Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt von Pöhlmann,  Robert von

Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt

Erster Band

Die Kritik hat in Bezug auf die erste unter dem Titel »Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus« erschienene Auflage dieses Werkes mit Recht bemerkt, daß sich dem Verfasser die Geschichte des Sozialismus mit einer gewissen inneren Notwendigkeit zu einer Geschichte der sozialen Frage geweitet hat. Daher wurde für die neue Auflage eine Bezeichnung gewählt, die dem tatsächlichen Inhalt mehr entspricht. Auch der Aufbau des Ganzen ist ein anderer geworden und zugleich als wesentliche Ergänzung ein neues Kapitel über den Sozialismus im antiken Christentum hinzugetreten. So möge denn das Buch auch in der neuen Gestalt an seinem Teile bezeugen, was für die Gegenwart gerade die Antike zu bedeuten hat: eine Entwicklungsphase der Kulturmenschheit, für die recht eigentlich das Wort Dahlmanns von den »bevorzugten« Epochen der Geschichte gilt, die für alle künftigen Geschlechter eine Fülle von Mahnung, Warnung und Lehre enthalten. Hier liegt der Prozeß abgeschlossen vor uns, der in dem antiken »Staat des gleichen Stimmrechts« nicht nur zur Überwindung eines staatswidrigen Aristokratismus und Plutokratismus, sondern sehr oft auch zur systematischen Ausbeutung, politischen Mundtotmachung und bis zur Expropriation der Besitzenden fortschreitenden Vergewaltigung der Minderheit durch die Massenmehrheit geführt hat. Ein typischer Entwicklungsprozeß, der die ideologischen Täuschungen der Gegenwart über die »politische Kultur« des »durchgeführten Demokratismus« und über die innere Wandlungsfähigkeit des sozialdemokratischen Radikalismus und einer frivolen und skrupellosen Demagogie in ihrer Nichtigkeit klar erkennen läßt. Hier könnten unsere politischen Doktrinäre mit Händen greifen, zu welchen Konsequenzen ochlokratische Verwilderung und eine »den Wünschen der Massen entsprechende« Politik notwendig führen muß, was auf der politischen Bühne das entfesselte »Ungetüm« das nun auch wieder im 20. Jahrhundert »mit der großen Schwere des gleichförmigen Massenkörpers herangekrochen kommt an die Tore der Zukunft«, für Staat und Gesellschaft, für Eigentum, Freiheit und Persönlichkeit zu bedeuten hat.

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