„Von Deutschen überhaupt“. Mentalitätswandel zwischen aufklärerischem Kosmopolitismus und Nationalismus
Christoph Suin de Boutemard
Europäische Literaturen hatten in der deutschen Frühromantik einen maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung eines europäisch-weltbürgerlichen Bewusstseins. Silvio Vietta untersucht diesen Prozess an Beispielen ausgewählter Schriftsteller und zeigt, wie die Begründung eines geistigen Vorherrschaftsanspruchs Deutschlands in Europa entstehen konnte.
Gerhard Friesen präsentiert eine exemplarische Quellenstudie über das Schicksal eines aus mehreren deutschen Staaten ausgewiesenen Juden, der ab den 1820er Jahren in die Mühlen der Bürokratie und Diplomatie zwischen verschiedenen deutschen Staaten geriet. Vom gleichen Autor wird seine 1968 von der Johns Hopkins University angenommene Dissertation zum Werk Heinrich Albert Oppermanns erstmals in deutsch und mit aktuellen Hinweisen versehen vorgestellt, die den Beginn der germanistischen Oppermann-Forschung darstellt.
In einer detailreichen Quellenstudie untersucht Boris Erchenbercher die Behandlung von Sinti und Roma im Königreich und der Provinz Hannover im 19. Jahrhundert seitens staatlicher Verwaltungen.
Wilhelm Solms zeigt an ausgewählten Textbeispielen die Reflexion der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma in der Zeit der NS-Diktatur in den Dichtungen der deutschen Literatur nach 1945.
Andreas Frewer untersucht in einem historischen Längsschnitt vom Altertum bis in die Gegenwart die Geschichte und Ethik des „Guten Todes“ und inwieweit dieses Konzept für eine „Euthanasie“ im NS-Staat genutzt und missbraucht wurde.
Ernst Gottfried Mahrenholz geht der aktuellen Frage nach, inwieweit religiöse Toleranz eine Herausforderung an den säkularen Staat darstellt, wobei er den Schwerpunkt seiner Betrachtungen auf die islamisch-gläubige Bevölkerungsgruppe in Deutschland legt.
Günther Flemming beschreibt den Erwerb des Handexemplars von Oppermanns literarischem Hauptwerk, dem Roman Hundert Jahre (Brockhaus 1870), und die Rückführung der Bände nach Nienburg/Weser.