Der politische Raum der Theologie
Entwurf einer inkarnationstheologischen Ereignistheologie als Antwort auf Radical Orthodoxy
Andreas Weiß
Die politische Präsenz von Theologie und Kirche wird zunehmend von Ereignissen bestimmt, welche diese nicht selbst kontrollieren können. Doch auch ein Blick in die Geschichte zeigt: Die Zeiten religionspolitischer Selbstverständlichkeit hat es nie gegeben.
Theologische Glaubwürdigkeit entscheidet sich heute nicht selten an Orten, die im Grenzgebiet zu säkularen Entwürfen entstehen. Hier gelangen Machtsysteme an ihr Ende, neue Diskursformen erwachsen. Dies mag verunsichern, gerade weil diese Orte meist nicht kirchlich-theologisch abgesteckt sind. Wer sich aber trotzdem in den politischen Diskurs einbringt, verlässt den Rahmen dogmatisch austarierter Sicherheiten. Das macht die Lage nicht weniger prekär: Vor diesem Hintergrund eine öffentlich sichtbare Theologie zu treiben, ist abenteuerlich. Dennoch darf dieser Aufgabe nicht aus dem Weg gegangen werden.
Andreas G. Weiß entwirft einen unkonventionellen Ansatz politisch orientierter Theologie: In kritischer Auseinandersetzung mit John Milbanks Radical Orthodoxy, einem der einflussreichsten theologischen Programme der Gegenwart, macht er deutlich, warum eine öffentlich relevante Theologie im 21. Jahrhundert nicht einfach aus dem Innenraum theologischen Denkens generiert werden kann. Unter Rückgriff auf interdisziplinäre Wege in Philosophie, Geschichts- und Kulturwissenschaften, entwirft er eine Haltung inkarnationstheologischer Ereignistheologie. Sein Vorschlag: Eine Haltung, die sich aus dem Kern des christlichen Denkens speist, sich aber nie in der verführerischen Selbstsicherheit abgeschlossener Ordnungen sicher wähnen kann.