»Der stete Krieg«
Das Zusammenspiel von Spekulation und Vorstellung bei Hegel mit Blick auf Fichte und Schelling
Kazimir Drilo
Hegel unterscheidet zwischen dem vorstellenden und dem spekulativen Denken. Üblicherweise wird dieser Unterschied im Rahmen einer Erkenntnistheorie abgehandelt. Dadurch wird jedoch das tieferliegende und immer noch aktuelle Anliegen Hegels verdeckt: Zu zeigen, dass das Zusammenspiel von Vorstellung und Spekulation vor einem dramatischen Hintergrund stattfindet, dem „steten Krieg“ zwischen der schöpferischen und der zerstörerischen Kraft des Denkens. Hegels Philosophie geht diesen Kräften nach und macht sich zur Aufgabe, das Zerstörende und das Bewahrende in ihrer Entgegensetzung und ihrem Zusammenspiel zu verstehen und sichtbar zu machen. Es ist zwar das höchste Ziel des Geistes sich selbst zu erkennen. Selbsterkenntnis ist aber keine Garantie für Frieden und Stabilität, wenn sie nicht philosophisch durchgebildet ist. Jeder andere Weg ist bei dem Versuch Stabilität in das Denken zu bringen zum Scheitern verurteilt. Das war die Überzeugung von Hegel, aber auch von Fichte und Schelling. Dieser dramatische Hintergrund ist für sie nicht nur ein Thema der Philosophie von vielen. Er ist der Bewegungsgrund ihres Denkens. Das Buch will zeigen, dass Hegel, aber ebenso Fichte und Schelling, Philosophen auch unserer Zeit sind und die Beschäftigung mit ihnen nicht Beschäftigung mit etwas Vergangenem ist, sondern mit der gegenwärtigen Welt und ihren Widersprüchen.