Aktienkursbildung.
Eine handlungstheoretisch fundierte "Erklärung des Prinzips".
Rainer Kasperzak
Seit jeher bemühen sich Ökonomen, die Mechanismen der Preisbildung auf Aktienmärkten genauer zu verstehen. Trotz intensiver empirischer Forschung ist man der Erfüllung des Anspruchs, sich den Gesetzen der Preisbildung anzunähern, nicht entscheidend näher gekommen. Um die Gründe dafür aufzudecken und alternativen Erklärungsansätzen ein theoretisches Fundament zu liefern, erscheint es unabdingbar, sich mit dem Untersuchungsobjekt auf einer grundlagentheoretischen Ebene auseinanderzusetzen. Dieser Zielsetzung widmet sich die Arbeit. Abweichend von den restriktiven Annahmen der Theorie effizienter Kapitalmärkte werden Informationswahrnehmungs- und -verarbeitungsprozesse explizit thematisiert. In diesem Zusammenhang fließen ferner methodologische und erkenntnistheoretische Fragestellungen in die Untersuchung ein. Im Rahmen eines evolutionsökonomischen Handlungsmodells, das den theoretischen Rahmen für die Analyse liefert, werden zunächst die individuellen Handlungsgrundlagen oder Restriktionen herausgearbeitet, da sie das Verhalten der Marktakteure kanalisieren. Ein zweiter Arbeitsschritt ist es dann, empirisch beobachtbare Gruppen von Akteuren zu bilden, deren Handeln von ähnlichen Handlungsbedingungen geleitet wird. Diese Analyseperspektive erlaubt Rückschlüsse über das Verhalten und die Prognostizierbarkeit von Wertpapierkursen, die in dieser differenzierten Form aus dem Effizienzmodell nicht ableitbar sind.