Türhüter
Wie Recht wird, was es ist
Gerhard Donhauser
Der Türhüter aus Kafkas Parabel „Vor dem Gesetz“ steht für den juristischen Diskurs, der es dem „Mann vom Lande“ unmöglich macht, zum „Gesetz“, vorzudringen. Der „Mann vom Lande“ wiederum kann als Metapher für all die „Rechtsunterworfenen“ betrachtet werden, denen dieser Diskurs fremd ist. Rechtliche Normen sind stets sprachliche Konstruktionen. Als solche müssen sie interpretiert werden, und Interpretationen wiederum sind weder einfach noch eingleisig.
Im Gegensatz zu „herrschenden“ rechtsdogmatischen Sichtweisen wird hier die Ansicht vertreten, dass sich Rechtsinterpretation nicht im Modus des mehr oder minder richtigen „Auslegens“ von Vorhandenem und Vorgefundenem erschöpft. Denn Interpretationen jeder Art sind perspektivisch konfiguriert und enthalten kreatives Potential, weshalb es etwas wie die richtige Lesart nicht geben kann, eher schon vertretbare und nichtvertretbare Deutungen.
Rechtsnormen sind Sprachäußerungen – und als solche ernst zu nehmen. Ein sprachphilosophischer Zugang zu Rechtsphilosophie und Rechtstheorie nimmt zwangsläufig auf die meisten zentralen Fragen und Themen zeitgenössischer Rechtsphilosophie und Rechtstheorie Bezug. Der vorliegende Band kann deshalb zugleich auch als fundierte und umfassende Einführung in diese Fragestellungen gelesen werden.