Nation
Jens Schröter
Über lange Zeit konnte es so scheinen, als sei der Nationalstaat eine verschwindende Größe. »Mit Gott für König und Vaterland«, die Devise der preußischen Armee, durfte als Motto von allein musealem Interesse gelten. Wirtschaftliche Internationalisierung und kulturelle Globalisierung ließen auch die politische Transnationalisierung in Staatenbünden wie der EU plausibel erscheinen.
Doch mit dem Aufkommen und zunehmenden Erfolg nationalistisch bis chauvinistisch orientierter politischer Formationen in Europa scheint die Nation wieder an Gewicht zu gewinnen. Sofern die Relation von Nation und Religion in Abgrenzung und Affirmation in der Entstehung der modernen Nationalstaaten prägend war und auch gegenwärtig bedeutsam scheint, widmet sich das nächste Heft der BthZ diesem Thema.
Der Band unternimmt eine interdisziplinäre und internationale Bestandsaufnahme des Verhältnisses von Religion und Nation im Licht neuerer, vor allem rechtspopulistischer Entwicklungen und bezieht sich dazu auf historische Einsichten in die Entstehung moderner Nationalstaaten, auf biblische Figurationen und zeitgeschichtliche Auseinandersetzungen zurück.