Die Wandlung des Schmerzes
Zur Seelsorge in der modernen Welt
Richard Riess
Das Zwanzigste Jahrhundert hat sich – näher betrachtet – am Ende doch als ein Zeitalter der Schrecken, der Ernüchterung und des Schmerzes herausgestellt – des Schmerzes über so viel Grausamkeit und Krieg, so viel zerstörtes Vertrauen in die Vernunft des Menschen, so viel spürbare Endlichkeit des Lebens, seiner Ressourcen und seiner Glückseligkeit. Zugleich ist jedoch auch die Sehnsucht vieler Menschen geradezu ins Unermessliche gestiegen – die Sehnsucht nach Umdenken, Orientierung und Neuanfang. Richard Riess geht dieser Spur am Beispiel der kirchlichen Seelsorge in seinen Analysen nach. Er zeichnet die großen Linien des Wandels in Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur, zeigt Facetten eines künftigen Kirchenbildes auf und beschreibt den Standort sowie den besonderen Stellenwert der kirchlichen Seelsorge im Kontext einer inzwischen vielseitig gewachsenen therapeutischen Kultur. Prozesse der Säkularisierung, insbesondere in der westlichen Welt – etwa die Pluralisierung, der Wandel traditioneller Wertesysteme und das Aufkommen neuer Kommunikationsstile und Lebenspraktiken – nimmt der Autor aufmerksam zur Kenntnis. Riess beklagt sie keineswegs als Symptome eines weltweiten Verfalls oder apokalyptischen Wetterleuchtens. Er deutet sie vielmehr als Zeichen einer tief greifenden Herausforderung und als Chance für eine weltoffene, von den biblischen Verheißungen getragene Seelsorge.In ebenso informativer, aufklärerischer wie inspirierender Weise bietet Richard Riess eine Fülle von kulturgeschichtlichen Beobachtungen und geistlichen Impulsen. Auf ausgesprochen originelle Weise ergänzt er das gegenwärtige Spektrum an pastoralpsychologischen und poimenischen Standardwerken.