Das Widerstandsrecht und die Idee des religiösen Bundes bei Thomas Müntzer.
Ein Beitrag zur Politischen Theologie.
Tobias Quilisch
Zentraler Gegenstand der Untersuchung ist das Widerstandsrecht in seinen unterschiedlichen Formen, wie es in den Schriften und Briefen Thomas Müntzers seine Ausprägung gefunden hat.
Ausgehend hiervon und unter Berücksichtigung der biographischen und theologischen Entwicklung des Reformators werden seine politischen Handlungen, sein Handeln »in der Welt« beschrieben und analysiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Bund und seine Funktion innerhalb der Theologie Müntzers gelegt. Denn der Bund stellt bei Müntzer das zentrale Bindeglied zwischen Glauben und Politik, zwischen Theologie und Widerstandsrecht dar. Der Theologe der Revolution war einer der ersten, der aus der theologisch-innerlichen Kategorie des Bundes eine äußerlich-politische Kategorie entwickelt und diese auch praktisch umgesetzt hat. An seinem Handeln und Denken wird, wie ein Vergleich mit anderen Theologen und Juristen der frühen Neuzeit zeigt, der politische Gehalt der Idee des religiösen Bundes sichtbar (covenant). Insbesondere aus der hiermit eng verbundenen Vorstellung des Volk Gottes als Bündnispartner und als Träger staatlicher Souveränität lassen sich strukturelle und entwicklungsgeschichtliche Verbindungen von Theologie und Staatslehre erkennen, die der herkömmlichen Politischen Theologie fremd sind.