Johann Friedrich Reichardt (1752–1814)
Musikpublizist und kritischer Korrespondent
Gabriele Busch-Salmen, Regine Zeller
Johann Friedrich Reichardt (1752–1814), langjähriger Ansprechpartner Johann Wolfgang Goethes und Friedrich Schillers, gehörte zu den politisch hellhörigen, stets unruhigen und experimentierfreudigen Komponisten, Musikschriftstellern und Kulturorganisatoren. In Zeiten tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche stritt er für ein aufgeklärt bürgerliches Musikverständnis. Seine Zeitgenossen schildern ihn als eine rastlos tätige, von Reiselust und Erlebnisdrang getriebene Persönlichkeit. Ludwig Tieck, der in den frühen 1790er Jahren zu den Gästen im Berliner Haus des Hofkapellmeisters am Preußischen Hof gehörte, befürchtete, dass seine Kräfte durch die »unruhige Vielthätigkeit zersplittert« würden. Reichardt hatte nicht nur das Amt des Hofkapellmeisters inne und hinterließ ein umfangreiches musikalisches Œuvre, sondern wirkte, angeregt durch seine Reisen in die musikalischen Zentren Paris, London oder Wien, auch als kritischer Reiseschriftsteller, Musikpublizist und gefürchteter Rezensent. Gegenstand des vorliegenden Sammelbandes sind die von ihm herausgegebenen Vertrauten Briefe, Journale, Magazine, Zeitungen und Monatsschriften (z.B. Musikalisches Kunstmagazin [1782, 1791], Studien für Tonkünstler und Musikfreunde [1792], Berlinische Musikalische Zeitung [1805/06]) wie auch seine Rezensionen, etwa für die Allgemeine deutsche Bibliothek Friedrich Nicolais, in denen er mit spitzer Feder anklagte, berichtete und kommentierte.
In 13 Beiträgen werden Reichardts Aktivitäten als einer der frühen Musikjournalisten ausgelotet, damit kann eine Lücke in der Forschung zu Reichardt und seiner Zeit geschlossen werden. Diskutiert werden seine Zeitzeugenberichte, seine »Zergliederungen« musikalischer Werke und seine ästhetischen und kulturpolitischen Positionierungen.