Geschichten und Geschichte
Isebel als literarische und historische Gestalt
Dagmar Pruin
Die Untersuchung analysiert Isebel als literarische und historische Gestalt. Dabei werden insbesondere die aktuellen Fragen um synchrone und diachrone Formen der Exegese und um eine angemessene Rekonstruktion israelitischer Geschichte aufgenommen, mit Blick auf jene konkrete Gestalt erörtert und zueinander in Beziehung gesetzt. So gelingt es, die verschiedenen Ebenen von Geschichten und Geschichte zu erhellen. Die Textkomplexe I Reg 17-19. 21 und II Reg 9-10 werden synchron und umfassend diachron analysiert. Dies bildet die Grundlage für eine Nachzeichnung der facettenreichen Wandlungen des Isebelbildes von der Zeit des 9. Jahrhunderts bis in die nachexilische Zeit hinein. Dabei wird ein Wachstumsprozess deutlich, der seine Impulse sowohl aus den jeweils überlieferten Geschichten als auch aus der Zeitgeschichte der Überliefernden gewinnt. Auf dieser Grundlage und einer methodischen Reflexion der bisher erschienenen Arbeiten zur Rekonstruktion der omridischen Epoche, gelingt so insgesamt eine Annäherung an Isebel nicht allein als literarische, sondern auch als historische Gestalt. Ein Ausblick auf die Darstellung der Isebel in rabbinischen Texten erweitert die Fragestellung um den Bereich der Rezeptionsgeschichte.