Das Buchenwaldkind
Wahrheit, Fiktion und Propaganda
Florian Bergmeier, Bill Niven
Bruno Apitz’ Roman ‚Nackt unter Wölfen‘ über den 3-jährigen
polnischen Juden Stefan Jerzy Zweig, der von Gefangenen im KZ-Lager Buchenwald bis zu seiner Befreiung im April 1945 beschützt wurde, galt in der DDR als eine bewegende Geschichte väterlicher Hingabe, des antifaschistischen Widerstands und wurde in den frühen Jahren zu unterschiedlichen Zwecken politisch benutzt. Bill Niven geht Zweigs Schicksal nun in drei Phasen auf den Grund: Wahrheit, Fiktion und Propaganda. Die erste Phase
erzählt die Wahrheit von Zweigs Geschichte, was ihm in Buchenwald zustieß, wie er gerettet wurde und zu welchem Preis.
Phase zwei bietet eine ausführliche Analyse des langwierigen
Entstehungsprozesses und der enormen Wirkung des fiktionalen
Berichts von Bruno Apitz. Während zuletzt gezeigt wird, wie die DDR diesen Roman als wahre historische Begebenheit auszugeben versuchte, zuerst mit Hilfe des DEFA-Filmes und dann mit Zweig selbst, indem man ihn dafür gewinnen wollte, die staatliche Version zu bekräftigen, nachdem er 1963 wiederentdeckt worden war.
‚Das Buchenwaldkind‘ ist wissenschaftlich fundiert, jedoch
verständlich und faszinierend geschrieben. Als lehrreiche Ergänzungslektüre zu Apitz’ Roman ‚Nackt unter Wölfen‘ und
dem gleichnamigen DEFA-Film ist es nahezu unverzichtbar.