Verliebt, verheiratet, verwitwet, verhurt
Memoir über einen plötzlichen Tod und weibliche Selbstbestimmung
Erica Johnson Debeljak, Marjeta Wakounig
Als ihr Mann Aleš, ein berühmter und beliebter Schriftsteller und Intellektueller, bei einem Autounfall tödlich verunglückt, ist das Leben von Erica Johnson Debeljak von einem Augenblick auf den nächsten nicht mehr dasselbe. Diese so höchstpersönliche Erfahrung verflicht die Autorin auf akribische und doch gefühlvolle, auf sachliche und doch aufwühlende Weise mit den Geschichten historischer Witwenfiguren und zeigt auf, wie Frauen auch heute noch häufig in der Gesellschaft wahrgenommen werden – nämlich definiert durch die Beziehung zu einem Mann. Neben den emotionalen Gräben, die aufreißen, sieht sich die Erzählerin auch mit bürokratisierter Trauer, dem Kampf ums materielle Überleben sowie mit der Öffentlichkeit konfrontiert, die den Tod ihres Mannes und somit auch ihre Rolle als Witwe zu vereinnahmen versucht.
Der Roman ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Erinnerungen, vielmehr liefert er eine Aufarbeitung von Frauenrollen wie der Ehefrau und der Witwe. Mit brutaler Ehrlichkeit und mit Sanftheit nähert sich der Text gekonnt dem Thema »Trauer« und der daraus erwachsenden Selbstermächtigung und Emanzipation. So manche konventionelle Denkweise wird dabei in ein anderes, neues Licht gerückt.
Der slowenische Bestseller wurde 2021 auf der Buchmesse Ljubljana zum Buch des Jahres gekürt.