Wundervolles Wasser
Vom Gesundtrinken, Kurbaden und Freischwimmen
Gertraud Steiner
Lebenselixier Wasser – Getrunken wie gebadet
Das gemeinschaftliche Gesundbaden, Schwitzbaden und Trinkkuren an heilsam sprudelnden Quellen ist ein Phänomen, das sich durch die Jahrtausende und Kulturen in aller Welt zieht. In Europa erlebte die Badelust des Mittelalters freilich erst im 19. Jahrhundert wieder eine Renaissance, indem es betuchte, blasse Städter aufs Land und in die Bergwelt zog, wo ehedem einfache Bauernbadln mit dem Aufschwung von Ischl und Gastein den Ehrgeiz entwickelten, auf noblen Kurtourismus umzurüsten.
Aber auch in den drei Jahrhunderten dazwischen war es um die Bründln und Badln nie ganz still geworden. Die Barockzeit erfreute sich an Landpartien, die zu lauschigen Trinkbrunnen führten. Das Landvolk pilgerte gläubig und genauso fröhlich zu heiligen Augenwasserln und Heilquellen. Hatten diese doch neben einer frommen Wallfahrt auch oft ein Badhaus zum Ziel. Und für das Leibweh und die innere Reinigung behalf man sich weiterhin mit einem Schwitzbad in der Brechelhütte, die eigentlich für die Flachsbearbeitung gedacht war. Die Zeit der Aufklärung brachte den naturwissenschaftlich kritischen Blick auf Wasser und Brunnen. Man begann seine Inhaltsstoffe zu analysieren, verdächtigte es, Kröpfe und Schwachsinn zu verursachen, empfahl kalte Güsse gegen die Melancholie und Empfindelei, verfasste balneologische Schriften und entdeckte dazu die Heilkräfte des Sole- und Moorbades.
Das wundervolle Wasser verschwand indessen mehr und mehr, indem es von Verrohrungen verschluckt, chemisch und bakteriologisch untersucht, für Wasserkraftwerke gespeichert und zur Energiegewinnung genutzt wurde.
Spa-Welten heute möchten wieder aus den wunderbaren alten Quellen schöpfen. Auch die Bedrohung der Naturressourcen durch Technik, Kommerz und Massenkonsum hat das Bewusstsein für das einzigartige, geheimnisvolle Lebenselement Wasser, das Element des Reinen und Klaren, neu geweckt.