In der Sprache der Täter
Neue Lektüren deutschsprachiger Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur
Stephan Braese
Die Tatsache, daß es die deutsche Sprache war, in der die nationalsozialistische Vernichtungspolitik erdacht, propagiert und mit beispielloser Effizienz durchgeführt wurde, hat – nicht nur unter Überlebenden – nachhaltigen Zweifel daran geweckt, ob sie fortan noch als Medium poetischer Arbeit zu gebrauchen sei. Wenn das zentrale Moment poetischer Anstrengung darin bestand, „einer großen humanen Sache zu dienen“ (W. Hildesheimer) – konnte dies möglich bleiben in einer Sprache, der jetzt die „Endlösung“ unabtrennbar zugehörte? Wie deutschsprachige Autoren auf diese Herausforderung reagiert haben, steht im Mittelpunkt der in diesem Band versammelten Untersuchungen von Wissenschaftlern aus Israel, Deutschland und der Schweiz.