Lampert von Hersfeld
Das Leben des heiligen Lullus
Michael Fleck
Weit entfernt von der dem Typus der Heiligenbiographien eigenen Naivität und stilistischen Schlichtheit ist Lamperts Vita des hl. Lullus, des Gründers des Klosters Hersfeld und Nachfolgers des hl. Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl, ein höchst komplexes und mehrschichtiges Gebilde. Bei aller äußerlichen Nähe zur traditionellen Heiligenvita gehen in dem kleinen Werk des berühmten Historikers (verfasst wohl zwischen 1070 und 1074) echte Pietät, kaum verhüllte Parteilichkeit und handfeste Klosterinteressen eine zwanglose, den modernen Leser bisweilen erheiternde Verbindung ein. Lamperts an den besten Autoren Roms geschulter brillianter Stil hat auch bei denen, die die historische Unzuverlässigkeit des Verfassers auf schärfte getadelt haben, immer wieder uneingeschränkte Bewunderung hervorgerufen.