Ein Tarifkonzept zur Vermeidung der adversen Selektion in der Lebensversicherung am Beispiel der Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Versicherungswissenschaft in Hannover
Ralf Lohse, J Matthias von der Schulenburg
Lohse behandelt in seiner Arbeit zwei wesentliche Bereiche der Tarifgestaltung bei der Lebensversicherung auf den Todesfall: das Risiko der adversen Selektion der Antragsteller mit ungünstigem Versicherungsrisiko gegenüber einem dem Risiko angemessenen Angebot für den Versicherungsnehmer. Das vorgestellte Tarifkonzept besteht aus vier aufeinander aufbauenden Modellstufen und beinhaltet die Risikokategorisierung mit Prämiendifferenzierung am Beispiel der Risikofaktoren der Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auf der ersten, medizinischen Modellstufe wird die Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung auf der methodischen Grundlage des medizinischen Risikofaktorenmodells eingeschätzt. Dabei werden zusätzlich zu den konventionellen Risikofaktoren (klinische, phänotypische, genetische sowie Lebensstilfaktoren) die möglichen genomanalytischen Erweiterungen des Risikofaktorenkonzepts durch molekularbiologische genetische Risikofaktoren vorgestellt.
Die Umrechnung der Herz-Kreislauf-Erkrankungswahrscheinlichkeit in die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit und weiter in die Gesamtsterblichkeit erfolgt auf der zweiten, versicherungsmedizinischen Modellstufe. Die versicherungsmedizinische Zielgröße ist die Übersterblichkeit des Antragstellers in Relation zur Normalsterblichkeit in der Bevölkerung.
Auf der dritten, versicherungsmathematischen Modellstufe wird die aktuarielle Versichertensterblichkeit um die Relation der versicherungsmedizinischen Sterblichkeit des Antragstellers im Verhältnis zur Bevölkerungssterblichkeit angepasst und auf der vierten, versicherungswirtschaftlichen Modellstufe wird die Umsetzung in praktische Tarifmodelle vorgestellt.
Praktische Modellanalysen ergaben akzeptable Werte bei den versicherungswirtschaftlichen Zielgrößen.