Der stumme Text
Eine Kritik der maschinellen Übersetzung
Ettore Mjölsnes
Die neueste Generation maschineller Übersetzungsprogramme liefert Ergebnisse, die als äusserst vielversprechend wahrgenommen werden. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Maschine den Übersetzer überflüssig macht.
Vergessen geht dabei, dass der Sinn des Übersetzens im herkömmlichen Sinn sich nicht in der Lieferung eines fertigen Textes erschöpft. Vielmehr ist jeder Übersetzer innerhalb eines materiellen und geistigen Umfelds tätig, das sich in der Übersetzung spiegelt. Insofern liegt die eigentliche sprachliche, kulturelle, kognitive und auch wirtschaftliche Leistung des Übersetzens in jenen Vorgängen begründet, die dem Endprodukt voraus gehen.
Darin liegt der wesentliche Unterschied zwischen der Übersetzung der Maschine und jener des Menschen. Die rechnerisch hergestellte Zeichenfolge, welche die Maschine liefert, ist, selbst wenn sie fehlerfrei ist, eine leere Hülle, die keinerlei Spur eines Entstehungshintergrunds in sich trägt und somit auf nichts ausser auf sich selbst verweist.
Die Maschine produziert einen letztlich stummen Text.