer antiken Querverbindung zwischen Mittelmeer und Golf von Aqaba, die phönizischen Einflüsse und die Verbindung zum Nordreich führten zu einer noch anhaltenden Diskussion über die Funktion des Ortes, der teils als Kultort, teils als Handelsstützpunkt interpretiert wird.
Aktualisiert: 2023-02-14
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Bei der Betrachtung der Quellen, die aus der Region Syrien-Palästina seit dem Chalkolithikum vorliegen und die Wesen mit mehr als einem Kopf oder einem Gesicht darstellen oder beschreiben, zeigt sich zweierlei: Zum einen liegen nur wenige Quellen vor und mithin scheinen Wesen mit mehreren Gesichtern oder Köpfen keine größere Rolle im realweltlichen oder mythologischen Bereich in der Region gespielt zu haben, vergleicht man die bezeugten Belege mit anderen Kulturen des Vorderen Orients. Zum anderen sind aber auch deutliche Neuerungen oder Erfindungen zu erkennen, die die Region unverkennbar von anderen Kulturen, wie z. B. Ägypten, abhebt.
Hinweise auf Mehrköpfigkeit erstrecken sich in der Region Syrien-Palästina vom fünften Jahrtausend bis in die Zeit nach Christi Geburt, während die Mehrgesichtigkeit erst gegen Ende des dritten Jahrtausends erscheint.
Die ältesten Funde aus dem Chalkolithikum stellen mehrere Tiere bzw. deren Köpfe an einem Objekt (wie z. B. einer Krone oder einem Stab) dar. Es ist anzunehmen, dass sich von diesen Objekten ausgehend die Mehrköpfigkeit von Göttern entwickelte.
Die frühesten Ausformungen doppelköpfiger Tiere wurden aus der Natur entlehnt und in den folgenden Jahrhunderten in den göttlichen Bereich erhoben.
Manche der aus der Bibel bekannten mehrköpfigen oder mehrgesichtigen Wesen lassen sich, wie auch viele der anderen Funde aus dem syrisch-palästinischen Raum, auf mesopotamische Vorbilder oder allgemein bekannte Darstellungen zurückführen.
Die siebenköpfige Schlange kann als Götterfeind par excellence begriffen werden, die in vielen schriftlichen Belegen und Abbildungen bezwungen wird und im gesamten östlichen Mittelmeerraum bekannt war. Von Mesopotamien ausgehend ist sie über ugaritische Quellen bis hin zur Offenbarung des Johannes und koptische Quellen bekannt, wobei die Siebenzahl der Ausdruck für das Böse insgesamt ist.
Mehrköpfigkeit ist einerseits ein Zeichen von Macht, aber auch des Chaos und des Bösen.
Die Vervielfältigung der Köpfe ist ein Ausdruck von Macht: der Kampf eines Gottes mit einem Wesen mit multiplen Köpfen wie dessen Bezwingung lässt das Ringen in einem völlig anderen Licht erscheinen, als wenn der Feind nur einen Kopf hätte.
Aktualisiert: 2023-01-30
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Der „Kodex Hammu-rapi“, die unter dem altbabylonischen König Hammu-rapi im 18. Jhd. v.Chr. zusammengestellte Sammlung von Richtersprüchen, zählt zu den bedeutendsten rechtshistorischen und literarischen Werken des Alten Orients. Die von Joachim Oelsner vorgelegte Edition des Kodex Hammu-rapi bietet nun erstmals den Text sämtlicher einzelnen Textvertreter in einer synoptischen Darstellung als Partitur. Varianten und Divergenzen innerhalb des Texts können so unmittelbar überblickt und gegeneinander abgewogen werden. Zahlreiche neue, bislang unpublizierte Textvertreter konnten in die Edition integriert werden. Auch die Übersetzung trägt den Varianten und Divergenzen Rechnung. Umfangreiche philologische Kommentare ergänzen den Text und die Übersetzung. Die Einleitung erläutert die Geschichte des Textes und seiner Erforschung und widmet sich in Exkursen den bisherigen Rekonstruktionen der Lücke von mehreren Kolumnen auf der Vorderseite des Hammu-rapi-Stele des Louvre.
Aktualisiert: 2022-11-03
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Siegel sind in all ihren materiellen und symbolischen Manifestationen nicht nur zentrale Objekte archäologischer und kulturwissenschaftlicher Forschung, sie konstituieren auch ein essenzielles Thema im interdisziplinären Diskurs. Siegel repräsentieren eine Gattung von Objekten, die in den verschiedensten Zeiten, Räumen und Kulturen Verwendung fanden und finden, und die als vom Menschen erdachte und gemachte ‚kulturelle Artefakte‘ die ihnen jeweils zugeschriebenen Rollen und Funktionen erfüllen. Siegel und Siegeln werden im Fokus der Kulturtechnik betrachtet, so dass Funktionen des Siegelns und die siegelnden Personen in den Vordergrund rücken. Im interdisziplinären Umfeld werden neue Fragestellungen aufgeworfen und Methoden angewendet, die die Evidenz in ihren sozialen und zeitlichen Kontexten zum Sprechen bringen. So werden beispielsweise altorientalische Epen, Bilder des pharaonischen Ägypten und epigraphische Dokumente der griechischen Staatenwelt in den Diskurs eingebracht. Die interdisziplinäre Zusammensetzung macht diesen vielseitigen Zugriff ebenso wie den chronologischen Streifzug durch fast vier Jahrtausende – vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis zum Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. – möglich.
J. Auenmüller bringt die Bilder des pharaonischen Ägypten, in denen Siegel als Objekte und das Siegeln als Handlung dargestellt sind, zum Sprechen. Er stellt Marktszenen ebenso wie Schauplätze der Wein-, Bier-, Öl- und Honigherstellung vor und diskutiert dadurch sowohl die ikonographische Realität der Bilder in Tempeln und Elitegräbern als auch den bildlichen Diskurs über das Siegel(n) in der pharaonischen Kultur. – Der vierflügelige Skarabäus ist ein auf offiziellen Siegeln der Eisenzeit weit verbreitetes Motiv im syrisch-palästinischen Raum. R. Schmitt diskutiert die Herkunft und Vermittlung dieses Motivs und konstatiert, dass parallele Entwicklungen am wahrscheinlichsten sind. – Aus hellenistischer und römischer Zeit ist die beträchtliche Zahl von etwa 200.000 Siegelabdrücken erhalten, die an Urkunden appliziert waren. Allerdings steht die Forschung vor der Herausforderung, dass fast alle dazugehörigen Dokumente zerstört sind. Die Beiträge von N. Moustakis und T. Schreiber machen diese Diskrepanz deutlich und stellen Methoden vor, um dennoch Funktionen und Kontexte des Siegelns zu rekonstruieren. N. Moustakis nähert sich dem Phänomen des Siegelns in der griechischen Staatenwelt über epigraphische Quellen. Sie stellt damit nicht das Artefakt Siegel in den Mittelpunkt, sondern analysiert Inventarlisten, Verträge und Ehrendekrete, die die Verwendung von Siegeln dokumentieren. T. Schreiber fokussiert auf die Bedeutung und Funktion hellenistischer Siegel mit Herrscherporträts. Anhand von Siegelabdrücken aus den Archiven von Uruk/Orchoi und Seleukia am Tigris, die das Porträt seleukidischer Herrscher tragen, sowie von Siegelabdrücken mit Porträts ptolemäischer Herrscher aus den Archiven von Kallipolis, Edfu und Nea Paphos geht er der zentralen Überlegung nach, wer mit diesen Siegeln siegelte. In einem weiteren Beitrag nimmt er die Sigel aus Doliche, dem heutigen Gaziantep, nahe der türkisch-syrischen Grenze gelegen, in den Blick, die eng mit dem Kult des Iuppiter Dolichenus verbunden sind. – Auch M. Grünbart greift durch seine Analyse von Metallstempeln aus Byzanz (6.–12. Jahrhundert n. Chr.) die öffentliche Funktion dieser Artefakte auf. Er hebt zum einen die weite Verbreitung identer Stempel hervor, die auf eine Duplizierung hinweist. Damit wären also nicht nur Siegelabdrücke serielle Objekte, sondern auch die Stempel selbst. – Der Beitrag von M. Odenweller präsentiert schließlich eine Klassifikation der Siegelringe der Merowingerzeit.
Aktualisiert: 2022-11-17
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In der vorliegenden Arbeit wird die Sklaverei in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1595 v. Chr.) im institutionellen Bereich von Tempel und Palast untersucht.
Die Forschungen zur Sklaverei nehmen innerhalb der Geschichtswissenschaften unter sozial-, geschichts- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein. Zwar wird Sklaverei dabei als globalhistorisches Phänomen betrachtet, dass zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte existiert hat, doch hinsichtlich der Sklaverei in den vormodernen Epochen konzentrierte sich die Forschung jedoch hauptsächlich auf die griechisch-römische Antike, obwohl das antike Mesopotamien zahlreiche Quellen zur Sklaverei, die bis zu den Anfängen der historischen Überlieferungen zurückreichen, liefert. Doch obwohl bereits Anfang des 20. Jh. erste Abhandlungen zur Sklaverei im Alten Orient entstanden, sind diese Studien – bis in die Gegenwart hinein – nur selten außerhalb der Altorientalistik wahrgenommen wurden.
Die Untersuchung basiert auf den relevanten Texten aus 16 Fundorten in Süd-, Mittel- und Nordbabylonien, wobei die folgenden vier Aspekte im Fokus stehen:
Der Erwerb von Sklaven: Die Ermittlung der Bezugsquellen der Sklaverei ist ein elementarer Bestandteil der Untersuchung. Hierbei wird zwischen dem Erwerb durch Ankauf, Kriegsgefangenschaft, Weihung und Anmietung unterschieden. Im Zuge des Erwerbs durch eine der genannten Möglichkeiten wird auch die Herkunft der Sklaven untersucht, die häufig beim Aufnahmezeitpunkt in eine Institution in den Texten notiert worden ist.
Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven: Von besonderem Interesse sind außerdem die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven und damit ihr Beitrag zur Funktion institutioneller Haushalte. Hierbei handelt es sich um Landwirtschaft, Handwerk und den kultischen Bereich.
Die Versorgung der Sklaven: Die Versorgungslisten der politischen und kultisch-religiösen Institutionen stellen häufig den einzigen Nachweis für die Existenz von Sklaven dar. Sie werden vor allem hinsichtlich der Qualifikation und der Einsatzbereiche der Sklaven ausgewertet.
Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven: Ein Sklave konnte sich durch die Zahlung eines Lösegeldes, Flucht, Freistellung oder Tod der Gewalt einer politischen oder kultisch-religiösen Institution entziehen.
Deutlich wird, dass Sklaven in jedem wirtschaftlichen Bereich der Palast- und Tempelhaushalte eingesetzt werden konnten – Landwirtschaft, Handwerk und sogar im Kult – und damit zum Funktionieren der Palast- und Tempelwirtschaft beigetragen haben. Die Arbeit kann außerdem aufzeigen, wie eng die Privatwirtschaft mit den jeweiligen Institutionen zusammenarbeiten konnte.
Aktualisiert: 2022-07-14
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In dieser Studie werden die spät-frühbronzezeitlichen Keramikfunde und der Befund des „großen Gebäudes“ von Yassıhöyük (Kırşehir) aus der Endphase des 3. Jahrtausends v. Chr. in Zentralanatolien vorgelegt, konkret: der Baubefund sowie das Keramikinventar von Stratum III.
An die typologischen Auswertungen schließen sich Betrachtungen zu Funktion, Fundkontext, Datierung und zur geographischen Verbreitung der verschiedenen Gefäßformen an. Während einige der in dem „großen Gebäude“ von Yassıhöyük belegten Gefäßformen (Pithoi, Backteller, Kochtöpfe) bereits in älteren Abschnitten der Frühbronzezeit vorkommen, sind für eine genauere Datierung insbesondere Typen wie Schnabelkannen, Pithosschnabelkannen, Tüllenkannen, Töpfe mit Kragen, Schale Typ 4 („bead-rim bowls“), Becher Typ 1 und 2 wichtig, die erstmalig im Spätabschnitt der Frühbronzezeit auftreten und dann auch für die Mittlere Bronzezeit („Karum-Zeit“) charakteristisch sind.
Das große Gebäude von Yassıhöyük stellt einen neuen Befund dar, der es ermöglicht, die Grundrissdisposition und die Funktionen der einzelnen Räumlichkeiten zu analysieren und einen Interpretationsvorschlag zur Funktion der Anlage als Ganzes vorzunehmen: Möglicherweise befanden sich repräsentative und private Räume im ersten oder sogar zweiten Stock des „großen Gebäudes“, die eine Bezeichnung als „Palast“ rechtfertigen könnten. Fassbar sind hingegen im Erdgeschoss kultische und wirtschaftliche Funktionsbereiche. Die Ausstattung und Wegführung des Baus ermöglichen die Annahme, dass hier eine sakrale Funktion der Anlage im Vordergrund gestanden haben könnte.
Aktualisiert: 2022-09-15
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Die Jerusalemer Stadtquelle ist in Tradition und Gegenwart unter dem Namen Siloah bekannt, auch wenn ihr Wasser der Gihon-Quelle entstammt. Eine unterirdische Leitung, der sogenannte Hiskia-Tunnel, führt das Wasser der Quelle bis auf den heutigen Tag unter dem Südost-Hügel hindurch. Für fast zwei Jahrtausende galt diese westliche Ausmündung des Tunnels als die Siloah-Quelle oder der Siloah Jerusalems. Die eigentliche Quelle, der Gihon, geriet hingegen für über ein Jahrtausend in Vergessenheit. Heute zählen die Wassersysteme des Südost-Hügels zu den archäologischen Stätten, die weltweit am intensivsten erforscht wurden. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den kulturellen Erinnerungen zum Siloah. Sie entwickelt auf der Grundlage einer vielfältigen Auswahl unterschiedlicher Text- und Bildmedien eine Kulturgeschichte der Jerusalemer Stadtquelle von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei einerseits der Pluralität und Variabilität der Erinnerungskulturen, andererseits dem Zusammenhang mit den materiellen Strukturen und Architekturen. Die Arbeit verbindet hierzu ein historisch-kritisches Quellenstudium mit einem erinnerungskulturellen Ansatz in raumsoziologischer Perspektive.
In der Frühzeit Jerusalems (Kap. IV), der Mittelbronze-II-Zeit, wurden umfangreiche Anstrengungen unternommen, um das Wasser der intermittierenden Quelle für die Bevölkerung nutzbar zu machen und Feinden den Zugriff auf die Wasserressource der Stadt zu verwehren.
In alttestamentlicher Zeit (Kap. V) hatte die Jerusalemer Stadtquelle eine herausgehobene kultisch-theologische Bedeutung: Sie galt als Heilssymbol und Zeichen der Gegenwart Gottes. Die Gihon-Quelle wurde mit den Strömen des Paradieses in Verbindung gebracht. Salomo soll an der Quelle zum König gesalbt worden sein.
In frühjüdischer Zeit (Kap. VII) wurde an Sukkot, dem jüdischen Laubhüttenfest, ein bedeutungsvolles Wasserritual praktiziert: Dazu wurde am Siloah Wasser geschöpft, das in einer Prozession zum Tempel hinaufgebracht und dort am Altar vergossen wurde. Dies sollte unter Bezugnahme auf alttestamentliche Traditionen das erwartete endzeitliche Heil versinnbildlichen. Mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 n. Chr., der nachfolgenden Vertreibung der jüdischen Bevölkerung und der 130 n. Chr. erfolgten Umwandlung der Stadt in die römische Kolonie Aelia Capitolina kam es zu einem weitgehenden Bruch mit den alttestamentlich-frühjüdischen Traditionen. Die formative Periode der Erinnerungskulturen zum Siloah endete mit diesen Ereignissen. Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels stellte auch den Verfasser des Johannesevangeliums vor die Frage einer Neubewertung der Festliturgie von Sukkot.
In der Erzählung von der Heilung eines Blindgeborenen am Siloah in Joh 9 (Kap. VIII) deutet der Evangelist den Siloah christologisch: Das endzeitliche Heil, welches das Wasserritual an Sukkot mit der Libation des Quellwassers symbolisch vorausnahm, ist nach seiner Auffassung nicht mehr vom Jerusalemer Tempel und seiner Kultpraxis abhängig, sondern in Jesus bereits gegenwärtig. Die gesamte frühchristliche Auslegungs- und Kommentarliteratur (u. a. Augustinus) ist dieser Deutung von Joh 9 gefolgt. Ein historisch-topographisches Interesse am Siloah gab es in frühchristlicher Zeit nicht.
In spätrömischer Zeit (Kap. IX) lag der Siloah außerhalb der südlichen Stadtummauerung Jerusalems. Um 130 n. Chr. wurde an der Ausmündung des Hiskia-Tunnels ein Nymphäum erbaut, das archäologisch als vierseitiger Portikus nachgewiesen ist.
In byzantinischer Zeit (Kap. X) wurde um die Mitte des 5. Jh. n. Chr. im Süden Jerusalems eine neue Stadtmauer errichtet, die den Siloah wieder in das Stadtgebiet brachte. Etwa zeitgleich wurde am Siloah eine Kirche erbaut, die den spätrömischen Portikus teilweise integrierte und deren Altar sich unmittelbar über der Ausmündung des Hiskia-Tunnels befand. Beim Persereinfall von 614 n. Chr. wurde diese Kirche offenbar beschädigt. Infolge des Rückgangs der christlichen Bevölkerung kam sie außer Gebrauch und verfiel.
Die islamische Traditionsbildung (Kap. XI) zum Siloah setzte ein, als die dortige Kirche bereits im Verfall begriffen war. Schon in umayyadischer Zeit (frühes 8. Jh. n. Chr.) wurde der Siloah von muslimischen Pilgern besucht. Im Islam galt der Siloah in Anlehnung an alte jüdische Tempeltraditionen als eine der Quellen des Paradieses.
Erst mit den Kreuzfahrern (Kap. XII) wurde der Siloah zum christlichen Erinnerungsort der johanneischen Blindenheilung.
In mamlūkischer Zeit (Kap. XIV) wurde um 1300 n. Chr. die Gihon-Quelle wiederentdeckt. Sie erhielt den Namen Marienquelle, da man sich erzählte, dass Maria hier die Windeln ihres Sohnes Jesu gewaschen habe. Die Legende vom Windelwaschen ist aus Motiven der apokryphen Kindheitsevangelien und islamischen Lokaltraditionen zur Wiege Jesu (Mahd ʿĪsā) und der Kammer der Maria (Miḥrāb Maryam) hervorgegangen.
Aus der osmanischen Zeit (Kap. XV) ist eine Vielzahl von christlichen Pilgerberichten erhalten, die den Siloah durchgängig als Ort der johanneischen Blindenheilung verzeichnen. Ein Besuch am Siloah gehörte in dieser Zeit zum festen Programm einer jeden christlichen Pilgerfahrt nach Jerusalem.
In den literarischen Verarbeitungen westlicher Schriftsteller (Kap. XV.3) wird der Siloah unter dem Aspekt seiner Urtümlichkeit und abgeschiedenen Lage behandelt.
Aktualisiert: 2022-09-01
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Dieser Katalog erscheint anlässlich der Solo-Ausstellung transformation: desert space mit Werken von Ulrike Arnold vom 7. bis 30. November 2021 im Bunker 2 im Bioenergiepark Saerbeck.
Aktualisiert: 2022-04-14
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„Bittplätze“ sind architektonische Strukturen an peripheren Arealen ägyptischer Tempel: An Umfassungsmauern und Toren, in den Höfen und den Tempelvorplätzen, aber auch in den Arealen hinter den Tempeln, die von Borchardt 1933 als „Gegentempel“ bezeichnet wurden. Diese sind meist durch offizielle Stellen geplant und angelegt worden. Am Grundriss der Tempelareale sowie an den baulichen Gegebenheiten lässt sich ablesen, dass wahrscheinlich nur ausgewählte Menschen wie Priester, genauer Propheten, Zugang zu diesen sekundären Bittplätzen hinter den Tempeln hatten. Türen und Korridore ermöglichten den Zugang zu bestimmten, restriktiven Orten, konnten diese aber auch verschließen. Primäre Bittplätze direkt an Toren, an Umfassungsmauern der Tempelbezirke und an Dromoi waren besser zugänglich und wurden daher vermutlich häufiger von Laien aufgesucht. Die Bittplätze können im Niltal bereits seit der 18. Dynastie unter Thutmosis I. nachgewiesen werden, während sie in den westlichen Oasen erst seit der 25. / 26. Dynastie belegt sind. Sie werden insgesamt bis in die griechisch-römische Zeit gebaut und genutzt. Bei einem diachronen Vergleich der Bittplatzformen lässt sich keine eindeutige Entwicklung feststellen. Jedoch ist auffällig, dass die sekundären Bittplätze hinter den Tempeln sowohl im Niltal als auch in den Oasen während der griechisch-römischen Zeit zu einem typischen Element der Tempelanlagen wurden. Sie scheinen Ausdruck veränderter bzw. weiterentwickelter kultischer Handlungen zu sein. Dies lässt vermuten, dass Praktiken, die an diesen Kultstellen im Zuge des Tempelkultes stattgefunden haben, möglicherweise an Bedeutung gewannen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand waren sekundäre Bittplätze nur an Göttertempeln vorhanden. Dies erscheint logisch, da die Bitten um Beantwortung von Orakelfragen oder rechtlicher Fragen sowie Bitten um Schutz v.a. an die Götter gerichtet wurden, seltener an gottgleiche oder vergöttlichte Menschen, die als Mittler zur göttlichen Sphäre fungierten. Als Grundlage für die Analyse in den Hauptteilen der Studie (Kap. 4 und 5) diente der ausführliche Katalog. Dort werden Informationen zur Architektur der Tempel und Bittplätze sowie der Funde gegeben. Zudem sind Datierung, Forschungsgeschichte und Grabungsstand der einzelnen, betrachteten Tempel und ihrer Bittplätze zu finden. In den 43 Katalogeinträgen werden insgesamt 59 Tempel detailliert besprochen und nach ihrem Standort in bestimmten Regionen geordnet. Von den 31 aufgenommenen Oasentempeln konnten 24 Heiligtümer vor Ort betrachtet, fotografisch dokumentiert und die Beobachtungen in die Untersuchung integriert werden.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Robert Wennings Studie bietet einen systematischen Überblick und eine detaillierte Erörterung eisenzeitlicher Gräber in Juda und Jerusalem: eine Dokumentation der lokalen Bestattungskultur anhand einer archäologischen Untersuchung der Topographie, der Architektur und der Typologie der Gräber, der Grabinventare, der Bestattungssitten, der Totenpflege und der Grabüberlieferungen im antiken Schrifttum, v.a. im Alten Testament. Ein zweiter Teil erweitert die Perspektive auf die übrigen Regionen Israels/Palästinas.
Aktualisiert: 2021-09-16
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Das vorliegende „Lehrbuch der ugaritischen Sprache“ (LUS) bietet eine vollständige Grammatik, kommentierte Übungstexte und ein Glossar. Es beruht in seinen Grundzügen auf J. Tropper, „Ugaritisch. Kurzgefasste Grammatik mit Übungen und Glossar“ (2002). Zugleich unterscheidet es sich von diesem in vielen Punkten: Hinzugefügt eine neue Einleitung, die einen Überblick bietet über die umfangreiche Literatur zu verschiedenen Themengebieten der Ugaritistik. Der Grammatikteil wurde auf der Basis von J. Tropper, „Ugaritische Grammatik“ (2012) vollständig überarbeitet, erweitert und didaktischer gestaltet. Die Textauswahl wurde erheblich erweitert und umfasst jetzt 20 Texte. Das Glossar wurde völlig neu erstellt und bietet nun den gesamten Wortschatz der Textauswahl sowie auch alle mehrfach belegten Lexeme des Ugaritischen und die häufigsten Eigennamen.
Aktualisiert: 2022-01-07
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Szilvia Sövegjártós Studie erörtert die Mehrsprachigkeit im Mesopotamien der altbabylonischen Zeit, konkret die vorwiegend mit akkadischen Glossen versehenen sumerischen Manuskripte. Zuerst wird der kulturhistorische Hintergrund dargestellt, der die Glossen ins Leben gerufen hat; die Glossen werden in Kontext gesetzt und mit anderen, vor allem linguistischen und schriftgeschichtlichen Phänomenen verglichen, die das bilinguale Milieu der altbabylonischen Zeit prägten (Kap. 2). Daran anschließend wird ein Überblick über die glossierten Manuskripte im Rahmen einer praxeologisch orientierten Analyse geboten; diese Untersuchung zielt darauf ab, auch den Bildungsstand oder die Qualifikationen der Verfasser näher zu bestimmen im Hinblick auf die Frage, ob die Glossen (i) mit der Ausbildung, (ii) mit der wissenschaftlichen, vor allem der kultisch-magischen Praxis oder (iii) mit der Überlieferung und Erforschung eines früher entstandenen (literarischen) Korpus zu verknüpfen sind (Kap. 3). Kapitel 4 widmet sich der Untersuchung der Glossen an sich. Formale und funktionale Aspekte werden berücksichtigt, um zu zeigen, wie und wofür die Glossen verfasst wurden. Ein Exkurs über die zweisprachigen Texte der altbabylonischen Zeit ergänzt diese Überlegungen (Kap. 5). Sodann wird die Frage erörtert, wie hermeneutisches Denken in der altbabylonischen Zeit funktionierte und in welcher Art und Weise sich die Glossen in diese vormoderne philologische Tradition einordnen lassen. Diese epistemologische Annäherung versucht, die Glossen in einen breiteren Kontext altorientalischer wissenschaftlicher Praxis zu setzen (Kap. 6). Kapitel 7 stellt die Glossierung als textkritischen Apparat vor und vergleicht sie mit anderen Methoden der Textkritik, die in der altbabylonischen Zeit zur Verfügung standen. Im Anschluss an das Fazit (Kap. 8) werden sämtliche untersuchten Glossen in eigenen Editionen vorgestellt und umfangreich kommentiert (Kap. 9). Ausführliche Glossare, Kataloge und Verzeichnisse vervollständigen die Untersuchung.
Aktualisiert: 2021-03-11
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Die vorliegende Studie setzt Religion und Politik im alten Ägypten in Beziehung zueinander, indem sie sie als soziale und kulturelle Felder betrachtet, die sich im Laufe der Geschichte verändern können. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Phänomenen ist immer das Ergebnis von unterschiedlichen Machtstrukturen, Konflikten, Verhandlungen und symbolischen Konstruktionen. Unsere Prämisse ist, dass die Unterscheidung zwischen Religion und Politik weder auf einem wesentlichen Unterschied zwischen ihnen beruht, noch historisch als selbstverständlich angesehen werden kann. Die Untersuchung konzentriert sich auf das politische und religiöse Zentrum des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. in Ägypten, die Stadt und Region Theben, und schließt textliche, bildliche, kunsthistorische und architektonische Quellen ein. Die drei Teile des Projekts decken den Zeitraum zwischen der 22. Dynastie und der Übergangsphase zur 26. Dynastie ab.
Die erste Fallstudie befasst sich mit dem Hohepriester des Amun und späteren König Osorkon (B/III.) sowie dem königlichen Sekretär Hor in der 22. Dynastie und erörtert die Verstrickung zwischen ihren religiösen und politischen Ämtern und Ambitionen. Obwohl diese beiden Persönlichkeiten hervorgehoben werden, sind die Verbindungen zwischen den einflussreichsten Familien jener Zeit ein weiterer Aspekt der sozialen und politischen Realität in Theben.
Der zweite Teil ist der politischen und religiösen Legitimation der nubischen Könige Pi(ankh)y und Taharqo in der 25. Dynastie gewidmet. Abgesehen von der schwierigen Situation eines ausländischen Nubiers, Pharao in Ägypten zu werden, war auch eine Legitimation nach kuschitischem Vorbild notwendig, um das einheimische Reich Kusch zu regieren.
Die dritte Fallstudie befasst sich mit der einflussreichen Persönlichkeit des Gouverneurs von Theben, Montemhet, in der 25. bis 26. Dynastie. Seine höchst faszinierende Selbstinszenierung erschließt sich vor allem durch seine Statuen und Inschriften im Karnak-Tempel.
Alle drei Teile des Projekts zusammen beleuchten Theben als einen Brennpunkt politischer und sozialer Veränderungen, die Spuren im Bereich der Religion hinterlassen haben. Die diachrone Untersuchung der Zeugnisse, die die enge Verzahnung von Religion und Politik widerspiegeln, verdeutlicht den stetigen Wandel der Verhältnisse.
Aktualisiert: 2021-03-04
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Betina Faist bietet eine systematische Darstellung der Rechtsprechung in neuassyrischer Zeit aufgrund einer eingehenden Untersuchung der überlieferten Keilschrifttexte. Den methodischen Ausgangspunkt bildet die Analyse der sprachlichen Gestaltung der Texte, die Erforschung der relevanten Begriffe und Ausdrücke sowie die kritische Betrachtung der verfügbaren Quellen hinsichtlich ihrer thematischen Aussagekraft. Dieser philologisch-historische Ansatz wird durch den Vergleich mit anderen Epochen der keilschriftlichen Überlieferung und mit anderen Rechtskreisen ergänzt. Die zur Verfügung stehenden Quellen stammen aus dem „lebenden“ Recht der Assyrer. Es handelt sich an erster Stelle um Urkunden in neuassyrischer Sprache und Schrift, die im Rahmen der Austragung und Beilegung von privaten Rechtsstreitigkeiten niedergeschrieben wurden. Diese zeichnen sich durch ihre formale Vielfalt aus, was sie von den anderen großen Urkundengattungen wie z.B. Kaufverträgen und Schuldurkunden, die einem einheitlichen Formular folgen, unterscheidet. Die in den Prozessurkunden dokumentierte Rechtsprechung betrifft hauptsächlich privatrechtliche Auseinandersetzungen („Zivilgerichtsbarkeit“). Rechtsstreitigkeiten, die öffentliche Interessen tangieren, d. h. den König, den Palast (als Institution) oder die Tempel betreffen, werden nicht beurkundet, aber in der königlichen Korrespondenz thematisiert. Aus diesem Befund lässt sich eine mehr oder minder bewusste Unterscheidung zwischen individuellen und kollektiven Interessen, zwischen Unrecht gegen einen Mitmenschen und Unrecht gegen den „Staat“, zwischen „privatem“ und „öffentlichem“ Recht ableiten. Dagegen wird zwischen Privat- und Strafrecht nicht differenziert.
Ein Anhang bietet Editionen von 14 beispielhaften Texten. Umfangreiche Verzeichnisse der untersuchten Urkunden vervollständigen die Studie.
Aktualisiert: 2020-12-17
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Ulrich Hofeditz bietet einen umfassenden, detaillierten und aktuellen Katalog der archäologischen Fundstätten und der Ergebnisse der Surveys in Juda/Judäa und im nördlichen Negev. Der Aufbau des Katalogs lehnt sich stark an die Vorarbeiten der israelischen Antikenverwaltung (IAA, Israel Antiquities Authority) an. Der durch die IAA durchgeführte, aber noch nicht abgeschlossene, "Archaeological Survey of Israel" hat das Land in 10 x 10 km große Quadranten eingeteilt und ihnen jeweils spezifische Nummern gegeben, die die Struktur des Katalogs konstituieren. Die strukturierte Präsentation der archäologischen Forschungsergebnisse mehrerer Generationen werden die Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte der Region ermöglichen.
Aktualisiert: 2021-08-26
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Rüdiger Schmitt bietet einen Überblick über die eisenzeitlichen Religionen Israels/Palästinas, bzw. Cis- und Transjordaniens, in ihren je eigenen Kontexten und historischen Entwicklungen. Die spätkanaanäische Religion (Kap. 2), die Israelitisch-judäische Religion (Kap. 3), die Religionen der Philister (Kap. 4), der Geschuriter, Gileaditer und der aramäischsprachigen Entitäten in Palästina (Kap. 5), der Ammoniter (Kap. 6), der Moabiter (Kap. 7) und der Edomiter (Kap. 8) werden in je eigenen, aber gleich aufgebauten Kapiteln einander gegenübergestellt, so dass Unterschiede, Ähnlichkeiten und parallele Entwicklungen hervortreten (Kap. 9).
Die Kulturen Cis- und Transjordaniens in der Eisenzeit sind durch vielfältige historische, kulturelle und religiöse Aspekte miteinander verbunden. Dies betrifft vor allem die strukturell und im Hinblick auf ihre Panthea eng verwandten religiösen Symbolsysteme und ihre familiären, lokalen, regionalen und offiziellen Subsysteme sowie die stark patriarchalen, durch bäuerliche und pastoralisierende Wirtschaftsweisen geprägten Sozial- und Wertesysteme, die sich insbesondere in der absoluten Dominanz männlicher Gottheiten, insbesondere des jeweiligen Nationalgottes, in der familiären Religion manifestieren. Auch wenn die jeweiligen religiösen Symbolsysteme lokale oder nationale Spezifika aufweisen, handelt es sich bei den Religionen Palästinas materiell und strukturell um eine Einheit in Vielfalt, wie gerade die Pantheonstrukturen mit ihren weitgehenden personellen Überschneidungen unterhalb der Ebene der Nationalgötter zeigen. Man kann daher berechtigterweise für die Eisenzeit von einer Koiné der religiösen Symbolsysteme Palästinas sprechen.
Aktualisiert: 2021-04-29
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