Harmony Place
Thomas Herget
Der Trailer Park als Todeszone. Die Delinquenten, die Nellie einst an Jehovah und dessen Vasall Nono verhökerte, muffeln wie verdorbenes Katzenfutter aus ihren Metallfässern. Korrupte Oligarchen und ölige arabische Scheichs haben zwar kräftig die Produktion ihrer Snuff-Videos angekurbelt, doch beim Thema Entsorgung meldet nur Nellies Ehemann Winston Zweifel am florierenden wie übelriechenden Geschäftsmodell der alten Studienfreunde an. Ende der Siebziger hat das linksliberale Quartett vor dem Kapitol für Gleichberechtigung und gegen Rassismus gestritten, jetzt haben es die Kinder der Political Correctness und die Mütter von Cancel Culture aufs Abstellgleis eines runtergerockten Wohnparks gesetzt.
Thomas Herget knipst in seiner schrillen und schwarzen Komödie über offene Neurosen und verborgene Nationalgefühle nie wirklich das Licht an. „Harmony Place“ beschreibt die Katerstimmung am Katzentisch zur US-Präsidentenwahl im Jahre 2020. Hier hält eine Gesellschaft Gericht über sich selbst, die durchzogen ist von Staub und Zerfall, zerklüftet von zerschossenen Lebensentwürfen inmitten ramponierter Airstream-Klitschen. Erst in der Erniedrigung und im rituellen Töten erfährt das Personal, dass es lebt.
In der Widersprüchlichkeit der Figuren, der Unschuld ihrer Gedanken und der Hässlichkeit der Orte zeigt das Böse seine Fratze, gleichzeitig verbergen sich in den skurrilen Betrachtungen, wie in allen Dramen dieses Autors, eine groteske Schönheit und eine darüber hinausgehende Wahrheit.