Kritische Ästhetik der Fremdheit
Abschließende Essays
Wolf Wucherpfennig
Die Altersreflexionen des deutsch-dänischen Literaturwissenschaftlers zeichnen die existentielle Fremdheitserfahrung nach, von der große Kunst ausgeht, die sie aber auch bewältigt. In Strukturanalogie zu gnostischem Denken setzt die Kunst das Leiden an der Wirklichkeit und die Sehnsucht nach einer transzendenten Ganzheit voraus und lässt letztere zugleich erahnen. Hierin liegt sowohl ihre versöhnende Kraft als auch ihr kritisches Potential, auch und gerade in einer Zeit zivilisatorischen Niedergangs, in welcher Kultur und Bildung nichts mehr gelten. Der Zusammenhang von Kunst und Fremdheitserfahrung wird exemplarisch gezeigt an Thomas Wolfes Look Homeward, Angel! und an L’Étranger von Albert Camus, die Kraft dieses Denkens wird, der französischen Moralistik und Adornos Minima moralia nachfolgend, in kritischen Überlegungen erprobt, die aphoristisch und essayistisch Erscheinungen der Politik, der Kunst, des Alltagslebens zum Anlass nehmen und dabei zugleich die Alterserfahrung existentieller Fremdheit reflektieren.