Sklavenhandel und Sklavenleben zwischen Senegal und Atlas
Rainer Osswald
Durch das Gebiet zwischen Senegal und Atlas wurden nach konservativer Schätzung vom 16. bis ins beginnende 20. Jahrhundert etwa eine Million Sklaven aus Schwarzafrika nach Marokko verschleppt. Eine weitere, sicherlich nicht unbeträchtliche Anzahl verblieb in der westlichen Sahara, um bei den dortigen Araberstämmen ihr restliches Leben in Knechtschaft zu fristen. Einmal freigelassen bildeten und bilden sie zusammen mit den Nachkommen der autochthonen Vorbevölkerung die meist unter dem Namen Haratin bekannte Unterschicht.
Auf der Quellengrundlage von europäischen Reiseberichten, lokalen Rechtsgutachten und Dokumenten (Protokolle von gerichtlichen und außergerichtlichen Verfahren, Merkzettel, Warenlisten, Schuldscheine, private Aufzeichnungen, Verträge, Buchhaltungen, Nachlassinventare etc.) werden die beiden folgenden Themenfelder behandelt:
1. Beschaffung und Erwerb von Sklaven durch Raubzüge, Handel, Vererbung und Schenkung sowie in Zusammenhang damit auftretende Rechtsprobleme.
2. Die gelebte Wirklichkeit des Sklavendaseins und die Rolle der unfreien Bevölkerung als Wirtschaftsfaktor: Rechtliche Stellung, Arbeit, Behandlung, Unterhaltskosten, Preise in Relation zu anderen Wirtschaftsgütern, Konkubinat, Familienleben, Widerstandsstrategien, Freilassung und die der Freilassung folgende Existenz im Rahmen einer abgabenpflichtigen und in ihrer Freizügigkeit oft beschränkten Unterschicht.