Die Königsmacher
Wie die synoptischen Evangelien Herrschaftslegitimierung betreiben
Christian Schramm
Jesus ist der einzig wahre König und als solcher anzuerkennen. Davon wollen die drei Synoptiker ihre antike Leserschaft überzeugen – gut begründet. Sie legitimieren Jesus literarisch als König – bei gleichzeitiger Abgrenzung von potenziellen Konkurrenten. Bei aller Einigkeit im Grundplädoyer dominiert in jedem der drei synoptischen Evangelien eine spezifische Hauptlegitimierungsstrategie (Markus: aretalogisch-charismatisch; Matthäus: genealogisch-dynastisch; Lukas: religiös-theokratisch). Die Synoptiker schalten sich in antike machtpolitische Diskurse ein und betreiben »Wahlkampf« für Jesus. Sie positionieren sich im antiken Herrschaftsuniversum mit seinen konkurrierenden personellen Optionen klar zugunsten ihres Favoriten Jesus und mischen damit im »Konzert« der »antiken Königsmacher« kräftig mit.
Jesus is the only true king and shall be recognised as such. The synoptic gospels intend to convince their ancient readers of this – well justified. They legitimate Jesus as king in a literary way – and at the same time distance him from possible competitors. Apart from the consensus in all three gospels the readers find specific strategies for legitimation (Mark: aretalogical-charismatic; Mathew: genealogical-dynastic; Luke: religious-theocratic). The synoptic gospels intervene in ancient power-political discourses and run “election campaigns” for Jesus. In the ancient universe of rulers with its competing candidates they clearly take side for their favourite candidate Jesus and therefore take an important part in the “concert” of the “ancient king makers”.