„Against all odds“
Chinas weltpolitischer Aufstieg aus dem Blickwinkel der westlichen Politikwissenschaft
Berthold Kuhn
Der Beitrag analysiert Chinas Aufstieg „against all odds“ und diskutiert die Reformfähigkeit und die politische Stabilität des Regimes in Festlandchina, die von Teilen der westlichen Politikwissenschaft weiterhin infrage gestellt werden. Die westliche Politikwissenschaft hat zwar die Probleme des heutigen Chinas, insbesondere Korruption, Migrationsthemen, soziale Verwerfungen und Umweltprobleme, thematisiert, hat jedoch die Stabilität des Regimes falsch eingeschätzt. Sie hat sich zu wenig mit der Entwicklung der politischen Strategien, den Governance-Strukturen, den Partei- und Verwaltungsstrukturen sowie den zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Experimenten und Innovationen in China befasst. Die traumatischen Erfahrungen der Kulturrevolution (1966-1976) haben die Ausgestaltung von politischen Prozessen und Governance-Arrangements im heutigen China stark beeinflusst. Allerdings ist eine „Retro-Perspektive“ auf die politische Kultur in China wenig hilfreich. Personenkult und Kampagnenstil sind zunehmend institutionalisierten und vielseitig beaufsichtigten Prozessen der politischen Analyse und Gestaltung unter Einbeziehung von Sachverstand aus dem In- und Ausland gewichen.