Peter Sichel: Die Geheimnisse meiner drei Leben
Flüchtling, Geheimagent und Weinhändler
Karin Hielscher, Peter F.M. Sichel
Geboren 1922 in einer Mainzer jüdischen Familie von Weinhändlern, floh Peter F.M. Sichel 1938 über Frankreich und Holland vor dem Terror der Nationalsozialisten nach Amerika – diese Geschichte der unbeschwerten Mainzer Kindheit und Jugend, dann der Einschnitt der Flucht bilden den ersten der drei großen Teile des Buches.
1943 kam Peter Sichel als GI zurück, nahm an der Entsetzung seiner Geburtsstadt Mainz teil, wurde anschließend Mitglied des amerikanischen Geheimdienstes und war bis 1959 Leiter des CIA-Büros in West-Berlin, wo er die krappigsten Zeiten des »Kalten Krieges« erlebte – dies bildet den mittleren großen Teil seiner Autobiographie.
Schließlich geht Peter Sichel wieder nach New York, baut zusammen mit seiner Familie den transatlantischen und dann weltweiten Weinhandel auf, wird Mit-Eigentümer von Bordeau-Weingütern und macht deutschen Wein in Amerika bekannt. Mehr noch, Peter Sichel ist als Kommunikations- und Marketing-Genie einer derjenigen, die an der Erfolgsgeschichte des Weins und des weltweiten Weinhandels im 20. Jahrhundert wesentlich mitgeschrieben haben.
Diese Biographie ist anregende Erzählung besonders durch die Freude an der Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen, einer leichtgängigen Herausarbeitung der Bedeutung, die einzelnen Persönlichkeiten für ihre Zeit beizumessen ist. Sei es in der Wein-Welt, sei es in der Politik – der Ideen-Austausch und die Wirkungsmacht guter, auf Interessens-Ausgleich abgestellter Konzepte sind in den Mittelpunkt der anekdotenreichen Erzählung gestellt. Das grundlegende Nachdenken über eigene wie »fremde« Ziele und Handlungen, wie Peter Sichel es vorführt, macht das Buch wertvoll. Die präzise Beschreibung von Atmosphäre, Zeitumständen und Zuständen sind aus einer gesegneten Distanz abgewogen und dann deutlich und nachdrücklich beurteilt.
In seiner immer liebevollen Erinnungsarbeit hat Peter Sichel eine sehr beeindruckende Zwischen-Ebene zustande gebracht: aus ganz persönlicher Biographie und Familiengeschichte einerseits und andererseits der Beschreibung bis Analyse der gesellschaftlichen und politischen Strukturen – und er redet vor diesem Hintergrund, wie es nur wenigen dieser Tage gelingt, »tacheles«.