Aller Anfang ist schwer
Erinnerungen an ein Studium in Moskau von 1951 bis 1955
Edgar Günther-Schellheimer, Marc Johne, Daniel Wiesenthal
Edgar Günther-Schellheimer gehörte zu den ersten 175 Studenten der DDR, die 1951 zu einem vierjährigen Studium in die Sowjetunion delegiert wurden. Sein Auftrag war, sich am Staatlichen Moskauer Pädagogischen Institut vor allem Erkenntnisse der sowjetischen Psychologie anzueignen, um später einmal Lehrer auszubilden und in der jungen DDR dabei mitzuhelfen, eine materialistisch begründete Psychologie zu entwickeln.
Er war einer von vielen, die damals noch keine sprachliche Vorbereitung für ein Auslandsstudium genossen hatten.
Das erste Studienjahr in Moskau wurde deshalb besonders schwer; musste doch neben der Aneignung der russischen Sprache das Studium in neuen Fächern und in der Fremdsprache bewältigt werden. Dank der selbstlosen Hilfe, die sie von ihren sowjetischen Kommilitonen erhielten und dem Einfühlungsvermögen der Dozenten und Professoren, die anfangs mehr erraten mussten, was die jungen Deutschen auf die Prüfungsfragen in gebrochenem Russisch antworteten, wurde das geschafft.
Die Abgesandten des neuen demokratischen Deutschlands waren in der Hochschule und im Studentenheim herzlich aufgenommen worden. Der Autor hat während der gesamten Studienzeit und auch bei späteren Studienreisen in der Sowjetunion niemals Aversionen gegenüber Deutschen erlebt. Freundschaften wurden geknüpft, die Jahrzehnte überdauerten.