Auch wenn A Falsch ist, kann B wahr sein
Was wir aus Fehlern lernen können
Johann Sjuts, Éva Vásárhelyi
Auch wenn A falsch ist, kann B wahr sein. – Diese aussagenlogische Feststellung soll als Leitsatz für das vorliegende Buch nicht in wörtlicher, sondern in metaphorischer Bedeutung den Erkenntnisgang der Mathematik zum Ausdruck bringen – und zwar in doppelter Weise. Auf dem Weg zu gesicherten Erkenntnissen sind Irrtümer und Fehler, Lücken und Unvollkommenheiten seit je Bestandteil der Entwicklung der Wissenschaft Mathematik gewesen. Und ebenso gilt das für die Entwicklung eines Mathematik lernenden Individuums.
Immer wieder gaben also Falsches und Fehlerhaftes den Anstoß für Verbesserungen und Korrekturen. Aus Fehlern lernen – das ist durchaus we-enhaft für die Entwicklungsgeschichte der Mathematik, aber eben auch für den Aufbau mathematischen Wissens und Könnens eines Menschen. Ziel ist es in beiden Fällen, unverbrüchliche Gewissheit und einwandfreie Sicherheit zu erlangen.
Das Buch möchte das Werk und das Wirken von Ervin Deák würdigen. Eine seiner mathematikdidaktischen Be-strebungen lässt sich in folgender Weise kennzeichnen: Indem man Unzulänglichkeiten in der Ideengeschichte der Mathematik herausarbeitet und für die Schulmathematik konzeptionell aufbereitet, gelingt es, zentrale Ideen zu verdeutlichen und begriffliche Klarheit zu schaffen. Insbesondere sollte das auf jene altüberlieferten problembehafteten Unzulänglichkeiten bezogen werden, die im heutigen Unterricht ‒ tief verwurzelt und meistens unterschwellig – fortleben. Kern der Konzeptionen ist die konsequente Durchsetzung einiger besonders gehaltvoller Grundgedanken, die der Schulmathematik ein charakteristisches Gepräge geben können.
Mathematik ist in Ungarn traditionell von hoher kultureller und wissenschaftlicher Bedeutung. Intention der Buchreihe „Mathematiklehren und -lernen in Ungarn“ ist es, die beispielgebende Rolle des Landes und den inspirativen Austausch über Grenzen hinweg zum Ausdruck zu bringen.