Fische und Fischkulte im Alten Ägypten
Ingrid Gamer-Wallert
Die Rolle von Fischen im Alten Ägypten ist nicht ganz frei von Widersprüchen: Waren sie wichtigstes Nahrungsmittel seit vorgeschichtlicher Zeit, fehlten sie doch in den Totenopferlisten und auf den Speisetischen der Tempel; einerseits wurden sie als Feinde bei den größten Götterfesten zertrampelt und verbrannt, andererseits durften sie als „bwt“ weder gegessen noch berührt werden. Solche Fischtabus, die in den kalendarischen Listen des Neuen Reiches bereits angedeutet werden, haben keine Allgemeingültigkeit. Sie sind auf bestimmte Fischarten beschränkt, das heißt dort gültig, wo Fische als heilige Tiere bestimmten Gottheiten zugesellt sind. Ihre Rolle als Helfer des Rê und des Osiris ließ darüber hinaus einzelne Arten zu Beschützern des Toten werden, zum Teil sogar als dessen Garanten der Wiederbelebung und Wiedergeburt.