(Nicht-)kanonische Nebensätze im Deutschen
Synchrone und diachrone Aspekte
Katrin Axel-Tober
Aspekte der Satzfügung und die Grammatik der Subordination sind seit jeher ein zentraler Gegenstand der Grammatikbeschreibung und -theorie des Deutschen. Im Gegenwartsdeutschen existieren dabei sehr weit reichende Korrelationen zwischen der Geltung als Nebensatz auf interpretativer und informationsstruktureller Ebene auf der einen und bestimmten formal-syntaktisch Eigenschaften auf der anderen Seite. Bereits die Junggrammatiker beobachteten jedoch, dass es zahlreiche Konstruktionsweisen gibt, in denen diese Standardkorrelationen durchbrochen sind. Solche ‚nicht-kanonischen‘ Nebensatztypen waren in früheren Sprachstufen noch vielfältiger, ja ihnen wurde sogar häufig eine zentrale Rolle bei der Entstehung der kanonischen Nebensätze (z.B. des ‚dass‘-Satzes oder des pronominalen Relativsatzes) beigemessen. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit synchronen und diachronen Aspekten solcher nicht-kanonischer Subordinationsstrukturen. Im Mittelpunkt stehen dabei folgende, teilweise eng miteinander verzahnte Problembereiche: (i) Die Entstehung des ‚dass‘-Satzes, (ii) argumentale und relative Nebensätze mit Verb-zweit- oder Verb-erst-Stellung, (iii) uneingeleitete Nebensätze und (iv) korrelative Adverbialsätze.