Die Taiwan-Frage
im Kontext des Wiederaufstiegs Chinas (2022-2035)
Nektarios Palaskas
Die Taiwan-Frage ist seit über sechs Jahrzehnten in das Beziehungsdreieck Beijing-Taipei-Washington eingebettet.
Mit dem Wiederaufstieg Chinas haben sich die Kräfteverhältnisse vor allem zwischen den beiden Nachbarn stark verschoben, während die Kerninteressen der Hauptakteure unverändert geblieben sind. In der dritten und vorerst letzten Taiwankrise Mitte der 1990er-Jahre kamen sich die technologisch fortschrittlichste Streitkraft (US-Army) und die weltweit grösste Armee (PLA) gefährlich nahe. Seit her hat sich der Ton zwischen den USA und der Volksrepublik China weiter verschärft. Die von der Obama-Administration seit 2012 verfolgte Pivot-to-Asia-Strategie untermauert den zunehmenden Machtkampf um die regionale Vorherrschaft, in dem die ungelöste Frage der Zugehörigkeit der Insel eine zentrale Rolle einnimmt.
Die Taiwan-Frage ist Sinnbild für einen der gefährlichsten globalen Krisenherde, denn sie birgt das latente Risiko eines direkten Konflikts der beiden weltweit stärksten Mächte. Anhand der Methode des Scenario Planning sollen mögliche Prognosen gestützt werden, die letztlich in verschiedenen Szenarien abgebildet werden. Eines der Szenarien geht den Anzeichen einer wahrscheinlichen militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und der Volksrepublik China nach.