Mit dem Blindenstock nach Togo
Von Büchern, Saharasand und Mr. BlindLife
Jasmin Ciplak
Nach dem Abitur beschließt Jasmin im Rahmen eines Freiwilligendiensts für ein Jahr nach Togo zu gehen. Ihre Besonderheit: sie ist sehbeeinträchtigt und sieht zum Zeitpunkt ihrer Reise auf dem besseren Auge nur noch zehn Prozent. Wohlgemerkt mit Brille.
Nach der Suche nach ihrem verschollenen Koffer und der ersten Malariaerkrankung, geht es für Jasmin in das togolesische Dorf Balanka, rund eine Tagesreise von dem Rest der Freiwilligen entfernt. Dort arbeitet sie in einer Bibliothek und muss zunächst einmal lernen ihre ganzen Gastgeschwister zu unterscheiden. Später reist sie mit ihrer Gastschwester in die Hauptstadt, gerät auf dem Rückweg in gewaltsame Ausschreitungen und organisiert, nachdem sie währenddessen einen blinden Abiturienten traf, ein Spendenprojekt für ihn und seine blinden, sehbeeinträchtigten Mitschüler, um diese mit neuen Blindenstöcken auszustatten.
Im Anschluss an den Ramadan und das Opferfest, welche Jasmin mit ihrer muslimischen Gastfamilie begeht, fährt sie mit einer anderen Freiwilligen weiter in den Norden Togos, steht Kopf an Kopf mit einem Elefanten und schläft auf einem UNESCO-Weltkulturerbe unter den Sternen, ohne Handyempfang, Strom oder fließend Wasser.
Ehrlich und einfühlsam erzählt Jasmin von den Hürden, Vorurteilen und Tiefpunkten während des Freiwilligendienstes und untermalt ihre Erzählung mit Zitaten aus ihrem Tagebuch. Gegen Ende des Jahres wird ihr Glück in Balanka getrübt, denn ihre Mutter erkrankt schwer an Krebs. Lange ist es ungewiss, ob Jasmin sie noch einmal lebendig wiedersehen wird.
Zurück in Deutschland muss sich Jasmin erst wieder eingewöhnen und kämpft zudem das gesamte erste Studiensemester um ihre Hilfsmittelausstattung. Mit der Zeit lernt sie ihre Sehbeeinträchtigung, die sie vor Togo immer versuchte zu verbergen, anzunehmen und immer offener damit umzugehen.
Gemeinsam mit ihrem Mann („Mr.Blindlife“), dem größten blinden Content Creator im deutschsprachigen Raum, zeigt Jasmin zudem, dass man mit Beeinträchtigung genauso viel erreichen kann, wie ohne. Vielleicht muss man manchmal mehr improvisieren oder investieren, aber letztendlich ist so viel mehr möglich, als man anfangs denkt.