Sieben Tage Frist für Schramm
Paul Henricks
Ein Mann sitzt am Schreibtisch, in tiefes Nachdenken versunken. Dann faßt er einen Entschluß und beginnt zu schreiben: «Heute erschien überraschend Schramm bei uns. Einen Augenblick lang verschlug es mir die Sprache, als er mir auf dem Korridor gegenübertrat. Wir hatten uns bemüht, ihn als nicht mehr existent zu betrachten. Niemand sprach über ihn, nicht einmal sein Name wurde genannt. Schramm war zu einem Tabu geworden. Und jetzt stand er plötzlich da.»
Studienrat Schramm hat eine Zuchthausstrafe abgesessen. Nun taucht er plötzlich wieder an seiner alten Schule auf, um, so sagt er, eine wissenschaftliche Arbeit zu beenden, für die nur in der Lehrerbibliothek Quellenmaterial zu finden sei. Und die unerwartete Anwesenheit des Totgeschwiegenen berührt den ehemaligen Kollegen so stark, daß er beschließt, die seltsamen Ereignisse niederzuschreiben, die vor sechs Jahren das friedliche Internat aufgestört hatten.
Seltsamerweise war Schramm damals fast von Anfang an in Verdacht geraten, etwas mit dem Verschwinden des Schülers Kurrat zu tun zu haben. Dann war das Unglück geschehen, und sie hatten Schramm abgeführt …
Während der Ex-Studienrat und Ex-Zuchthäusler oben in der Bibliothek versucht, seine Arbeit innerhalb der sieben Tage abzuschließen, die ihm der Schulleiter zugestanden hat, füllt sein ehemaliger Kollege Seite um Seite. Er rollt, ohne es eigentlich zu wollen, den alten Fall wieder auf; er glaubt plötzlich Zusammenhänge zu erkennen, die damals im Dunkeln geblieben sind … Ein Stein kommt ins Rollen.
Dieser Krimi wurde 1969 mit Horst Tappert, Joachim Fuchsberger und Karin Hübner unter dem Titel «Sieben Tage Frist» fürs Kino verfilmt.