Antisemitismus und Gesellschaft
Zur Diskussion um Auschwitz, Kulturindustrie und Gewalt
Zygmunt Baumann, Detlev Claussen, Tim Darmstädter, Shmuel N. Eisenstadt, Michael Lerner, Peter Maroldt, Moishe Postone, Ulrich Sonnemann, Michael Werz, Mosche Zuckermann
»Antisemitismus als Orientierungsprinzip ist tatsächlich in der europäischen Gesellschaftsgeschichte verankert. Von Europa aus hat der dynamische Kapitalismus als einziges universales Gesellschaftsmodell seinen Siegeszug angetreten und mit ihm hat sich auch der Antisemitismus weltweit verbreitet. Die Produkte der Kulturindustrie, die global kommuniziert werden, treffen auf ein gesellschaftlich präfomiertes Alltagsbewusstsein, das für diese alltagsreligiösen Interpretationsmuster empfänglich ist. Man banalisiert in der Tat das Böse, wenn man es auf menschliche Aggression reduziert. Die Frage aber, wie Gewalt sozialisiert wird, ist eine Frage nach der Gesellschaft, die Auschwitz möglich machte und die antisemitische Vorstellungen auch nach Auschwitz immer wieder hervorbringt.«
Detlev Claussen