Zwischen Aufbruch Anpassung und Untergang
Rotary Club Chemnitz von 1929 bis 1937
Jörn Richter
Der Rotary Club Chemnitz wurde am 19. November 1929 als zehnter Club in Deutschland von 47 Herren gegründet. Chemnitz war damals eine Stadt mit großen Ambitionen und im Aufbruch, trotz der heraufziehenden Weltwirtschaftskrise. Hier fanden die rotarischen Ideale und Ideen in der aufstrebenden Stadtgesellschaft ein festes Fundament. Die erste Demokratie auf deutschem Boden, die Weimarer Republik, mit dem Ideal der Freiheit machte es möglich. Zu schnell sollte dies schon 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten anders werden. Rotary wurde als amerikanisch, freimaurerisch, jüdisch gesteuert, geheimbündlerisch und pazifistisch gebrandmarkt und galt als „undeutsch“. Im Innern zerriss es die Clubs, einerseits durch Ausschluss oder erzwungenen Austritt der jüdischen Mitglieder, anderseits durch Anpassung, ja Anbiederung an das Nazi-Regime. So auch hier in Chemnitz. Das vorliegende Buch schildert eindrucksvoll die Clubgeschichte in dieser schweren Zeit bis zur Auflösung des RC Chemnitz am 5. Oktober 1937.
Dieses Buch ist ein historisches Sachbuch und keine wissenschaftliche Arbeit. Es ist eine Bestandsaufnahme und Auswertung des vorhandenen Materials, welches eindrucksvoll hauptsächlich von Dr. Gert Richter (1933-2015) recherchiert wurde. Die Arbeiten und Forschungen zu diesem Thema sind damit keineswegs abgeschlossen.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beschreibt die Entwicklung des Clubs von 1929 bis 1937 im Spiegel der 386 wöchentlich verfassten Wochenberichte. Der zweite Teil ist den Lebensbildern von 27 der einst 78 Mitglieder des Clubs gewidmet. Bei der Auswahl dieser Biografien wurde darauf Wert gelegt, alle Präsidenten des Clubs und alle von den Nazis verfolgten Mitglieder aufzunehmen. Weiterhin konnten diese zu Mitgliedern Biographien erstellt werden, über die ausreichendes Material vorhanden war.
Folgende Biografien wurden erfasst: Walter Arlart (1873-1951), Felix Bassermann (1893-1956), Karl Becker (1890-1939), Erich Bernstein (1889-1962), Ludwig Blucke (1887-1971), Dr. Richard Bruhn (1886-1964), Dr. Hugo Grille (1870-1962), Hanns Hartmann (1901-1972), Konsul Carl Heumann (1886-1945), Dr.-Ing. Theodor Koerner (1882-1958), Dr. Otto Köhler 1887-1963), Freiherr Oscar von Kohorn zu Kornegg (1882-1963), Karl Lucke (1873-1937), Prof. Dr. Arthur Mendt (1889-1975), Freiherr Klaus-Detlof von Oertzen (1894-1991), Prof. Dr. Johannes Schoedel (1873-1964), Günther Fürst von Schönburg-Waldenburg (1887-1960), Friedrich Schreiber-Weigand (1879-1953), Prof. Dr. Albert Soergel (1880-1858), O. Th. W. Stein (1877-1958), Max von Stern (1878-1948), Hans Stickel (1882-1962), Arthur Sussmann (1884-1962), Ernst Trommler (1895-1950), Kommerzienrat Hans Vogel (1867-1941), Friedrich Wagner-Poltrock (1883-1961), Carl Wever (1870-1941).