Gläserne Grabungen. 10 Jahre neue Stadtarchäologie Aachen 2006-2016 (=Aachener Beoiträge zur Baugeschichte und Heimatkunst 9)
Andreas Schaub
Aus dem Vorwort:
„Reisen in die Vergangenheit müssen möglich sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering“ sagte einst der berühmte Wissenschaftler Stephen Hawking. Doch ich habe das Gefühl, in Aachen sind sie Alltag. Denn egal wohin ich in unserer schönen Stadt gehe, egal, wohin ich schaue, die Vergangenheit ist bei uns allgegenwärtig. Zum einen natürlich aufgrund
imposanter historischer Bauwerke, aber auch dank der vielfältigen und spannenden archäologischen Funde, die sich in der ganzen Stadt verteilt befinden.
Archäologie in Aachen ist nicht erst seit dem 06.06.2006 präsent. Jedoch wurde damals, durch die Einrichtung der Stadtarchäologie, gewährleistet, dass die Bodendenkmalpflege fachlich adäquat auf die Ebene der Baudenkmalpflege angehoben wurde. Ein im Rückblick wichtiger und richtiger Schritt!
Durch eine Beteiligung der Archäologie im Vorfeld aller Bauvorhaben konnte seitdem nahezu ausgeschlossen werden, dass man von archäologischen Funden überrascht wurde oder dass sie gar zerstört wurden. Das historische
Potential nicht nur der Altstadt, sondern auch der Stadtteile, ist beachtenswert und verdient ein besonderes bodendenkmalpflegerisches Engagement, um Geschichte weiter fortschreiben, bisweilen auch zu korrigieren oder gar neu schreiben zu können. Eine nach wie vor spannende Aufgabe.
Durch die Möglichkeit von öffentlich zugänglichen Grabungen, z.B. im Elisengarten, zeigt sich, dass auch die Aachener Bevölkerung immer stärker an ihrer älteren Geschichte interessiert ist. Dies wird deutlich, durch die große Resonanz, die bei Vorträgen, Führungen und Ausstellungen zu verzeichnen ist. Aus diesem Interesse heraus ist auch die 2009 erfolgte
Gründung des Archäologischen Arbeitskreises Aachen erfolgt, in dem sich Menschen aller Alters- und Berufsklassen zur ehrenamtlichen Unterstützung der Aachener Archäologie zusammengefunden haben. Denn auch oder gerade in
einem, im Wortsinne, staubigen Wissenschaftsfeld, ist das Ehrenamt unersetzlich. Nur in der gemeinsamen Anstrengung zwischen hauptamtlicher Bodendenkmalpflege und bürgerschaftlichem Engagement wird das kulturelle archäologische Erbe dauerhaft geschützt und im Bewusstsein der Bevölkerung nachhaltig verankert. Sichtbare archäologische Relikte sind in der Altstadt in Form von archäologischen Fenstern und insbesondere der archäologischen Vitrine im Elisengarten vorhanden. In Kornelimünster können Reste eines römischen Tempelbezirks, im Aachener Wald vorgeschichtliche Grabhügel erkundet werden. All diese Zeugnisse erinnern an vergangene Epochen und zeigen nicht nur
auswärtigen Besuchern, sondern auch den Einheimischen manches bis dato Unbekannte.
Spektakuläre Grabungen, wie z.B. zwischen Markt, Hof und Münsterplatz, haben nicht nur lokales, sondern überregionales und internationales Interesse an der Aachener Frühgeschichte wachgerufen. Durch Beteiligung an Filmbeiträgen,
überregionalen Ausstellungen und durch Publikationen und Kongressteilnahmen ist die Aachener Archäologie auch zu einem kulturellen Botschafter Aachens geworden. Die ersten zehn Jahre Stadtarchäologie sind damit als äußerst erfolgreich zu bezeichnen.