Die sumerische Königshymne Šulgi F
Kai Lämmerhirt
Kein anderer mesopotamischer Herrscher wurde so sehr gepriesen wie Šulgi von Ur (2094−2047 v.Chr.). Die zu seinem Ruhm verfassten Hymnen, von denen mehr als 30 ganz oder teilweise überliefert sind, galten schon im antiken Mesopotamien als exemplarische Vertreter der Gattung. Obwohl sich die moderne Forschung intensiv mit Šulgi beschäftigt hat, liegen für viele der auf ihn gedichteten Hymnen bis heute keine modernen Editionen vor. Dies gilt besonders für jene Kompositionen, die wie die Hymne Šulgi F einen Umfang von mehr als 300 Zeilen haben.
In Šulgi F wird nach einem umfangreichen Aufgabenkatalog für den mesopotamischen Herrscher die Berufung Šulgis durch den Stadtgott Nanna und dessen Reise von Ur nach Nippur geschildert, auf der er beim Hochgott Enlil die Bestätigung des von ihm erwählten Herrschers Šulgi erwirkt. Der Rest der Hymne ist nur fragmentarisch erhalten und ganz dem Preisen des Herrschers gewidmet. Mit Band 9 der „Texte und Materialien der Frau Professor Hilprecht Collection of Babylonian Antiquities“ wird die zwischen Hymnus und Epos oszillierende Dichtung erstmals auf der Grundlage sämtlicher bislang bekannter Texte vollständig ediert, übersetzt und kommentiert. In einer ausführlichen Einleitung werden zudem ein grundlegender Forschungsbericht und eine Inhaltsangabe der Dichtung gegeben und Datierungsfragen sowie der „Sitz im Leben“ diskutiert.