Im Kalten Krieg der Spionage
Margarethe Ottillinger in sowjetischer Haft 1948-1955
Stefan Karner
SPEKTAKULÄRSTER ENTFÜHRUNGSFALL ÖSTERREICHS IM KALTEN KRIEG
Am 5. November1948 ist die erst 28-jährige Sektionsleiterin im Ministerium, Margarethe Ottillinger, mit Peter Krauland, Minister für Vermögenssicherung, auf dem Weg nach Wien. An der alliierten Zonengrenze in Steyr (Ennsbrücke) wurde sie von den Sowjets aus dem Dienstauto heraus verhaftet. Die junge einflussreiche Beamtin wird in der Sowjetunion wegen „Spionage“ zu 25 Jahren Haft verurteilt. Viele Fragen zu den mysteriösen Umständen ihrer Verhaftung bleiben lange Zeit unbeantwortet unbeantwortet.
RIESIGE AKTENBESTÄNDE IN MOSKAU
Prof. Dr. Stefan Karner, Historiker und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Graz, wird im Herbst 1991 erstmals die Erlaubnis erteilt, die riesigen Aktenbestände der ehemaligen österreichischen Kriegsgefangenen und Internierten in Moskau einzusehen. Dabei stößt er auf die Akte Margarethe Ottillingers. Anhand der Nummer des Personalaktes Ottillingers, konnte Karner in einem russischen Geheimarchiv die wichtigsten Informationen zu ihrer Inhaftierung und den Aufenthalten in den Lagern und Gefängnissen zusammentragen.
DIE RÜCKKEHR 1955
Margarethe Ottillinger verschwand für viele Jahre in sowjetischen Lagern und Gefängnissen. Nach Abschluss des Österreichischen Staatsvertrages 1955 wurde sie vorzeitig entlassen und durfte, mittlerweile schwer erkrankt, in die Heimat zurückkehren; 1994 wurde sie rehabilitiert.
Anhand vieler Bilder und den Original-Verhörprotokollen versucht Stefan Karner mit dem vorliegenden Band Antworten auf den wohl spektakulärsten Entführungsfall Österreichs im Kalten Krieg zu geben.