Dokumentieren ohne Unterlass
Ostdeutsche Film- und Lebensgeschichte in Winfried Junges „Die Kinder von Golzow“
René Lori
Kurz nach dem Mauerbau 1961 wird eine Gruppe von Kindern in einem kleinen Ort im Oderbruch eingeschult. Das Besondere: Ihr Leben wird von da an auf Zelluloid festgehalten. Als „Kinder von Golzow“ erlangen sie über die Grenzen der DDR hinaus Berühmtheit. Inzwischen breiten über 20 Filme fast fünf Jahrzehnte Leben auf der Leinwand aus.
René Lori beleuchtet anhand einer anschaulichen Filmauswahl, wie sich die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse in den individuellen Biographien widerspiegeln. Der Blick reicht von der Abschottung der DDR über deren Verfall bis zum „Neuanfang“ im vereinten Deutschland. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die kulturpolitischen und dokumentarfilmischen Entwicklungen, die im Rahmen eines so kohärenten Projekts besonders augenscheinlich werden.
Dabei erfolgt die Analyse dieser filmischen Langzeitbeobachtung in behutsamer Abwägung von sachlich Dokumentierbarem und politischer Einschätzung. Entstanden ist ein umfassender Überblick über ein auch im internationalen Maßstab einzigartiges Filmprojekt.
René Lori, geboren 1980, studierte in Chemnitz und Marburg Medienwissenschaft, Informatik und Philosophie. Derzeit arbeitet er in der Online-Redaktion eines lokalen Fernsehsenders.