Konfessionskultur – Pietismus – Erweckungsbewegung
Die Ritterschaft Bächingen zwischen "lutherischem Spanien" und "schwäbischem Rom"
Johannes Moosdiele-Hitzler
Woher kommen konfessionelle Identitäten, und warum sind sie bis heute mancherorts stärker spürbar als anderswo? Was veranlasste die Menschen auf dem Land, pietistische Frömmigkeit anzunehmen?
Von diesen Grundfragen ausgehend widmet sich das vorliegende Buch am Beispiel der schwäbischen Ritterschaft Bächingen an der Brenz erstmals der Wechselwirkung zwischen Konfessionalität und historischem Raum. Unmittelbar an einer Hauptreibungsfläche des Konfessionskonfliktes im Alten Reich und nach 1805 in der bayerischen Diaspora gelegen, gingen hier protestantisches Bekennertum, der Pietismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts ineinander über. Durch religiöse wie soziokulturelle Abgrenzung von den umgebenen Territorien entwickelte sich die Herrschaft über Jahrhunderte zu einem Mikrokosmos mit einer ganz eigenen konfessionellen Kultur, deren Impulse – etwa in Gestalt von religiös motivierten Auswanderungsschüben nach Neuengland (1751) und Bessarabien (1821) – wiederholt dessen enge Grenzen sprengten und langfristig wirksam blieben. Herzogin Franzsiska von Württemberg, die Bächingen 1790 bis 1811 als Privatgut besaß, trug als prominenteste Pietistin ihrer Zeit nicht unwesentlich dazu bei.