Spiel ohne Grenzen
Beiträge zum Problem der Freiheit
Lothar Röse
Die „Nachspielzeit zur regulären Neuzeit“ ist inzwischen abgelaufen; wir leben im „Zeitalter des Epilogs“ mit der vorherrschenden „Haltung von Endverbrauchern“. Die Moderne war schon längst nicht mehr modern, und Fragen zur Postmoderne oder zur Globalisierung sind unterdessen – auch von der Realität – so überholt, daß es fast müßig erscheint, sich von ihrer Beantwortung noch etwas zu versprechen. Wenn auch prinzipiell noch offen ist, was nach dem ›Theater der Moderne‹ in der nächsten Saison auf dem Spielplan stehen wird, so sprechen doch unverkennbare Anzeichen dafür, daß einige Aufführungen, sofern sie sich denn auf die »geistige Situation der Zeit« einlassen, einen großen Zorn auf die (Welt-)Bühne bringen, während andere den Rückzug in eine neue Innerlichkeit, gleichsam ein digitales Biedermeier inszenieren werden.
Rasend entwickeln sich die Mittel (der Technik), die, wenn sie sich darüber nicht selbst zum Zweck geworden sind, sich immer verdächtig dem Arkanum der Macht fügen. Zu den ersten Opfern der großen Verwirrung gehören sowohl der Begriff als auch die Sache der Freiheit, die den Falschen in die Hände gefallen, gar zum Unwort geworden ist, so als sei alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist oder als erschöpfe sie sich in der bloßen Abwesenheit von Zwang.
Statt also auf gnädige Besserung zu hoffen, tut nach wie vor die gründliche Auseinandersetzung mit dem not, was an Zeichen und Symptomen allenthalben wahrnehmbar ist: „Die Kritik bleibt nunmehr Bedingung dessen, was werden könnte, aber … ihre wahre Aufgabe ist, den Sachen nahe zu kommen und zu sagen, was ist.“ Mehr nicht.