Hegels Gespenst
Eine Erzählung
Markus Litz
Berlin, Im Herbst 1830: Hegel, Rektor der Universität und berühmter Philosoph, wird von Albträumen heimgesucht. In sieben aufeinanderfolgenden Nächten begegnet ihm eine fremdartige Gestalt, ein Gegenbild seines Denkens. Es ist ein Afrikaner, der in verschiedener Erscheinung und unter wechselnden Namen auftritt, eine aus lauter Widersprüchen zusammengesetzte Figur. Während Hegel tagsüber bemüht ist, die Fassade aufrecht zu erhalten und seinen üblichen Verpflichtungen nachgeht, sind seine Nächte verwirrt durch jenes Traumgeschehen, welches sein Denken zunehmend in Frage stellt. Das Gespenst verwandelt sich zu seiner eigenen Denkfigur; die Vernunft wird durchbrochen von Fabelwesen der Imagination. Am Ende weiß Hegel keinen anderen Ausweg als gegen dieses Fremdartige anzuschreiben. Seine Ausführungen über Afrika und die Afrikaner in der Vorlesungsreihe „Die Philosophie der Geschichte“ sind Zeugnis einer verzweifelten Abwehr und zugleich die Grundlage der systematischen Verkennung einer anderen Kultur.