Verkehr und Nachhaltigkeit.
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung. Heft 2, 79. Jahrgang (2010).
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Die Mobilität von Personen und Gütern ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Funktionsweise und das Wachstum einer arbeitsteiligen, räumlich differenzierten Volkswirtschaft. Der Güterverkehr verbindet in einer arbeitsteiligen Wirtschaft die Stufen der Produktion bis hin zum Endverbrauch und garantiert so die Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit von Gütern. Für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsmarkt ist die Erreichbarkeit von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, von sozialen Einrichtungen, aber auch von Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und folglich die Gewährleistung der individuellen Mobilität von Personen Voraussetzung. Dem positiven Beitrag des Verkehrs zur wirtschaftlichen Entwicklung stehen die negativen Wirkungen des Verkehrs wie Umweltbelastung, Lärm und Unfälle gegenüber. Unsere moderne Mobilität stößt zudem zunehmend an die Grenzen knapper Infrastrukturkapazitäten mit der Konsequenz von Stau- und Überlastungsproblemen beziehungsweise Knappheitsphänomen. Nicht zuletzt ist einerseits der enorme Finanzbedarf für die Verkehrsinfrastruktur und für den öffentlichen Verkehr, andererseits die Knappheit öffentlicher Kassen zu konstatieren, die neue Finanzierungskonzepte erfordert. Die Bewältigung der Mobilitätsanforderungen unserer Gesellschaft steht damit in besonderem Maße im Spannungsfeld der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension einer nachhaltigen Entwicklung.
Vor diesem Hintergrund widmet sich dieses Heft der Nachhaltigkeit im Verkehrssektor. Nationale und internationale Autoren aus Wissenschaft und Praxis geben einen umfassenden Einblick in den aktuellen Forschungsstand auf diesem zentralen Politikfeld. Die Beiträge setzen sich mit der Identifikation und Quantifizierung der gesellschaftlichen Kosten des Verkehrs, z. B. durch Staus, Unfälle, Umweltschäden, Lärm und Klimawandel, auseinander. Daneben werden empirische Befunde zur Problematik von Erreichbarkeit und sozialer Teilhabe, zu den Konsequenzen regionaler Entwicklungen wie z. B. der Suburbanisierung und Zersiedlung sowie zur Finanzierung des Verkehrs präsentiert. Schließlich analysieren einige Autoren die möglichen ordnungs- und preispolitischen Maßnahmen zur Beseitigung oder Abmilderung adverser Konsequenzen des Verkehrs (z. B. Emissionshandel) sowie die Rolle von technischen Innovationen (z. B. Elektromobilität) und technischen Normen (z.B. Emissionsstandards). Die Analysen erstrecken sich auf die Schiene, den öffentlichen Personennahverkehr, den Seeverkehr und den Luftverkehr.