Die Finger an den Füßen
Boris Bromberg
Ein junger Illustrator hat ein Kinderbuch für Erwachsene gemacht. Boris Bromberg, alias Yeye Weller, alias Lumen von Borsody, erzählt mit einer Menge Witz in Text und Bild von nervenden Eltern, geplatzten Träumen und dem Sieg der Blauäugigkeit. Herausgekommen ist ein wunderbar gestaltetes Buch über die Kindheit für Menschen im besten Alter.
Es gehört zum Konzept, dass Boris Bromberg bei der Umsetzung seiner Ideen in unterschiedliche Rollen schlüpft. Während sein Alter Ego Yeye Weller knallig bunt, grafisch reduziert, in jedem Fall digital ans Werk geht, setzt Lumen von Borsody aufs Analoge, auf freies Gestalten und das Medium Zeichnung. Indem das Buch verschiedene Stile in großer Variation abdeckt, erweitert es den Kreis der Leserschaft. Es gibt etwas für Jungs und für Mädchen, Geschichten, in denen der erwachsene Vorleser eine passable Rolle einnehmen und der ewig Kind-Gebliebene herzlich lachen kann. Weil auch Kindheit nicht immer von Heiterkeit und Frohsinn begleitet ist, begegnet man bei Bromberg auch mal einer Situation, die Angst einflößt, kindlichen Sorgen und manchem schlechten Gag.
Bromberg schreibt in Kindersprache und gestaltet seine Texte ausnahmslos in Handschrift. Ein 8- bis 10-Jähriger könnte es sein, der in den Episoden zu Wort kommt und dessen Schriftbild nachgeahmt wird. Es macht den Charme des Buches aus, dass alles aus einem Guss ist, man vorne anfangen kann zu blättern, der Einstieg jedoch an jeder anderen Stelle genauso gut funktioniert.