Europa. Markt – Macht – Staat
Eine Streitschrift zum Verlust der Orientierung auf einem richtigen Weg
Jörn Sack
Europa verdankt seinen Wiederaufstieg nach zwei Weltkriegen dem Marshall-Plan und dem Schuman-Plan. Ohne diesen wäre jener weitgehend wirkungslos geblieben. Nach dem Schuman-Plan sollte die in den 50er-Jahren einzig mögliche wirtschaftliche Integration das Ferment für einen gemeinsamen Staat abgeben. Durch dessen Herausbildung würde Europa mit einem ganz neuartigen zivilisatorischen Projekt zum Frieden und zur Völkerverständigung weltweit einen hervorragenden Beitrag leisten und so zu neuer Weltgeltung ganz anderer Art als die traditionellen Großmächte aufsteigen. Nur die wirtschaftliche Seite des Plans gelang. Was als Vorlauf gedacht war, geriet zu einer überperfektionierten Endstation. Das Buch zeigt auf, wie es zu diesem verhängnisvollen Ungleichgewicht gekommen ist und wie die Hybris, eine gemeinsame Währung ohne gemeinsamen Staat zu schaffen, eine desaströse Lage herbeigeführt hat, die nur schwerlich wieder aufzulösen ist. Allen Widrigkeiten zum Trotz werden Ansätze für den notwendigen Fortgang der Integration vorgestellt. Grundvoraussetzung für ein Weiterkommen ist ein neues Aufblühen der politischen Kultur in Europa. Ohne Politiker von wahrhaft großem europäischem Format wird es nicht gehen. Der Autor war fast dreißig Jahre als Rechtsberater im Juristischen Dienst der Europäischen Kommission tätig. In dieser Eigenschaft war er u. a. an der Errichtung des Binnenmarktes beteiligt und hat zuletzt die Beitrittsverhandlungen mit sämtlichen mittel- und osteuropäischen Ländern sowie Zypern und Malta juristisch betreut. Die aus politischen Gründen unbedacht eingerichtete Währungsunion hielt er für verhängnisvoll. Er geriet dadurch in wachsende Distanz zu seiner Arbeit. Nachdem er 2005 vorzeitig aus dem Dienst geschieden war, nahm er neben Lehraufträgen eine schriftstellerische Tätigkeit auf.